Ein imposantes Bild – die Platane im Klosterhof. Foto: Danner

Größe könnte in Zukunft Probleme bereiten. Wurzelwerk breitet sich immer weiter aus.

Oberndorf - Immer mal wieder ist die Platane im Gespräch. Zuletzt beim Ortstermin der Oberndorfer Gemeinderats auf dem neuen Krone-Vorplatz in Bochingen. Dort wurden gerade mehrerer solcher Bäume gepflanzt, deren Kronen einmal ein Platanendach bilden sollen. Ähnliches könnte sich Bürgermeister Hermann Acker auch für den Klosterhof vorstellen, wie er auf Anfrage unserer Zeitung erklärt.

"Von einer anstehenden Fällung im Klosterhof ist mir nichts bekannt", so Acker. Fakt sei aber, dass der Baum inzwischen eine Dimension erreicht habe, die Probleme für die Zukunft bereitet. Das Wurzelwerk breite sich immer weiter aus und werde mittelfristig zu Beschädigungen des Mauerwerks oder der Brunnenanlage führen, meint der Bürgermeister.

Bekanntlich habe man das Pflaster im Klosterhof bereits wiederholt aufgrund entstandener Stolpergefahren durch die ausgedrungenen Wurzeln entnehmen und neu verlegen müssen.

Besondere Bedeutung

Die Platane hat für die Oberndorfer eine besondere Bedeutung. Einst stand er im Freibad. Ehemalige Rathaus-Mitarbeiter erinnern sich noch gut daran, wie er Mitte der 1970er-Jahre mit einem großen Kran in den Klosterhof gehievt wurde.

Nachdem man sich für den Klosterbau als künftigen Sitz der Stadtverwaltung entschlossen hatte, habe man den Hof erst einmal von seinen "Bauten" befreit. Der Brunnen sei damals noch teilweise umbaut gewesen. Einige Ahornbäume – Wildwuchs – habe es seinerzeit dort gegeben. Einen habe man stehen lassen. Er wurde allerdings inzwischen gefällt.

Die Platane spendet bei allerlei Festivitäten im altehrwürdigen Gemäuer Schatten, schützt vor Nieselregen und verleiht dem Klosterhof sein unvergleichliches Ambiente.

Der Schwarzwälder Bote hat beim Kreisfachberater für Gartenbau und Grünordnung, Peter Keller nachgefragt. Er kenne die Situation in Oberndorf nicht, räumt er ein. Jedoch könne grundsätzlich gesagt werden, dass es sich bei Platanen um sogenannte Herzwurzler handle. Das bedeutet, ihre Wurzeln wachsen sowohl in die Breite als auch in die Tiefe. Sie könnten bis zu 30 Metern hoch und bis zu 200 Jahren alt werden. Je nach Standort und Untergrund bilde diese Baumart ein anderes Wurzelsystem aus.

Um dem Herr zu werden, gebe es sogenannte Wurzelsperren. Ob dies bei der Klosterhof-Platane funktioniere, könne er aus der Ferne nicht sagen. So etwas sei von Fall zu Fall zu entscheiden.

Am Rande: Wie Espenlaub

Die Platane im Oberndorfer Klosterhof hat Wuzeln geschlagen – durch das Kopfsteinpflaster hindurch und in den Herzen der Neckarstädter. Aber wenn er so weitermacht, droht dem Baum womöglich die Säge.

Niemand hat die Absicht, einen Baum zu fällen. So oder so ähnlich hieß es vor zwei Jahren von der Stadtverwaltung. Aber darf sich die Platane im Klosterhof tatsächlich weiterhin sanft im Wind und in Sicherheit wiegen? Wenn sie erzählen könnte, was gelegentlich so um sie herum und über sie gesprochen wird, wüsste sie einiges zu berichten. Genau genommen müsste der Baum zittern wie Espenlaub. Vielleicht versucht er sich deshalb, so krampfhaft mit seinen Wurzeln festzuhalten.

Dabei hat der Schultes sonst ein großes Herz für Grüngewächse. Den Anwohner in der Hauptstraße, der unrechtmäßig das Bäumchen vorm Haus geschnitten hat, hat Acker jedenfalls hart ins Gericht genommen – ordentlich zurechtgestutzt halt. Ob nun zu Recht, oder nicht. Die Naturliebe des Stadtoberhauptes macht doch bestimmt nicht vor der wunderschönen Platane Halt.