Stadtbaumeister Michael Lübke geht auf den Bebauungsplan "Gehrn Süd" ein. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemarkungswanderung: Geplanter Lebensmittelmarkt in Bochingen erneut Thema / Viele Teilnehmer

Rekordverdächtig war die Teilnehmerzahl an der Bochinger Gemarkungswanderung. Mehr als 80 Personen hatten sich am Ortsausgang getroffen, wo vor überdimensionalen Schaubildern die Themen "Gehrn Süd", Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes und Renaturierung Brühlbach zur Sprache kamen.

Oberndorf-Bochingen. Die dreistündige Begehung wurde begleitet von Bürgermeister Hermann Acker und Stadtbaumeister Michael Lübke, die über den aktuellen Stand der Maßnahmen, die bisherige Entwicklung und die anstehenden weiteren Prozesse sowie die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung informierten.

Es war eine Lautsprecheranlage aufgebaut, über die Ortsvorsteher Martin Karsten und der Ortschaftsrat auf Fragen eingehen wollten. Zumal man vor Ort auch auf die Flächenverhältnisse und Abgrenzungslinien hinweisen konnte. Die Verantwortlichen zeigtgen sich bestrebt, Maßstäbe geradezurücken, die im Zuge der öffentlichen Meinungsbildung doch etwas durcheinandergeraten seien, hieß es.

Schnell jedoch wurde die Gelegenheit ergriffen, diese Begehung zum Forum einer Diskussionsrunde zu machen. Hermann Acker vertrat die Meinung, dass der Ortschaftsrat als "gewählte Vertretung der Bürgerschaft" sein Ohr an den Bürgern habe, und somit seine Entscheidungen an den Bedürfnissen der Mehrheit ausrichte.

Verwaltung gibt sich "wertneutral"

Er verwies auf die Möglichkeiten, im Zuge der Bürgerbeteiligung Wünsche und Anregungen einzureichen. Die Verwaltung behandle die Themen "werteneutral". Die persönliche Betroffenheit lasse sich gut nachvollziehen, doch Pro und Kontra müssten sich an der Allgemeinheit orientieren.

Als sich die Gruppe schließlich zum Tag der offenen Tür der neuen Firma "Natursteinverlegung Sieber" aufmachte, schlossen sich diejenigen nicht mehr an, deren Fokus ausschließlich auf das neue Baugebiet und den Lebensmittelmarkt gerichtet war.

Auf dem Weg lag die Wolfgangskapelle – ein geschichtsträchtiges Kleinod, liebevoll restauriert – in welches sich lohnte, einen Blick zu werfen.

Nächste Station waren die letzten drei freien Bauplätze im südlichen Auchterttal, wobei die Aufwertung der Kapellenstraße zur Sprache kam, die im Zuge dieser Baulanderschließung vorgenommen worden sei.

Weiter ging’s zum Gipsbruch der Firma Bantle. Firmenchef Georg Bantle und Prokurist Joachim Haaga stellten sich den Fragen. Die Firma befinde sich mit den Bodenaustauschmaßnahmen im zeitlichen Rahmen der prognostizierten sechs Jahre. Bauabschnitt I und II seien bereits wieder mit Material aus der Baumaßnahme Stuttgart 21 komplett aufgefüllt und verdichtet. Im Flächennutzungsplan ist das gesamte Areal als Gewerbefläche "Vogelloch II" ausgewiesen und werde von der Stadt Oberndorf erst dann erworben, wenn nachweislich der Zustand der Bebauung erreicht sei.

Momentan im Bauabschnitt III gearbeitet, in welchem viele Dolinen vorgefunden wurden. So musste der Gips mechanisch abgebaut werden, was deutlich zeitintensiver gewesen sei. Die Probebohrungen im Abschnitt IV zeigen jedoch, dass in diesem Bereich wieder mit Sprengungen gearbeitet werden könne.

Der infolge der Materialanlieferung geänderten Straßenführung folgend, begutachteten die Teilnehmer die Vorgehensweise auf der städtischen Erddeponie, wo man Grundlegendes über Rekultivierungsverpflichtungen, ökologische Ausgleichsmaßnahmen im Sinne von Natur- und Artenschutz erfuhr und auch gleich die drei neu angelegten Teiche streifte.

Vorbei am Deponiegelände wurde abschließend die Baumaßnahme am Kreisverkehr in Augenschein genommen, die – nach zweijährigem Vorlauf und etlichen planerischen Anpassungen an geänderte Gegebenheiten – kürzlich startete.

Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, Bushaltestellen, eine sichere Verbindung von "Vogelloch" und "Rankäcker" für Radfahrer und Fußgänger, Querungshilfen und eine Beleuchtungsanlage beinhaltet das Konzept.

"Bochingen wird sehr gut bedient", daran ließ Bürgermeister Acker keinen Zweifel. Doch dies sei bedingt durch das Gewerbegebiet und die vorteilhafte Autobahnnähe, was diesen Stadtteil zum Entwicklungsschwerpunkt auf der östlichen Hochfläche gemacht habe.