Amelie Siegel am Horn und Michael Link an der Orgel begeistern mit ihrem vielfältigen Programm und ihrem Können an den beiden Instrumenten. Fotos: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Amelie Siegel zeigt ihr Können am Horn / Michael Link begeistert mit Improvisieren im Augenblick

Das erste der drei Sommerkonzerte in der evangelischen Stadtkirche Oberndorf brachte Werke der Musik für Horn (Amelie Siegel) und Orgel (Michael Link).

Oberndorf. Das Programm war vielfältig, aber wohl durchdacht und reichte zeitlich von William Byrd (1543-1623 bis Maurice Duruflé (1902-1986).

Kirchenmusiker und Kantor Michael Link hatte an den Beginn des Konzertes "The Bells" (Die Glocken) von William Byrd gesetzt.

Nach einem Beginn der schweren Glocken allein im Pedal fallen die helleren Schwestern ein. Die Registrierung machte dies deutlich, der immer schneller werdende Rhythmus ebenso. Das langsame Verhallen wird nochmals in einem großen Schlussakkord gebündelt.

Xenia Werkmeister begrüßte nun im Namen der Orgelfreunde Oberndorf alle Zuhörer und stellte die Hornistin Amelie Siegel vor. Seit ihrem zehnten Lebensjahr spielt Siegel Horn. Sie studierte das Instrument zunächst in München, unterbrach ihre Ausbildung für ein Studium der Sportwissenschaften und studiert nun seit Oktober 2017 Horn in Trossingen.

Das erste Stück, mit dem sich Amelie Siegel und Michael Link zusammen vorstellten, war "Romance" von Camille Saint-Saëns (1809-1847).

Durch einen wunderbaren Ansatz im Piano und ebensolche Tongestaltung überzeugte Siegel das Publikum von Anfang an. Dass die "Romance" nicht nur Titel sondern auch innerstes Wesen dieser Musik war, stellten beide Musiker unter Beweis.

In der "Passacaglia" von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), die mit einer längeren Einleitung in den Bässen beginnt, stellte Michael Link die rhythmische Strenge dieses Tanzsatzes und seine "Trittsicherheit" im Pedalspiel unter Beweis. Die Leichtigkeit des Mittelsatzes zu hören, war köstlich im Gegensatz zum vollem Klang der Kopfsätze.

Mit "Pavane pour une infante défunte" (Pavane für eine verstorbene Prinzessin) von Maurice Ravel (1857-1937) hatten sich Siegel und l Link einer schweren Aufgabe gestellt. In diesem Trauergesang waren vor allem die tiefen Lagen des Horns besonders tragend. Sie wurden mit aller Klangqualität, die dieses Instrument auszeichnet, gespielt. Hier wurde sehr feinfühlig, in vollem Einklang zwischen Horn und Orgel, musiziert.

"Nun bitten wir den heiligen Geist" erklingt in abgewandelter Form

Die Improvisation "Nun bitten wir den heiligen Geist" stand als nächstes Stück auf den Programm. Michael Link schlug das Gesangbuch auf und stellte das Lied vor. Dann aber, ohne eine geschriebene Note vor sich, ließ er seiner musikalische Erfindungs- und Gestaltungskraft freien Lauf.

Seine Improvisation begann mit dem Spiel des hohen Holzes. Über die gesamte Skala der Mittellage bis zu Posaunen und einem Wirbel von 32steln mit vollem Pedaleinsatz reichte die Abwandlung des eigentlich so schlichten Liedes. Es war, wörtlich genommen, ein einmaliges Erlebnis, ein Improvisieren im Augenblick.

Dass das Hornkonzert Es-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) zu den Höhepunkten seiner Konzerte für ein Soloinstrument gehört, machten Amalie Siegel und Michael Link mit dem zweiten Satz "Romanze" aus diesem Werk klar.

Fast hätte man laut jubeln können, wenn man hörte, wie die Orgel, im Klang einer Jahrmarktorgel nicht unähnlich und im Tanzrhythmus, das Horn, das diese Romanze in allerfeinster Manier voll Eleganz musizierte, begleitete. Ein Meisterstück.

Veni Creator Choral und Variationen von Maurice Duriflé (1902-1986) war wieder eine Aufgabe allein für Michael Link. Nach der Vorstellung des Themas zeigt er, die in feiner Durchführung das Konzept des Komponisten, der vom hohen Holz über vorwiegend Zungenregister und einen ungeheuer bewegten Teil zu einem Tonnetz größter Dichte kommt und in einem großen, aber nicht "aufgelösten" Schluss endet, so dass Fragen bleiben.

Das "symphonische Stück", "Morceau Symphonique" von Alexandre Guilmant (1837-1911), sollte das Konzert offiziell beschließen. Hier zeigte sich Siegel als hervorragende Hornistin, die sowohl die tiefen als auch die hohen Lagen dieses so schwierig zu spielenden Instrumentes beherrscht. Läufe im schnellen Teil wurden souverän gespielt und klar gestaltet. Und immer wieder zu hören war eine bewundernswerte, volle Tiefe. Einer Klammer gleich fasste das Musizieren in diesem Stück das Konzert zusammen.

Langanhaltender, großer Applaus wurde von den Solisten mit "Jesus bleibet meine Freude" von Johann Sebastian Bach quittiert. Xenia Werkmeister dankte Amelie Siegel und Michael Link für ihr großes Spiel und lud dazu ein, sich unter den Arkaden der Stadtkirche bei einem Getränk oder einem kleinen Happen noch zu unterhalten.