In diesem Sommer wurde der Kindergarten in Neuweiler neu eröffnet. Einige Räte wünschen sich einen Waldkindergarten in unmittelbarer Nähe. Foto: Lena Knöller

In Neuweiler gibt es 2024 nicht genug Plätze für alle Kinder. Der Bürgermeister setzt auf eine schnelle Lösung – doch was ist mit dem Waldkindergarten?

In Sachen Kinderbetreuung wird es eng in Neuweiler. Da redete Bürgermeister Martin Buchwald nicht lange um den heißen Brei herum: „Für 2024 haben wir keine ausreichende Zahl an Kita-Plätzen zur Verfügung“. Dass sich das schnell ändern muss, steht außer Frage. Und Buchwald hatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung auch schon eine zündende Idee auf Lager – die zunächst im Kindergartenausschuss beraten werden muss. Das hinderte die Räte aber nicht an einer lebhaften Diskussion, welches Konzept langfristig verfolgt werden solle.

Neue Gruppe in Nagolder Straße Um das Betreuungsangebot schnell auszubauen, schlug der Bürgermeister vor, „eine weitere Gruppe in den Räumen der Nagolder Straße, dem ehemaligen Kindergarten – neben der bereits beschlossenen Kleinkindgruppe – zu öffnen“. Damit rannte er bei einigen Ratsmitgliedern offene Türen ein, doch anderen bereitete das wohl Bauchschmerzen. So etwa Rainer Hanselmann, der mit Blick auf die geplante Einrichtung in der Nagolder Straße sagte: „Das Gebäude ist ja noch nicht gut in Schuss.“ Da musste Buchwald widersprechen: In Sachen Elektrik und Brandschutz sei das Gebäude gut ausgestattet und „die Heizung ist relativ neu“. Streicharbeiten würden noch anfallen. Und das Feuchtigkeitsproblem bestehe noch dadurch, dass Buntsandstein Wasser zieht und Feuchtigkeit abgibt – was die Gemeinde mit umgesetzten Maßnahmen aber in den Griff bekomme.

Hohe Kosten für Bauwagen Locker lassen wollte Hanselmann bei einem Thema nicht, das schon Zündstoff für lange Diskussionen im Rat war: „Gibt es noch Überlegungen zum Waldkindergarten in Zwerenberg?“, wollte er wissen. Das verneinte der Verwaltungschef – und zunächst ging’s da wieder einmal ums Geld: Wenn man einen richtigen Waldkindergarten ins Leben rufen würde, müsse man einen Bauwagen anschaffen und die Kosten für diesen liegen momentan bei 100 000 Euro. „Ja und?“ , kommentierte Hanselmann lediglich. In der Nagolder Straße habe man eben „relativ geringe Anfangsinvestitionen“, so Buchwald.

Ein Schutzraum ist notwendig Doch damit war das Thema Waldkindergarten noch lange nicht vom Tisch – zumindest für einige Räte. Anton Höschle mahnte an, dass man die Planungen für einen Waldkindergarten gerade nicht fallen lassen sollte. Für ihn sei der neue Kindergarten am Waldrand in Neuweiler der perfekte Standort, um dort einen Waldkindergarten zu realisieren. Doch auch dabei gibt es einen Haken, wie der Bürgermeister zu bedenken gab: Neben einem Bauwagen sei dann ein weiterer Schutzraum nötig. Und als ein solcher dürfe der neu eröffnete Kindergarten nicht gelten.

Waldkindergarten ist großer Aufwand

Trotzdem signalisierte Buchwald, dass er offen ist für das Thema, das schon mehrmals hohe Wellen im Gremium geschlagen hatte. „Das ist der Charme des Kindergartens da oben, dass man da, wenn man den Wald direkt vor der Tür hat, eigentlich was machen muss“, sagte er. Doch es liege nicht in seiner Hand: Die Genehmigungsbehörden haben „uns diesen Zahn relativ schnell gezogen“. Er betonte dennoch: „Ich will den Waldkindergarten um Gottes Willen nicht begraben.“ Aber diesen bei der neuen Einrichtung in Neuweiler in kleinem Aufwand zu realisieren, sei genehmigungstechnisch schlicht und einfach nicht so schnell umsetzbar.

Kurzes Entsetzen Eine solche Zentralisierung am neuen Kindergarten in Neuweiler werde sowieso unterschiedlich gesehen, meinte Hanselmann: „Ich denke mal die Kollegen von Agenbach hätten lieber wieder ihren Kindergarten in Agenbach, dass sie nicht in der Gegend herumfahren müssen, genauso auch Zwerenberg und Gaugenwald.“ Das führte zu kurzem Entsetzen bei Gemeinderat Jochen Lörcher – Befürworter der Kombination der neu eröffneten Einrichtung und potenziellem Waldkindergarten in Neuweiler: „Wir Agenbacher haben uns damit abgefunden, weil das in Neuweiler jetzt neu und super ist“. Hanselmann führte in Bezug auf einen Waldkindergarten aus: „Von den Kinderzahlen her müsste er eher nach Agenbach oder Zwerenberg“. Die Zahlen „kann man nie ganz genau einschätzen“, sagte Buchwald. Im Kindergartenbereich gebe es eben enorme Schwankungen.

Schon einmal abgelehnt Und als die Diskussion scheinbar beendet war, riss Doris Hammann noch mal alte Wunden auf: „Ich hab immer so das Gefühl, man tut so, als ob man es begrüßen würde, aber eigentlich will man es nicht.“ Denn, wie sie erklärt, habe es ein Angebot aus Zwerenberg gegeben, bei dem sich ein Verein als Träger für einen Waldkindergarten engagiert und lediglich einen Zuschuss von der Gemeinde verlangt hätte: „Das wäre uns total abgenommen worden durch den Verein. Und wir haben es abgewiesen wegen dem Geld.“ Sie ging noch einen Schritt weiter und meinte, mit der Eröffnung der neuen Gruppe in der Nagolder Straße sei das Thema Waldkindergarten gestorben: „Herr Buchwald, machen wir uns doch nichts vor, wenn die Gruppe da draußen aufgenommen ist, ist das erledigt.“

Denn es seien ganz genau nur 25 Plätze, die fehlen. Tatsächlich gibt es in Neuweiler derzeit 114 Kinder im Kindergartenalter, aber nur 89 sind für eine Einrichtung angemeldet. Ob diese große Anzahl an Kinder noch dazustoßen werde oder im anderen Fall in einer Nachbargemeinde untergekommen sei – das konnte Buchwald nicht beantworten. Nun liegt es sowieso erst einmal in den Händen des Kindergartenausschusses, den weiteren Weg vorzuschlagen – ob mit oder ohne Waldkindergarten in der Waldgemeinde.