Setzen auf Bio-Qualität: Heike Bronner (Mitte) und ihre Angestellten Sabine Kopp und Kurt Bettinger sowie Markthändler Jürgen Schiedl. Foto: Bienger

Kunden achten bei Lebensmitteln auf Frische, Regionalität und Tierschutz. Bioqualität häufig zu teuer.

Oberndorf - Bundesweit liegt Bio seit Jahren im Trend. Wir wollten von den Oberndorfern wissen, ob sie auch auf Bio-Qualität achten und wenn ja, warum.

Den Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio könne man nicht herausschmecken, darüber waren sich die Besucher des Oberndorfer Wochenmarktes einig. "Ich kaufe aber dennoch gerne Bio-Obst und -Gemüse, weil konventionelle Waren häufig stark pestizidbelastet sind", so Rosemarie Wessel aus Altoberndorf. Auf dem Wochenmarkt schätze sie außerdem die Regionalität und Frische der Lebensmittel.

Frische und auch regionale Obst- und Gemüsesorten bekommt man am Marktstand von Jürgen Schiedl, der jeden Freitag extra aus Überlingen nach Oberndorf anreist, um seine Waren feilzubieten. Doch obwohl er selbst "alles, sogar die Zahnpasta" in Bio-Qualität kauft, verkauft er auch konventionelle Waren, denn: "Viele Kunden, besonders ältere, fragen keine Bio-Produkte nach." Das liege vor allem am höheren Preis, den sich viele Kunden nicht leisten könnten. Sie greifen deshalb oft zu Bio-Produkten aus dem Discounter, von denen Schiedl jedoch gar nichts hält: "Die Lieferanten kommen häufig aus Osteuropa oder Übersee, die Kontrolleure sind korrupt und schauen bei Verstößen gegen die Richtlinien weg."

Auch seien den Verbrauchern die Gefahren konventioneller Landwirtschaft häufig nicht bewusst: "Die Leute verstehen nicht, dass der Pestizideinsatz zu Bienensterben führt und die Gesundheit der Feldarbeiter gefährdet, ganz zu schweigen von der eigenen", so Schiedl.

Die Wegwerf-Mentalität zu bekämpfen, gehört zur Ideologie der Öko-Bewegung, die im Naturkost-Laden von Heike Bronner auf dem Lindenhof seit 22 Jahren gepflegt wird. "Die Bio-Produkte, die von den Discountern angeboten werden, sind qualitativ nicht schlechter", so Bronner. "Aber durch ihren niedrigen Preis führen sie nicht zu einem Umdenken. Der Wert hochwertiger Produkte aus dem Bio-Fachhandel hält die meisten von Lebensmittelverschwendung ab." Sie selbst sei auf dem Bauernhof aufgewachsen und wisse um die Arbeit, die es braucht, Lebensmittel herzustellen.

Deshalb werfe sie so gut wie nie Essen weg. Viele Verbraucher hingegen schauten noch immer vor allem auf den Preis und auf die makellose Optik von Obst und Gemüse; die angemessene Wertschätzung für Lebensmittel fehlt. "Obwohl das ökologische Bewusstsein langsam wächst, könnte die Nachfrage höher sein", resümiert Bronner. Sie lebe vor allem von Stammkunden.

Zumindest scheint beim Thema Tierschutz inzwischen ein Umdenken stattgefunden zu haben, denn viele Kunden kaufen Bio-Fleisch vor allem wegen der besseren Haltebedingungen. Die Massentierhaltung sei eine "Unverschämtheit", so eine Kundin, "ich esse inzwischen so gut wie gar kein Fleisch mehr." Für das gute Gewissen beim Fleischgenuss nehmen Viele also höhere Preise in Kauf.

Da der Bio-Siegel-Dschungel jedoch sehr unübersichtlich ist und aktuelle Vorkommnisse wie der Pferdefleisch-Skandal das Vertrauen in die Supermärkte zerstören, kaufen Kunden wie Inge Dussling aus Aistaig gerne regionale Fleischerzeugnisse auf dem Wochenmarkt oder beim "Metzger des Vertrauens", der Tierschutz auch ohne Bio-Zertifikat garantiert – so wie Sigrid Schneckenburger, die freitags ebenfalls einen Stand auf dem Wochenmarkt betreibt: "Bei uns dürfen die Hühner frei herumlaufen, und wir stellen alles selbst her."