Ein weiterer Traum wird wahr: Nathalie Armbruster durfte zusammen mit Vinzenz Geiger bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne tragen. Foto: Daniel Karmann/dpa

Ihr erstes persönliches Highlight hatte Nathalie Armbruster bereits am Dienstag. Jetzt wird es auch auf der Schanze und in der Loipe ernst für die 17-jährige Freudenstädterin.

Es war ein ganz besonderes Erlebnis für die nordische Kombiniererin: Bei der Eröffnungsfeier am Dienstagabend durfte sie an der Seite ihres Kombinierer-Kollegen Vinzenz Geiger die deutsche Fahne ins Stadion tragen. Dem Märchen der Athletin des SV/SZ Kniebis wurde also ein neues Kapitel hinzugefügt.

Denn „diese Saison ist schon ein bisschen unglaublich für mich“, kommentiert die Überfliegerin die Tatsache, dass sie in acht von zehn Weltcup-Auftritten auf dem Podest gestanden hat – und in den beiden anderen knapp im Zielsprint geschlagen auf Platz 4 gelistet wurde.

Armbrusters Medaillen-Traum? „Wenn nicht – dann nicht!“

Wenn die Kombiniererinnen am Freitag um 11.30 Uhr und 14.15 Uhr (live im ZDF und Eurosport) in den Wettkampf starten, dann beginnt für die 17-Jährige (schon wieder) etwas „ganz ganz Besonderes“ – denn der zweite Auftritt der Kombiniererinnen bei einer Weltmeisterschaft ist die Premiere für Nathalie Armbruster. Und der ist angesichts ihrer Leistungen nach dem Turbostart in den Weltcup auch mit einer Menge Erwartungen verbunden. „Ja, ich spüre schon Druck“, sagt die Freudenstädterin, „aber ich will einfach nur meine Leistung abrufen können.“ Dabei ist klar: Wenn sie das tut, liegen die Plätze 1 bis 3 ganz sicher in Reichweite. „Es ist schon ein Traum, eine Medaille zu gewinnen“, gibt sie zu, „aber man kann nicht nur auf dem Podest stehen. Wenn nicht – dann nicht!“

Bundestrainer: „Wir werden sie nicht verheizen lassen“,

Bundestrainer Florian Aichinger versucht, der Freudenstädterin den Druck zu nehmen. „Am Ende ist es nichts anderes als Langlaufen und Skispringen“, sagt er lächelnd, auch wenn er weiß, dass auch seine Athletin wohl enttäuscht wäre, nach diesem Saisonverlauf leer auszugehen. „Für sie ist es eine WM zum Genießen. Niemand erwartet, dass sie für uns die Kohlen aus dem Feuer holt“, glaubt Aichinger, denn auch er weiß, dass Nathalie Armbruster als neues, frisches, sympathisches und eloquentes Gesicht der Kombiniererinnen an vorderster Front des Interesses steht. „Wir werden sie nicht verheizen lassen“, beteuert der Bundestrainer.

Belebung für die gesamte Nordische Kombination

Wenn da mal so einfach wäre. Die Vorbereitung war gut, und es ist alles angerichtet für ein großes Fest der Kombiniererinnen, die es genießen, endlich richtig angekommen zu sein. Der Weltcup läuft und leidet nicht unter ständigen Absagen wie zu Corona-Zeiten, der Weltcup-Zirkus der Männer, der unter dem Damokles-Schwert des möglichen Olympia-Rauswurfs nicht mehr unbeschwert vor sich hinlebt, begrüßt die starken und spannenden Frauen-und Mixed-Wettbewerbe als Belebung.

Nowak hat einen „steinigen Weg hinter sich“

Und dann ist da auch noch Jenny Nowak. Die ehemalige Junioren-Weltmeisterin hat nach diesem ersten großen Titel „einen steinigen Weg hinter sich“ (Bundestrainer Aichinger). Von daher war ihr erster Platz auf dem Treppchen in Schonach für sie wie eine Befreiung. „Das war extrem wichtig für sie“, wie Aichinger erleichtert feststellt. Denn der Bundestrainer gibt zu, dass die Erfolge von Shootingstar Armbruster zwar extrem positiv für Verband, Teamleitung und Fans war. Auch nahmen sie den größten Druck vom Team. Aber innerhalb der Gruppe wurde die vorhandene Hierarchie gehörig durcheinandergewirbelt. Und das fanden nicht alle sofort positiv. „Das ist für viele am Anfang nicht einfach gewesen“, gibt Aichinger zu. Mittlerweile hat sich das eingespielt, und alle können es als „cool“ akzeptieren, wenn das vormalige „Küken“ wieder aufs Podest springt und läuft.

Bei Würth „ist immer noch Luft nach oben“

Und dann ist da aus Schwarzwälder Sicht auch noch Svenja Würth, die sich in dieser Saison im Laufen extrem verbessert hat und beständig Top-Ten-Plätze abliefert. „Wir haben noch mal am Springen gearbeitet und im Training noch einmal was umgestellt“, erzählt die 29-Jährigen, „aber es ist immer noch Luft nach oben.“

Wenn die Baiersbronnerin ein gutes Springen abliefert, ist aber auch für sie alles drin. Zudem ist sie für die jungen Athletinnen auch sehr wichtig, als eine Art „Team-Mama“, die alles zusammenhält. Es ist also alles angerichtet für ein großes Fest am Freitagabend.