Jürgen Grässlin (rechts) beantwortet auf dem Weg zur Aktionärsversammlung von Heckler & Koch in Glatt den Vertretern der Medien noch Fragen. Einige Polizeibeamte haben den Veranstaltungsort im Blick. Foto: Danner

Heckler & Koch hält Aktionärsversammlung im "Züfle" in Glatt ab. Friedensaktivisten kaufen Aktien.

Oberndorf/Sulz-Glatt - Das idyllische Glatt ist eigentlich für sein Wasserschloss und seine Schwarzwälder Kirschtorte bekannt. Am Dienstag gab es im Sulzer Teilort allerdings ein ordentliches Aufgebot an Polizei und Security. Grund: Heckler & Koch hielt seine Aktionärsversammlung im "Züfle" ab.

Die Aktiengesellschaft des Rüstungsunternehmens H&K tagte zwar hinter verschlossener Tür. Doch vorm Veranstaltungsort hatte sie einige Medienvertreter versammelt. Mittendrin standen Jürgen Grässlin und Stephan Möhrle vom Rüstungsinformationsbüro Rede und Antwort. Den Friedensaktivisten war es gelungen, über die Euronext – einer Börse in Paris – an ein paar Aktien zu gelangen.

Damit hatten sie gestern einen Fuß in der Tür zum Versammlungsraum, der übrigens laut Aussage des Lehrers Jürgen Grässlin kleiner war als sein Klassenzimmer.

Allzugroß war denn auch der Andrang nicht. Unter Strich waren vermutlich mehr Polizeibeamte und Pressevertreter vor Ort als Aktionäre. Hauptanteilseigener Andreas Heeschen war nicht persönlich erschienen. "Es sind alle sehr nett hier, ich wurde mit Handschlag begrüßt", lässt Jürgen Grässlin die Presse vor Versammlungsbeginn wissen. Auf dem Firmengelände auf dem Lindenhof hat er schon lange Hausverbot. Er erhoffte sich gestern einen Dialog – nach 30 Jahren der "Nichtkommunikation". Mehr scherzhaft war hingegen Grässlins Verdacht, das schlechte Mobilnetz in Glatt habe mit der Versammlung zu tun. Einen ganzen Frage-Katalog hatten die Rüstungsgegner im Gepäck. Entsprechend lange dauerte die Aktionärsversammlung. So wollten sie unter anderem von der Geschäftsführung wissen, ob sie im kommenden Jahr Journalisten zulassen werde.

Jürgen Grässlin hatte einen Fragekomplex zum Thema "Opferfond" zusammengefasst, den er eigentlich an Andreas Heeschen stellen wollte. Zudem wollte er unter anderem geklärt haben, wie HK sicherstelle, dass für den Export erworbene G36-Gewehre nicht in andere Länder gelangen.

Wie Stephan Möhrle im Anschluss an die Versammlung im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilte, fühlten sich die Rüstungsgegner von H&K ernst genommen. Auf alle Fragen sei – soweit möglich – ausführlich eingegangen worden. Möhrle sprach von "unheimlich konstruktiven Gesprächen".

Die Rüstungsgegner wollen weitere Anteile am Unternehmen erwerben und planen eine Gemeinschaft "Kritische Aktionäre HK" zu gründen. Die Chancen stehen nicht schlecht. Denn durch die gestern beschlossene Erhöhung des Grundkapitals der H&K AG gelangen weitere Aktien auf den Markt, bei denen das Bezugsverhältnis bei den Bareinlagen den Kauf zwei neuer pro drei bestehender Aktien ermöglicht.