Viel erfahren haben die Mitglieder der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte bei ihrem Ausflug zur Landesausstellung. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausfahrt: Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte besucht Landesausstellung

Oberndorf. Um einem Phänomen des deutschen Südwestens auf die Spur zu kommen, bot die Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte eine Ausfahrt nach Stuttgart zur Landesausstellung "Die Schwaben – zwischen Mythos und Marke" an.

Kai Nehmann, der die Gruppe führte, betonte, dass die Ausstellungsmacher keine Scheu vor Klischees gehabt hätten, und so grüßten gleich zum Empfang "Häberle und Pfleiderer" und "Äffle und Pferdle".

Dass die Schwaben "himmelstürmende Häuslebauer" sind, wurde hier am Bau des Ulmer Münsters ebenso gezeigt wie der Hang zum Tüfteln durch Gustav Mesmer, dem "Ikarus vom Lautertal", der besessen davon war, mit Fahrradkonstruktionen vom Boden abzuheben.

Nun ging es vom Allgemeinen zur Geschichte, in der – fast selbstverständlich – die Römer und deren Verhältnis zu den Sueben am Anfang standen. Diese Germanen ließen sich romanisieren und in der bedeutenden Römersiedlung Lopodunum, heute Ladenburg, waren Hilfstruppen aus "Neckarsueben" stationiert. Als sich ab ungefähr 270 nach Christus die Römer aus den rechtsrheinischen Gebieten zurückzogen und die Alamannen in die leeren Räume vorstießen, warf man in Rom beide in einen Topf. Alamannen und Sueben wurden begriffsmäßig nicht mehr unterschieden. Doch hier ist eines wichtig: Die Alamannen nahmen früh den christlichen Glauben an.

Wenn auch das erste Stammesherzogtum Schwaben 746 vom Karolinger Karlmann faktisch ausgelöscht worden war, zu Beginn des zehnten Jahrhunderts entstand ein neues Herzogtum Schwaben, ein Riesengebiet. Und wer dort wohnte, so Kai Nehmann, war "Schwabe". Hauptstädte waren Augsburg, Konstanz und Chur.

Nun ging die Besichtigungstour weiter durch die Zeit. Mit den fast unermesslich reichen Patriziern der schwäbischen Reichsstädte Ulm und Augsburg kam das Überwiegen des Geldadels und damit eine bewundernswerte Entfaltung der Kunst der Gold- und Silberschmiede.

Hier ist ein Bruch festzustellen: Nicht mehr die bis dahin einzig dargestellten christlichen Motive werden bearbeitet – in der Zeit der Renaissance kommen Gedanken der Antike wieder hinzu. Die Zeit der fein gearbeiteten astronomischen Geräte und "Weltuhren" beginnt.

In reichen Klöstern wie Salem entstehen neue Gedanken. Abt Anselm gründet die erste Sparkasse der Welt, in der eingezahltes Geld verzinst wird. Philipp Matthäus Hahn, der geniale Pfarrer, entwickelt die erste Rechenmaschine mit Zahlenübertrag. Auch diese kann man sehen. 1806 kommt die große Umwälzung: Napoleon ist es leid, mit vielen kleinen Herrschern verhandeln zu müssen: In Süddeutschland gibt es nur noch vier Herrschaften: Baden, Württemberg, Hohenzollern und Bayern. In dieser Zeit blüht das literarische Leben in Südwestdeutschland: Friedrich Schiller, lebenslang Schwabe, und Johann Heinrich Dannecker, der hervorragende Bildhauer des Klassizismus trugen viel zum Bild "des Schwaben" bei. König Friedrich I. musste viele "Völker" vereinen.

Nun führte der Rundgang zu dem, was heute "den Schwaben" prägt. Ein Humanist, der Gesamtdeutschland wieder ein Gesicht gegeben hat, war Theodor Heuss, geboren in Brackenheim, seinen Heimatdialekt nie verleugnend.

Und zum Abschluss drehte sich alles um die Spätzle. Rezepte und Herstellungshilfsmittel stehen für etwas, das ein Außenstehender als "Schwäbisch" empfindet.