Die Themen der Bürger sind bei der Kandidatenvorstellung in der Stadthalle vielfältig. Foto: Nädele

Noch mehr als eine Woche bleibt den vier Bewerbern um den Rottweiler Oberbürgermeister-Posten bis zur Wahl am 25. September. Den einen klaren Gewinner gab es bei der Kandidatenvorstellung am Donnerstag nicht.

Rottweil - Ginge es um die Zahl der Fragen von Bürgern, wäre Christian Ruf an diesem Abend in der Stadthalle als Sieger von der Bühne gegangen. Beim Begrüßungsapplaus könnte man zu Simon Busch tendieren. Die Vorstellungsrunde bestätigte, was sich bislang im Wahlkampf abzeichnet: Das Hauptinteresse liegt auf diesen beiden Kandidaten. Nach deren Ausführungen verlassen manche bereits die Veranstaltung. Bei Kai Jehle-Mungenast füllen die Fragen der Bürger kaum noch die 15 möglichen Minuten. Joachim Bloch lockt schließlich gar keinen mehr an eines der drei Mikrofone.

Konnten die Bewerber ihre Reden im Vorfeld vorbereiten – mitunter erschienen sie bis in die Gestik einstudiert –, hätten die Fragerunden das Potenzial, für Glatteis zu sorgen. Von der wichtigen Innenstadtbelebung über die Probleme von Radfahrern bis zum Lehrermangel in der Region, der Anbindung des Bahnhofs und dem Thema Carsharing reicht die Bandbreite und noch darüber hinaus. Die Themen der Bürger sind an diesem Abend vielfältig – auch wenn manche Fragen im Verlauf der Veranstaltung bedingt durch das Prozedere insgesamt dreimal zu hören sind, denn direkt nach seiner Vorstellung darf der Kandidat – ohne dass die anderen mithören – befragt werden. Einige nutzen diese Chance zum Vergleich und stellen jedem die selbe Frage, zum Carsharing oder auch zur ABG-Halle.

Zögerlich zu Beginn

Nach der Vorstellung von Simon Busch treten die ersten Bürger noch eher zögerlich an eins der Mikrofone. Ein Taxifahrer aus Rottweil möchte wissen, wie er es ändern will, dass man Freitagabends in der Stadt ein Problem habe, überhaupt ein Restaurant zu finden. Es gebe in der Tat zu wenig Gastronomie, bedauert Busch. Und es dürften noch weniger werden, dies zeichne sich ab. Deshalb müsse man den Fokus auf die Innenstadt legen, mehr "Biergartenatmosphäre" schaffen – und zwar nicht zwischen Auspuffgasen und geparkten Autos.

Das Thema ABG-Halle

Einer Bürgerin brennt das Thema ABG-Halle unter den Nägeln. Busch versichert, dass schnell eine Alternative geschaffen werden müsse. Es sei absehbar, wie lange die Halle noch nutzbar sei.

Mit seiner Frage nach einer besseren Anbindung des Bahnhofs an die Stadt trifft ein weiterer Bürger den Nerv vieler – wie die Reaktionen in der Halle zeigen. Busch hält dies für elementar wichtig und könnte sich sowohl eine Aufzugslösung als auch neue Varianten wie E-Scooter vorstellen. Die Jugend müsse man grundsätzlich in alle Entscheidungen einbeziehen, betont er außerdem auf die Frage nach einer stärkeren Beteiligung der Jugend. "Es reicht nicht, wenn sie einmal im Jahr gefragt werden."

Zu großes Interesse

Bei Mitbewerber Christian Ruf reicht dann die Zeit für alle Fragen nicht aus. Dieter Albrecht, der am Donnerstag seine "Bewerbung über die freie Zeile" auf dem Wahlzettel bekannt gemacht hat, will vom Bürgermeister wissen, wie die Finanzierung der Landesgartenschau bewältigt werden soll. Ruf verweist auf die rund zehn Millionen Euro Förderung bei 20 Millionen Euro Gesamtkosten, räumt aber auch ein, dass die Baukostensteigerungen sich niederschlagen werden. Im Entwurf müsse man schauen, was Rottweil wirklich braucht.

Radverkehr mit Tücken

Beim Stichwort Radverkehr in der Stadt meint Ruf, es tue sich einiges – dennoch verhehlt er nicht, dass das Thema seine Tücken hat. Der Friedrichsplatz könne nicht einfach für Autos gesperrt werden, eine Einbahnregelung sei denkbar. Für die Umlenkung der Verkehrsströme müssten zuerst andere Projekte fertiggestellt sein.

Reiches kulturelles Angebot

"Was ist es denn, um was uns andere Städte beneiden?", fragt eine Zuhörerin sarkastisch und greift damit eine vorangegangene Äußerung Rufs auf. Ruf konterte: "Wieviel Zeit haben wir?" und nennt unter anderem die "hervorragende Schullandschaft" und das reiche kulturelle Angebot, verbunden mit großem ehrenamtlichen Engagement der Menschen. In Sachen Klimaschutz sehe er den Klimaschutzmanager "direkt beim Oberbürgermeister angesiedelt". Bei der ABG-Halle ist für ihn eine Zweifeldhalle bei der KWS die schnellere und kostengünstigere Lösung.

Beispiele aus Stuttgart

Eine Nachfrage zum Thema Carsharing stößt bei Kai Jehle-Mungenast auf offene Ohren. Er nennt Beispiele aus dem Stuttgarter Raum. Auch hier gelte: ausprobieren! Gefragt nach Lösungen für den Lehrermangel spricht Jehle-Mungenast über die Attraktivität der Stadt. Und schließlich – nach mehrfachen Aufforderungen durch Moderator Herbert Walter, weil noch gut zehn Minuten an Fragezeit zur Verfügung stünden – kommen die Finanzierung der Landesgartenschau und das AGB-Hallen-Thema auch bei ihm noch mal durch die Lautsprecheranlage.

Mikrofone bleiben leer

Bei Joachim Bloch dann bleiben die Mikrofone leer. Niemand stellte eine Frage. So kann Walter schon kurz vor 21 Uhr die Kandidatenvorstellung für beendet erklären und die Veranstaltung mit einigen Hinweisen zu den Öffnungszeiten der Wahllokale am Sonntag, 25. September, schließen.