Zentrums- und CDU-Politiker Josef Andre (1879-1950): Landtagsabgeordneter des Oberamts Oberndorf im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Foto: Privatbesitz Foto: Schwarzwälder Bote

Vortrag: Geschichtsstunde: Josef Andre – ein Politikerleben vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik

Zu einer Geschichtsstunde lädt der CDU-Stadtverband Oberndorf am Dienstag, 13. März, ein. Der frühere Ministerpräsident Erwin Teufel, der ehemalige Oberbürgermeister Jörg Leist und der Historiker Carsten Kohlmann rufen ab 19 Uhr den Politiker Josef Andre in Erinnerung.

Oberndorf. Nach der Katastrophe der NS-Zeit (1933 bis 1945) war die aus verschiedenen Richtungen erfolgende Gründung der Christlich-Demokratischen Union (CDU) ein wichtiges Ereignis beim demokratischen Neubeginn. Eine ihrer Wurzeln war die Christlich-Soziale Volkspartei (CSVP), die am 25. September 1945 in Stuttgart gegründet wurde. Unter ihren zwölf Gründern befand sich auch Josef Andre (1879 bis 1950), dessen Politikerleben vom Kaiserreich bis zur Bundesrepublik Deutschland reicht.

Der aus Schramberg stammende Schreiner Josef Andre gehörte zu einer Gruppe ähnlicher Politiker in Deutschland, die aus der christlich-sozialen Bewegung hervorgingen und ihre politische Heimat in dem von der römisch-katholischen Kirche gepräg-ten Zentrum hatten.

1906 kandierte er im Alter von 27 Jahren erstmals für ein politisches Mandat und wurde für das Oberamt Oberndorf in den württembergischen Landtag gewählt, dem er bis 1933 angehörte. 1919/20 war er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und von 1920 bis 1933 Mitglied des Reichstags. In der Weimarer Republik war er einer der bekanntesten Sozialpolitiker des Zentrums.

In der NS-Zeit verlor er alle seine Ämter und fand als Rechtsberater des württembergischen Caritasverbands eine neue berufliche Existenz. Nach dem Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er als ehemaliger Politiker der Weimarer Republik im Rahmen der reichsweiten "Aktion Gewitter" in Schramberg verhaftet und in das "Arbeitserziehungslager" (AEL) der Gestapo-Leitstelle Stuttgart nach Aistaig verschleppt.

In der Geschichtsstunde des CDU-Stadtverbands Oberndorf stellt Carsten Kohlmann die Biografie von Josef Andre im Überblick dar und geht dabei insbesondere auf seine Bedeutung als Landtagsabgeordneter des Oberamts Oberndorf ein.

Jörg Leist, ein 1935 in Rottweil geborener Enkel von Josef Andre und von 1968 bis 2001 Oberbürgermeister von Wangen im Allgäu, berichtet über seine Erinnerungen an die Gefangenschaft seines Großvaters im AEL Oberndorf-Aistaig.

Erwin Teufel stellt schließlich die Bedeutung von Persönlichkeiten wie Josef Andre für die Gründung der CDU dar und zeigt die Bedeutung ihres politischen Erbes für die Gegenwart auf.

Die Veranstaltung findet im Don-Bosco-Haus statt. Alle Interessierten, auch Nicht-Parteimitglieder, sind eingeladen. Der Eintritt ist frei.