Zu den mit den Geflüchteten durchgeführten Aktionen zählten unter anderem ein Kochkurs (und die Teilnahme an der Aktion Saubere Landschaft. Fotos: Stadt Foto: Schwarzwälder Bote

Ausschuss: Integrationsmanagement stellt seinen Tätigkeitsbericht vor / 378 Geflüchtete in Oberndorf

378 geflüchtete Personen leben aktuell in Oberndorf, 113 davon sind noch im Verfahren oder haben eine Duldung – für die Sitzung des Verwaltungsausschusses hatten die Integrationsmanager Karin Schmidtke und Tobias Baumgartner einen Tätigkeitsbericht vorbereitet.

Oberndorf. Schmidtke und Baumgartner, der zuerst Flüchtlingsbeauftragter war, sind seit Anfang 2018 bei der Stadt beschäftigt und für rund 400 Personen in Oberndorf und Epfendorf zuständig. Sie sind mittlerweile im ehemaligen Büro der Stadtjugendpflege im Schwedenbau untergebracht. Bei der Arbeit mit den Geflüchteten gebe es immer wieder viele Erfolge, aber auch Menschen, die aufgrund ihrer Traumata einfach nicht richtig zu "handlen" seien, erklärte Peter Sickinger, Amtsleiter für öffentliche Ordnung.

29 Prozent der Geflüchteten leben derzeit in der Stadt, 26 Prozent im Tal, zehn Prozent in der Neckarvorstadt, sieben Prozent auf dem Lindenhof und zwei Prozent im Webertal, stellte Sickinger dar. Der Rest verteilt sich auf die Stadtteile, wobei 14 Prozent auf Aistaig entfallen. Dass ein Schwerpunkt im Tal sei, liege vor allem an den vielen günstigen Wohnungen dort, erklärte der Amtsleiter.

105 Flüchtlinge, also 28 Prozent der in Oberndorf Lebenden, sind seit 2016 da, 21 Prozent seit vergangenem Jahr, 19 Prozent seit 2017 und 15 Prozent seit 2015. Die Menschen, die im aktuellen Jahr nach Oberndorf kamen, machen zehn Prozent aus. Die verbleibenden sieben Prozent (insgesamt 27 Menschen) leben bereits seit fünf oder mehr Jahren in Oberndorf. "Mancher hat schon zu mir gesagt, ich soll doch bitte hochdeutsch sprechen, wie sie es in der Schule gelernt haben", erzählte Sickinger dem Ausschuss amüsiert.

Bei der Altersstruktur fällt auf, dass die Geflüchteten durchschnittlich jünger sind als der Rest der Oberndorfer Bevölkerung. 27 Prozent seien zwischen 19 und 30 Jahren alt, 20 Prozent sieben bis 18 Jahre und je 19 Prozent 31 bis 40 Jahre oder bis zu sechs Jahre alt. Die 50-plus-Bürger machen zusammen sechs Prozent aus. 212 der Geflüchteten seien männlich (56 Prozent), 166 weiblich.

"Vielfalt pur", sagte Sickinger, als er die nächste Darstellung mit der Aufteilung nach Nationalitäten zeigte. 40 Prozent, also 150 Menschen, seien aus Syrien hierher gekommen, elf Prozent aus dem Irak, bei zehn Prozent sei es unklar. Der Rest komme – dem Größenanteil nach geordnet – aus Afghanistan, Eritrea, dem Iran, dem Kosovo, Somalia, Gambia, Nigeria, Serbien und mehr.

Bemerkenwert sei, dass 323 Personen, also 90 Prozent der Geflüchteten, in privatem Wohnraum untergekommen sind. Lediglich 55 Personen leben folglich in einer kommunalen Unterbringung.

Bei der Wohnungssuche helfe das Integrationsmanagement beim Kontakt mit Vermietern, der Vernetzung mit Ehrenamtlichen und Nachbarn, bei der Beratung zu Mietverträgen und Zahlungen sowie bei der Erklärung von Brandschutz und Mülltrennung. Letzteres sei vor allem deshalb ein Problem, erläuterte Sickinger, weil der Landkreis seine Gemeinschaftsunterkünfte mit einem Container versorge, in den alles hineingeworfen werde. "Die Umgewöhnung zur Trennung des Mülls dauert dann einige Zeit."

Als besondere Ereignisse führte Karin Schmidtke etwa einen Wasserrohrbruch im März 2018 in der Wasserfallstraße 41 auf. Eine Herausforderung bei der Integration sei beispielsweise ein traumatisierter Mensch gewesen, der für Tumult in der Unterkunft gesorgt hatte.

Wohnungen teilweise in schlechtem Zustand

Ein großes Problem sei auch der schlechte Zustand mancher Wohnungen. Das reiche von zugigen Fenstern über veraltete Heizungen bis zu Ungeziefer wie Mäusen und Bettwanzen. Oft sei der Wunsch nach einer eigenen Wohnung für die Familie so groß, dass man dafür auch schlechte Verhältnisse in Kauf nehme, so Sickingers Beobachtung. Er habe schon einige "Löcher" gesehen, in die er ganz bestimmt nicht eingezogen wäre.

Zu den Aufgaben des Integrationsmanagements gehöre auch das Unterstützen bei der Arbeitssuche und die Vermittlung zur Kultur. Viele Geflüchtete seien schon in Vereinen untergekommen, die meisten beim Fußball, so Schmidtke. Doch das Wichtigste für gelingende Integration sei die Teilnahme an einem Sprachkurs.

Als Herausforderungen stellten sich zuletzt neben Traumatisierungen und sprachlichen Hürden Pünktlichkeit und Fälle von Ladendiebstahl und häuslicher Gewalt dar. Zudem tauche mancher Geflüchtete unter. "Wer länger nicht da ist, wird konsequent abgemeldet", sagte Sickinger dazu. Wenn der Geflüchtete dann doch wiederkomme, müsse er sich beim Ausländeramt in Rottweil melden. "Wir wollen da klare Grenzen aufzeigen."

Man könne jedoch auch zahlreiche Erfolge verbuchen, etwa bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen, bei sprachlichen Fortschritten, bei der Integration in Vereine, beim Abbau von Vorurteilen und dabei, die Neugier auf kulturelle Höhepunkte zu wecken. "Das soziale Gefüge funktioniert meist sehr gut", meinte Schimdtke. Vor allem Familiennachzug wirke sich gut auf die Flüchtlinge aus.

Das Integrationsmanagement habe auch einige Aktivitäten mit den Geflüchteten gemacht, etwa einen Kochkurs oder das Klosterhoffest. "Mit dem Entschluss, die Aufgabe der Integration selbst in die Hand zu nehmen, haben wir die richtige Entscheidung getroffen", meinte Bürgermeister Hermann Acker abschließend.

ZAHL DES TAGES

27 Prozent der Flüchtlinge in Oberndorf sind zwischen 19 und 30 Jahren alt.