Die Osterkerze als Zeichen der Auferstehung Foto: Schwarzwälder Bote

Osternacht: Symbolik der Kerze beleuchtet

"Ostern ist das Rettungsseil, das Gott in die Menschheitsgeschichte hineingeworfen hat" – so lautete die zentrale Aussage von Pastoralreferentin Helga Dlugosch in der Feier der Osternacht.

Oberndorf. "Ist Jesus wirklich von den Toten auferstanden?" – diese Frage eines Journalisten an eine Theologin nahm Helga Dlugosch auf und stellte die Gegenfrage, ob sich denn ganz persönlich etwas ändern würde – je nachdem, ob die Antwort Ja oder Nein ausfalle. "Würde sich etwas ändern in der Grundeinstellung zum Leben, zum Leid und der Last, zur Zukunft, zu den Neuanfängen, zum Neu Belebt werden, zum Aufatmen, je nachdem, ob Jesus als Auferstandener gegenwärtig ist?" Diese Frage stelle die Osternacht an jeden Einzelnen. Der eigenen Antwort aber gehe immer im umfassenden Sinne eine andere Antwort voraus, die viel wichtiger sei, als die der Menschen – nämlich Gottes Antwort auf den Tod.

Denn bildlich gesprochen sei diese gleichzusetzen mit einem Rettungsseil, das Gott in die Menschheitsgeschichte hineingeworfen habe. Nachvollziehen lasse sich dies am Symbol der Osterkerze der Seelsorgeeinheit Oberndorf. Hier sehe man die Erde nicht nur als Lebensraum der Menschen, sondern von welcher jeder Einzelne ein Teil sei und zunächst der Vergänglichkeit unterworfen. Gott ziehe Jesus aus den Tiefen des Todes heraus – angedeutet durch die Form des Kreuzes.

So werfe Gott mit Jesu Auferweckung immer ein Rettungsseil in die Wellen der Menschheitsgeschichte. Diese finde man auf der Osterkerze im blauen Abschnitt, der hinein schwappe in das zentral angeordnete Lebenshaus der Menschen, die sich alle gemeinsam auf dem Weg durch die Zeit befänden.

Das rote Band, das alles umfange, symbolisiere das Rettungsseil, das immer ausgeworfen bleibe für alle Menschen. Es sei das Seil der Liebe, es verfaule nicht, werde nicht brüchig. Es sei gegenwärtig, wenn das Haus des Lebens im Sonnenschein liege, genauso aber, wenn es von Stürmen umtobt werde, wenn es wackle und gar auseinanderzubrechen drohe.

Der Auferstandene seile sich nicht ab, er bleibe im Haus des Lebens, er begleite, gleichgültig ob die Bewohner das merken, oder nicht. "Jetzt ist unsere Antwort gefragt, ob wir Gottes Sein annehmen und nützen oder nicht", – so die Pastoralreferentin, die sich überzeugt gab, dass diejenigen, denen es nicht gleichgültig ist, ob Jesus auferstanden ist oder nicht, nach dem Rettungsseil greifen und so eine Veränderung in ihrem Leben bewirken können. Denn wer das rettende Seil nütze, den ermutigten Glaube, Hoffnung und Liebe, sich nicht ängstlich im Haus einzusperren.

Die Symbolik der Kerze zeige, dass der Stein weggewälzt sei, das Lebenshaus offen für den Austausch, für Gottes Atem, der hereinströmen könne und Mut mache, hinauszugehen, das Leben anzunehmen, es zu gestalten. Dann sei dem Tod die letzte Macht genommen, dem biologischen , aber auch dem alltäglichen Tod.

"Manchmal frage ich mich, wo und wie wir modernen Menschen das göttliche Seil finden und es auch nützen" sagte Helga Dlugosch. Sie beobachte, dass alle möglichen Hilfsangebote gesucht würden, die teilweise sehr kostenintensiv seien und trotzdem nur einem "ausgezogenen Kaugummi" glichen. Als Kirche, als Glaubende habe man die Chance und die Pflicht, sich gegenseitig auf Gottes Rettungsseil aufmerksam zu machen, es als erfrischende, als Lasten hinwegnehmende Gabe zu nützen und das Vertrauen zu wagen. Dann müsse man keine Angst mehr haben vor dem Herausforderungen des Lebens, weil man wisse, dass der Auferstandene immer mit dabei sei. Das motiviere zum Aufatmen, zu befreitem Leben.