Tobias Neher, Rebekka Ruth, Sabrina Michelfeit, Peter Kuptz, Eduard Becker, Volker Rückert, Julia Müller, Bernd Kromer und Michael Link (von links) treten zugunsten einer Pfeifenorgel in der evangelischen Stadtkirche auf. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder Bote

Benefizkonzert: Oberndorfer Hornquartett und Calrisonos: In der evangelischen Stadtkirche "Blech trifft Holz"

Trotz des nicht gerade einladenden Wetters war das Benefizkonzert zugunsten eine Pfeifenorgel "Blech trifft Holz" in der evangelischen Stadtkirche am Samstagabend sehr gut besucht.

Oberndorf. Das Oberndorfer Hornquartett (Julia Müller, Eduard Becker, Bernd Kromer und Volker Rückert) hatte sich mit Calrisonos – einem Klarinettenquartett (Sabrina Michelfeit, Rebekka Ruth, Tobias Neher und Peter Kuptz, der die Bassklarinette spielte) – zu diesem Konzert zusammengefunden.

Nachdem sich das Hornquartett mit "Child’s Anthem", arrangiert von Volker Rückert, überzeugend vorgestellt hatte, begrüßte Bernd Kromer die Besucher. Sabrina Michelfeit von Clarisonos versprach vom Ton der Klarinetten eine große Klangvielfalt.

Mit der Ouvertüre zu "Die Hochzeit des Figaro" von W. A. Mozart, arrangiert von Bernd Sieg, zauberte Claisonos einen taufrischen Mozart in die Stadtkirche.

Volker Rückert kündigte nun das Konzert für vier Hörner, eine Originalkomposition von Heinrich Hübler an, der gefeierter Hornist des späten 19. Jahrhunderts war, und dessen einzige bekannte Komposition hier zur Aufführung kam. Wesentliche Verstärkung bekam das Hornquartett durch Kantor Michael Link am Klavier.

Aufeinander eingespielt

Die Einleitung am Klavier zeigte, dass dieses Werk der Spätromantik zugeschrieben werden kann. Das einleitende Allegro maestoso machte deutlich, in welcher Weise dieses Quartett aufeinander eingespielt ist.

Wunderschön anzuhören das Adagio, das ganz auf Klangschönheit ausgerichtet scheint. Im schließenden Allego vivace, mit hohen Ansprüchen an die Spieltechnik, putzmunter vorgetragen, glaubt man an manchen Stellen musikalische Jagdmotive zu hören. Hier hat das Oberndorfer Hornquartett einen schier vergessenen Komponisten glänzend reanimiert.

Ebenso brillant entführte Clarisonos mit "A Klezmer Wedding" in die Welt der Ashkenasim, die Welt der osteuropäischen Juden, in der ein Sholem Aleichem, der Milchmann aus "Anatevka", zuhause war.

Nach einer glänzenden Führungsklarinette vor Sabrina Michelfeit war man hier einem musikalischen Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Tiefe Melancholie verwandelt sich in raffinierten Tonart- und Rhythmuswechseln in überschäumende, fast ekstatische Lebenslust.

Zum folgenden "Tears in Heaven" (Tränen im Himmel), arrangiert von Bernd Kromer, wusste Volker Rückert zu erzählen, dass der Komponist Eric Clapton diesen Song unter dem Eindruck des frühen Todes seines Sohne geschrieben hat.

"Easy", wiederum von Bernd Kromer arrangiert, klang irgendwie sorglos. Volker Rückert, diesmal als Sänger, traf den Sound "Like Sunday morning" authentisch.

Clarisonos hatten sich als nächstes Stück "Ulla in Afrika"“ von Heiner Wiberny ausgesucht, in dem sie auch recht fremdartige Tonfolgen und Rhythmen präsentieren konnten.

Glücksmomente

"What a wonderful world", einer der Kultsongs Louis Armstrongs, arrangiert von Volker Rückert, machte durch seine Stimme das Staunen und die Freude über das Dasein, die Glücksmomente, nachfühlbar. Zu "El Condor Pasa" wusste Bernd Kromer zu erzählen, dass dieser Welthit ein altes Volkslied war. Das Oberndorfer Hornquartett wusste diese Melodie so zu gestalten, dass aus einer einfachen Weise ohne Schnörkel ein Werk großer Vielstimmigkeit wurde.

Tobias Neher sagte nun das letzte Stück von Clarisonos an. Bei "Holz trifft Blech" seien keine Gegner aufeinander getroffen, sondern man habe sich hervorragend ergänzt.

Das abschließende "Willi Tell und andere Ungeheuerlichkeiten" wurde von Thomas Michelfeit arrangiert. Gioachino Rossinis berühmte Ouvertüre war zwar Rahmen des Stückes, doch auch "Heidi" und andere "musikalische Ungeheuerlichkeiten" fanden hier ihren Platz.

"Funiculì, Funiculà" hatte sich das Oberndorfer Hornquartett als Schlusspunkt ausgesucht. Dieses 1880 entstandene Lied nach neapolitanischer Art ist ein Gassenhauer, doch wie er hier gespielt wurde – glasklar, super exakt, mit riesigen Sprüngen zwischen Piano und Forte, ließ dies vergessen.

Der "musikalische Hausherr" der Stadtkirche, Kantor Michael Link informierte über den Hintergrund des Konzertes: Die alte elektronische Orgel war nicht mehr bespielbar; der ehemalige Förderverein trug mit Restmitteln dazu bei, als Überganglösung eine neue Digitalorgel als Wegbegleiterin zur ersehnten Pfeifenorgel zu haben. Die "Oberndorfer Orgelfreunde" verfolgen nun schon über längere Zeit ihr großes Ziel.