Auch der Schwarzwälder Bote brachte Postkarten mit eigenen Motiven heraus. Referent Carsten Kohlmann zeigte jede Menge Beispiele. Bei dieser Karte lässt sich sogar die Tragetasche des "Schwarzwälder Boten" ausklappen. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Carsten Kohlmann referiert auf Einladung der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte

Carsten Kohlmann referierte in den Räumen der VHS im Schwedenbau auf Einladung der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte zu einem sehr lokalen Thema: "Heimat- und Kulturgeschichte der Postkarte am Beispiel von Oberndorf a. N.ckar".

Oberndorf. Nach einer Einführung, in der der Referent die Bedeutung von Bildern und Städte- oder Landschaftsansichten herausstellte, ging er darauf ein, wie er zum Steckenpferd des Postkartensammelns, das sich zu einem Zweig der historischen Wissenschaft entwickelt hat, kam.

Mittel der Kommunikation

Da diese Art der Nachricht lange Zeit ein wichtiges Mittel der Kommunikation war, war für den Schramberger Stadtarchivar Carsten Kohlmann die Geschichte ein wichtiger Punkt, und er zeigte als erstes ein Kuriosum: eine Postkarte eines Mausermitarbeiters, die dieser 1906 aus dem Gefängnis an Kommerzienrat Paul Mauser geschrieben hat, mit der Bitte, ihm seinen Restlohn dorthin zu schicken.

Da um 1900 Deutschland zu den im Druckwesen führenden Nationen gehörte, sei es verständlich, dass man sich auch der Ansichtspostkarte angenommen habe – noch dazu, da seit 1890 es die Chromlithografie möglich gemacht hatte, diese auch farbig herzustellen.

Viele Motive aus Oberndorf konnten hier bestaunt werden, unter anderem ein Exemplar, das den "Türkenbau" in allen Einzelheiten zeigt. Auch spezielle optische Effekte wie "Vollmondkarten" waren unter den gezeigten Beispielen.

Nicht nur Ansichten der Kernstadt befinden sich in der Sammlung Kohlmann, auch die heutigen Stadtteile haben ihre ausdruckstarken Spuren darin hinterlassen.

Motive für jede Jahreszeit

Eine weitere Besonderheit stellen Prägedruckkarten dar, auf denen das Wappen des Königreiches Württemberg neben einem Bild Oberndorfs in leichtem Relief hervorgehoben wird.

Dass es für jede Jahreszeit spezielle Motive gab – einen Pfingstgruß mit Mai- und Junikäfer – versteht sich fast von selbst, wie auch die große Fülle von Ansichtskarten der Stadt in ihrer großen Zeit von 1871 bis 1918.

"Potpourrikarten", auf denen verschiedene Motive zu sehen sind, waren lange Zeit ein Verkaufschlager. Nicht nur Städte und Gemeinden, auch Gasthäuser und Vereine – "Das 19. Jahrhundert war ein Zeitalter der Vereine", so Carsten Kohlmann – hatten ihre eigenen Ansichtskarten.

Dass auch Firmen sich dieses Mittels bedienten, steht außer Frage. Natürlich hat auch der Schwarzwälder Bote Gewicht auf Karten mit ausgefeiltem Design gelegt.

Zeitzeugnisse sind Ansichtspostkarten allemal; sind doch aus der Zeit des Ersten Weltkrieges Exemplare zu sehen, die verwundete, aber fröhliche Soldaten im Oberndorfer Lazarett zeigen.

Die große "Neckarregulierung" 1916 ist ebenso Thema wie die damals neue Neckarbrücke, die heutige Hochbrücke.

Neue Oberndorfer Serien

So führte Carsten Kohlmann über die Zeit, als die "Adolf-Hitler-Siedlung" auf dem Lindenhof entstand, über eine heroische angehauchte Werbekarte der Kreissparkasse zur Wirtschaftswunderzeit und zu einer Firma, die mit der Produktion von Ansichtskarten in Oberndorf aufs Engste verbunden ist: Argentofot.

Der Stil der 1960er-Jahre mit seiner neuen Sachlichkeit, aber auch Blümchen und Tannenzapfen als Bildumrahmung wurden neben Karten, die das moderne Oberndorf zum Thema haben, präsentiert.

Es gibt sogar neue Oberndorfer Serien. Der Referent hat es sich zum Ziel gesetzt, jedes Jahr drei besonders schöne Postkarten aus seiner Sammlung wieder neu drucken zu lassen.

An diesem Abend durften sich alle Besucher aus einer großen Auswahl eine Karte mitnehmen, denn so sein Credo: "Jede Postkarte kann ein kleiner Botschafter der Stadt sein."