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Scheffelstraße wird von Müllabfuhr regelmäßig ignoriert. Alba: Spezielles Fahrzeug nötig.

Oberndorf - Das stinkt zum Himmel – diese Redewendung passt nicht nur zu den Mülltonnen von Klaus Müller. Dem Bewohner der Scheffelstraße stinkt’s nämlich auch gewaltig. Seit Monaten ärgert er sich bald täglich über die Müllabfuhr, die seine Tonnen auf ihrer Tour wohl gern einmal auslässt.

"Mein Geduldsfaden ist gerissen", hat Müller in einer Mail an das Landratsamt und das Müllabfuhrunternehmen Alba klargestellt. Mehrere Male hat er schon darauf aufmerksam gemacht, dass seine Tonnen nicht rechtzeitig geleert wurden. Dabei ärgert der Bürger sich nicht etwa über ein paar Stunden Verspätung – die Odyssee zieht sich stets über mehrere Tage.

So sollte beispielsweise am 21. November der Restmüll, am 20. November der Biomüll geholt werden. Am 25. November standen die Tonnen laut Müller immer noch gefüllt an der Straße. Erst am 26. wurde geleert. "Jubel und Trubel in der Scheffelstraße", so Müllers zynischer Kommentar dazu.

Das Versäumnis war offenbar kein Einzelfall. Der Oberndorfer hat die Fälle dokumentiert. Ein kleiner Stapel ist dabei zusammengekommen. Mehrmals blieb die Tonne bis zu fünf Tage nach dem geplanten Leerungstermin voll. Telefonische Mahnungen hätten nicht zum Erfolg geführt, teilt Müller dem Schwarzwälder Boten mit.

Tonnen bleiben tagelang ungeleert stehen

"Seit Monaten wird der Biomüll nicht mehr zuverlässig entsorgt", beklagte er bereits im Oktober per E-Mail. In der ganzen Straße stünden die Tonnen oftmals ungeleert da. "Die Abbuchung der Gebühren erfolgt immer pünktlich", macht der Bürger seinem Ärger Luft.

Und auch wenn er fuchsteufelswild über die ausbleibenden Leerungen ist, beweist er Humor. Sogar ein Lied hat der Oberndorfer gedichtet. "Do kasch mahna ond kasch schelta, ebavoll steahnt d’Eimer om", klagt er, und: "Ond dr Kutter stenkt zom Hemmel wochelang – ja heidenei!". Das bittere Lied, mit dem sich Müller Luft macht, endet mit dem Vorschlag, den Müll ins Büro der Zuständigen zu kehren, damit die ihre "Freude" daran haben können.

Dass der Oberndorfer so langsam verzweifelt, wird deutlich, wenn man selbst versucht, der Sache auf den Grund zu gehen. Beim Landratsamt in Rottweil wird sofort reagiert. Es gibt die Rückmeldung, dass die Beschwerde an das Müllabfuhrunternehmen weitergegeben wurde. Dort will man sich schnellstmöglich melden.

Dann herrscht fast zwei Wochen lang Funkstille. Währenddessen bleibt der Bio-Müll von Klaus Otto Müller wieder unbeachtet stehen, wie er informiert.

Klein-Presswagen im Einsatz

Nach erneuter Nachfrage gibt es eine Erklärung vom Unternehmen. Hannes Oesterle, Geschäftsführer von Alba Süd, schreibt: "Nach der neuen Branchenregel Abfallwirtschaft der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sind wir gehalten, die Abfallabholung grundsätzlich so zu planen, dass unfallträchtige Rückwärtsfahrten vermieden werden. Leider hat die Überprüfung der hier in Rede stehenden Straße ergeben, dass wir diese entsprechend der neuen Regelung nicht mehr mit einem regulären Entsorgungsfahrzeug befahren können".

Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, habe man die Entsorgung zwischenzeitlich mit einem Klein-Presswagen nachgeholt, den man auch in Zukunft dort zum Einsatz bringen werde. "Es tut uns leid, sollte es bei den Anwohnern zu Unannehmlichkeiten gekommen sein", heißt es weiter.

Eine Recherche bei der Gesetzlichen Unfallversicherung bestätigt diese Aussage. Immer wieder komme es zu schweren Unfällen von Einweisern, aber auch unbeteiligten Personen, weil die Fahrer den Raum hinter ihrem Fahrzeug nur unzureichend einsehen könnten.

Als Schutzvorkehrung sollte die Strecke im Rückwärtsgang daher nicht länger als 150 Meter sein. Zudem sind an den Längsseiten je ein halber Meter Sicherheitsabstand zu halten, so die Branchenregel.

Der Oberndorfer Klaus Müller dürfte derweil einfach froh sein, wenn er morgens den Deckel aufklappt und seine Tonnen endlich geleert vorfindet.