Christina Moser, bitte zum Interview: Die Ferienspiele-Journalisten nehmen ihre Aufgabe ganz genau. Fotos: Weiger Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie die Nusplinger Ferienspiele-Kinder in die Zeitung kommen / Redaktionsleiterin besucht Nachwuchs-Reporter

Von Katja Weiger

Nusplingen. Wir setzen voraus, Angela Merkel geht gern mal in die Disko. Darf man sie dort fotografieren? Und das Foto der fröhlich tanzenden Bundeskanzlerin veröffentlichen? Schwierige Frage. Und überhaupt: Wie kommen eigentlich die Ferienspiele-Kinder in die Zeitung?

Um diese wichtigen Dinge zu klären, kam gestern Karina Eyrich in die Kallenbergschule. Dort tummeln sich derzeit bekanntlich 80 Kinder aus Nusplingen und Obernheim. Die Redaktionleiterin der Albstädter Lokalredaktion des "Schwarzwälder Boten" besuchte die Nachwuchs-Reporter, die spontan eine Recherche-Pause einlegten, und plauderte über ihren abwechslungsreichen Berufsalltag.

Wie ein einziger "Aufmacher" – so heißt der Haupttext einer Seite – mitunter reichen kann, um schwerste Futternot des örtlichen Tierheims zu lindern. Oder wie Kumara, ein von der Tsunami-Katastrophe schwer gebeutelter Familienvater auf Sri Lanka, nach der Berichterstattung über sein Unglück von reichlich geflossenen Spendengeldern ein neues Haus bauen kann. Und noch mehr: Er kauft, weil genug Geld vorhanden, zusätzlich Fischerboote und Nähmaschinen für die Menschen in seinem Heimatort. Zwei herzrührende Beispiele, erklärte Karina Eyrich, wie Pressearbeit viel Gutes bewirken kann.

Doch Medien weisen genauso auf Missstände hin und kontrollieren die Mächtigen. Zum Beispiel dann, wie Maximilian Klaiber klug berichtete, wenn sich urplötzlich Fremde dafür interessieren, was in den eigenen E-Mails steht: "Das ist ja so, als wenn Dir jemand den Briefkasten aufbricht und in Deine Post reinguckt."

Sportredakteure hingegen kommentieren Fußball-Ergebnisse, das wussten vor allem die Nachwuchskicker im Raum. Wenn der VfB mal wieder in den letzten zwei Minuten ein blödes Gegentor kassiert. Oder Bayern leider auf den verletzten Schweini verzichten muss. Damit prägen Medien die öffentliche Meinung. Und darum, so die Journalistin, sei es gut, möglichst mehrere Zeitungen zu lesen, damit man sich selbst, möglichst vielschichtig, seine eigene Meinung bilden könne. Denn eines, das berichteten die Kinder fröhlich aus ihrer eigenen Erfahrungswelt, ist klar: Sogar daheim gibt es immer wieder einmal verschiedene Ansichtsweisen. Darüber zum Beispiel, ob die Familie einen Hund haben sollte oder nicht.

Die Kinder indes waren selbst schon oft Hauptperson lokaler Berichterstattung – egal ob die TSV-Nachwuchssportler oder die Gardemädchen. Künftig wissen sie, wie Text und Bilder in die Zeitung gekommen sind. "Spannende Nachrichten", berichtete Karina Eyrich schmunzelnd, "fallen eben nicht vom Himmel." Auch wenn das manche glaubten: Ihre eigene, vierjährige Nachbarin habe sich vor Jahren gewundert, dass es Leute gibt, die heute schon wissen, was morgen in der Zeitung steht.

Ach ja: Angela Merkel darf als so genannte "relative Person der Zeitgeschichte" natürlich fotografiert werden, wenn sie in der Disko tanzt.