Übersichtlich: Die Zuschauerränge sind in Slowenien nicht nur beim Langlauf spärlich gefüllt. Foto: Daniel Karmann/dpa

In Planica haben die Organisatoren mit insgesamt 200 000 verkauften Eintrittskarten gerechnet. Ein Bruchteil davon ging bis zur Halbzeit über die Ladentheke.

Der slowenische Skisprung-Held Anze Lanisek reißt nach seinem gelungenen zweiten Durchgang die Arme in die Höhe, die ebenfalls bärenstarken Timi Zajc und Nika Kriznar sowie die nach ihren eher bescheidenen Sprüngen in Tränen aufgelöste Ema Klinec rasen auf ihn zu und bejubeln mit Mixed-Bronze auf der Normalschanze das erste Edelmetall für das Gastgeberland der diesjährigen nordischen Ski-WM.

Es ist ruhig im „Tal der Schanzen“

Und das Komische: Man kann jeden Jubelschrei, jedes Wort, jeden Schluchzer vernehmen, denn ansonsten ist es verhältnismäßig ruhig im „Tal der Schanzen“. 700 Zuschauer verteilen sich auf den weitläufigen Tribünen – 700 Zuschauer im skisprungverrückten Slowenien. „Ich weiß nicht, was die Veranstalter gemacht haben, dass nicht so viele Zuschauer da sind“, hat nicht nur der deutsche Kombinierer Vinzenz Geiger, Teamkollege des Baiersbronners Manuel Faißt, Fragezeichen im Gesicht.

Höllenspektakel beim Skiflug-Weltcup

Denn wehmütige Erinnerungen kommen auf an den letzten Skiflug-Weltcup 2022 in Planica, als über 30 000 Fans in dem Tal ein Höllenspektakel abziehen. Dazu tragen auch die slowenischen Springer bei. Am ersten Tag landen Ziga Jelar, Peter Prevc, Lanisek und Zajc einen Vierfachsieg, tags darauf gewinnt das slowenische Team. Und beinahe im Minutentakt wird die „Planica-Hymne“ für Sprünge über 230 Meter abgespielt.

Japanischer Einfallsreichtum

Und jetzt steht da das kleine Häuflein der slowenischen Mixed-Mannschaft und muss sich größtenteils selbst feiern. Weniger überraschend ist, dass die Kombinierer und Langläufer wenig einheimische Fans anziehen, das passiert in Nicht-Hochburgen des Öfteren. Bei der WM in Sapporo 2007 wurden ganze japanische Schulklassen in die Langlaufarenen abkommandiert und mit Anfeuerungszetteln in verschiedenen Sprachen ausgestattet. Da konnte es dann schon einmal passieren, dass die Journalisten auf dem Weg ins Pressezentrum gefragt wurden, aus welchem Land sie kommen und dann mit einem herzhaften „Hopp, hopp, hopp!“ zur Arbeit angetrieben wurden.

Vor allem deutschsprachige Fans werden vermisst

Diese Mühe haben sich die Organisatoren in Planica nicht gemacht. Beim Langlauf sorgen zwar die hauptsächlich aus Norwegen gekommenen Fans für Zuschauerzahlen um die Tausendermarke, doch ansonsten sieht es mau aus. „Was wir wirklich vermissen, sind vor allem die Fans aus dem deutschsprachigen Raum – Deutsche, aber auch Österreicher“, sagte Tomaz Susteric, der Generalsekretär des WM-Organisationskomitees, dem Nachrichtenportal Siol. Er schiebt das Ganze auf Gründe, die angesichts der Medaillenflut für DSV-Athleten nicht ganz zu passen scheinen: „Ich weiß, dass der Besuch in gewisser Weise von Erfolgen abhängig ist.“ Wäre es so, würden sich die Wünsche von Kombinierer Julian Schmid erfüllen: „Wir hoffen, dass sich das noch ein bisschen ändert in der zweiten Woche.“

Zu erwarten ist das aber nicht. Und das hat ganz einfach handfeste Gründe: das Geld! Die raren Hotels rund um Planica haben für die WM-Zeit auf die ohnehin stolzen Preise noch einmal kräftig draufgesattelt, und die Eintrittskarten sind alles andere als billig. Wer am Sonntag beim Mixed-Springen mit slowenischem Bronze (und deutschem Gold) dabei sein wollte, hatte pro Nase zwischen 64 (Stehplatz) und 99 Euro auf der Tribüne zu berappen. Dieses Geld haben sich die meisten offenbar lieber gespart. Der nächste Skiflug-Weltcup kommt ja bestimmt. Im März 2024.