Heckler & Koch wird bald einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden bekommen. Foto: Patrick Seeger/Archiv/dpa

Ex-Generalinspekteur soll bisherigen Aufsichtsratschef ablösen. Exzellenter Kenner der Bundeswehr.
 

Oberndorf - Der angeschlagene Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) mit Sitz in Oberndorf holt sich offenbar einen pensionierten General auf einen wichtigen Posten. 

Der 77-jährige Ex-Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, soll bei dem Schlüssellieferanten der Bundeswehr in den Aufsichtsrat einziehen und dort den Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter John ersetzen. Dieser Vorschlag zur Neubesetzung des Kontrollgremiums kam jetzt überraschend vom Heckler-&-Koch-Großaktionär, dem  Unternehmer Andreas Heeschen.

Entschieden werden soll die Personalie bei der  Hauptversammlung, die am 12. Juli in Rottweil stattfindet. Heeschen hält die Mehrheit der Stimmrechte – daher gilt die Wahl des 77-jährigen Kujat als sicher. Zur Begründung heißt es, dass damit ein juristischer Mangel beseitigt werde, weil John seit 2016 nur ein vom Gericht bestellter und nicht von den Aktionären selbst gewählter Aufsichtsrat ist.

Waffenhersteller befindet sich in kritischer Lage

Kujat gilt als exzellenter Kenner der Bundeswehr und der Beschaffungsstrukturen. Der Wechsel im Kontrollgremium des Waffenherstellers würde zu einem Zeitpunkt erfolgen, zu dem Schicksalsentscheidungen für den Gewehr- und Pistolenhersteller mit zuletzt gut 220 Mio. Euro Umsatz und 8 Mio. Euro Verlust anstehen.

Der Bundeswehr-Gewehrlieferant Heckler & Koch ist in einer kritischen Phase, die Firma kämpft mit roten Zahlen und hohen Schulden. Die Lage ist so gravierend, dass die Belegschaft mehrheitlich sogar für unbezahlte Mehrarbeit bereit ist. Das Unternehmen steht in der Rüstungsbranche zwar für hohe Qualität, zudem sind die Auftragsbücher voll und der Umsatz steigt. Zugleich hat die Firma aber einen hohen Investitionsstau und Arbeitsabläufe sind nicht sehr effizient.

Große Hoffnung macht sich HK bezüglich eines 250 Mio. Euro schweren Großauftrags der Bundeswehr, der vermutlich 2020 erteilt werden könnte. Die Armee will 120 000 neue Sturmgewehre anschaffen. Damit würde das bisherige Standardgewehr der Bundeswehr, das G36, abgelöst – auch diese Waffe kommt aus der Oberndorfer Schmiede.

Kujat war von 2000 bis 2002 Generalinspekteur der Bundeswehr. Danach rückte er in Brüssel als Vorsitzender des Nato-Militärausschusses auf den höchste Posten des Verteidigungsbündnisses für einen Militär. 2005 ging er in den Ruhestand.