Wo ist der Luchs? "Tello" wurde bei Nusplingen geortet, sein Artgenosse "Friedl" im Nachbarort Bärenthal. Foto: Heinl

Scheue Tiere sind auf der Suche nach der großen Liebe. Keine Gefahr für die Menschen.

Nusplingen - Seltene Wildkatzen sind auf Stippvisite im Bäratal. Wissenschaftler orten zwei Luchse rund um Nusplingen.

Gleich zwei Luchse waren in den vergangenen Monaten rund um Nusplingen unterwegs. Darüber hat Bürgermeister Alfons Kühlwein im Gemeinderat berichtet. Nein, selbst gesehen hat der Rathauschef die "Pinselohre" nicht. Das stellte er in der Sitzung augenzwinkernd klar – Luchse sind bekanntermaßen scheu. Kühlwein bezog sich vielmehr auf Informationen, die er bei der Hauptversammlung des Naturparks Obere Donau erhalten hatte.

"Friedl" und "Tello" sind mit Sendern im Halsband ausgestattet

Dass Luchse in der Region unterwegs sind, wusste sein Gremium – aber nicht, dass sie Stippvisiten nach Nusplingen und sein direktes Umland unternommen hatten. Vier Luchse seien in Baden-Württemberg bekannt, betonte Bürgermeister Alfons Kühlwein auf Anfrage. Drei der seltenen Wildkatzen hätten zwischenzeitlich den Naturpark Obere Donau besucht.

Woher das so genau bekannt ist? Zwei der Tiere, "Friedl" und "Tello", hat das Team der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) mit Sendern im Halsband ausgestattet. Einmal am Tag wählen sich diese in ein Handynetz ein. Der Luchs geht also online und sendet via SMS Daten für das "Luchs-Monitoring". Kater "Friedl" wurde dank modernster Hightech bei Bärenthal geortet, dem Nachbarort von Nusplingen. Der Kontakt zu diesem Luchs, welcher der Wissenschaft wichtige Daten geliefert hat, ist vor einigen Tagen abgerissen, so das Ministerium für Ländlichen Raum. Umso besser, dass es noch "Tello" gibt.

Auf der unerfüllten Suche nach einer Luchs-Dame wanderte dieser junge Wildkater offenbar ebenfalls durch das Donautal und zog anschließend über die Harthöfe in Richtung Albtrauf. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass "Tello" und "Friedl" Kontakt hatten.

Die Nusplinger Gemeinderäte schmunzelten beim Gedanken, dass dies just im Nusplinger Umland passiert sein könnte. "Tello", etwa 20 Kilogramm schwer, wurde 2014 als Jungtier in den Schweizer Alpen entdeckt. Benannt nach dem Schweizer Freiheitskämpfer Wilhelm Tell, wurde dieser Luchs laut dem Ministerium für Ländlichen Raum "bei seiner Abwanderung im Kanton Thurgau fotografisch erfasst". Luchse, so das Ministerium, erbeuteten vorwiegend Rehe und äußerst selten Nutztiere. Dennoch, so zeigte dieser Tage ein Vortrag in Beuron, wehren sich im Ländle viele Jäger gegen die Auswilderung einer Luchskatze – aus Angst vor Nachwuchs und aus Sorge um Rehe oder Gämsen.

Der eurasische Luchs ist eine seltene und scheue Raubkatze – die größte in Europa übrigens. Er ist seit einigen Jahren wieder in den deutschen Wäldern heimisch und wurde vor fünf Jahren zum "Wildtier des Jahres" gewählt. Menschen bekommen das "Pinselohr" nach Aussage der Luchs-Initiative Baden-Württemberg praktisch nie zu Gesicht.

Der Luchs ist ein Vagabund, sein Revier ist riesig. Am wohlsten fühlt sich das Tier im Wald; besonders schätzt er bewaldete Hänge mit Felsen oder große Baumstümpfe, die er gern als "Ausguck" benutzt. Luchse werden etwa so groß wie ein Schäferhund und stellen, so das Ministerium für Ländlichen Raum, für "Menschen keinerlei Gefahr dar".