Die wilden Narzissen oder Osterglocken, die in Gaugenwald Sternblumen heißen, sind an den länglichen, farbkräftigeren Glocken zwischen den sechs Blütenblättern zu erkennen und etwas kleiner als die im Garten wachsenden. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Naturerscheinung: Zur Freude von Corinna Kussack vom Gaugenwald e. V. half das ganze Dorf mit

Bilderbuchwetter und große gelbe Flächen in den grünen Wiesen Gaugenwalds begleiteten die Besucher über die ausgeschilderten Rundwege und in das stetig gut bis voll besetzte Sternblumencafé im und ums Gaugenwalder Rathaus.

Neuweiler-Gaugenwald. Hunderte nahmen das jetzt im neunten Jahr offerierte Angebot an, sich die Blüte nicht entgehen zu lassen.

Erfreut zeigte sich die Vorsitzende des Veranstalters Gaugenwald e. V., Corinna Kussack, über den guten Zuspruch. Aber noch mehr beeindruckte die Vereinschefin im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, dass einmal mehr der fast sprichwörtliche Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft des 155-Seelen-Ortes so gut funktionierte. "Vor allem viele, die nicht Vereinsmitglied sind, haben sich freiwillig gemeldet und helfen mit", sagte sie.

So wurde der Ansturm auf die stetig aufs Neue belegten Tische durch den Service – mit auffällig vielen jungen Helfern – souverän bewältigt. Schon kurz nach 13 Uhr waren der Vorrat von 180 Portionen Maultaschen und der Kartoffelsalat dazu aufgebraucht. Hungern musste dennoch keiner. Reichlich Kuchen und Schmalzbrote sättigten zu Kaffee und anderen Getränken vor oder nach den Runden durch den Ort im grün-gelben Schmuck.

Großer Andrang

Zum großen Andrang aus den umliegenden Städten und Dörfern und teils über den Landkreis hinaus hat in diesem Jahr sicher mit beigetragen, dass im Lauf der vergangenen Woche neben dieser Zeitung auch der Rundfunk darauf aufmerksam machte. Ein Interview, das Pia Pelzer mit Corinna Kussack führte, reihte unter "Veranstaltungstipps fürs Wochenende" die Ankündigung unter "wilde Narzissen in Gaugenwald" ein.

"Sternweg Gaugenwald" stand auf dem an verschiedenen Stellen vom veranstaltenden Verein bereitgelegten Flyer. Außer den wichtigsten – nicht zu übersehenden – Narzissenflächen zeigt das Faltblatt in einem Plan Parkmöglichkeiten und den Standort des Sternenblumencafés auf. Unter "Infos über Sternenblumen" ist zu lesen, dass zum Erhalt der Naturerscheinung die Pflanzen nicht beschädigt und schon gar nicht abgeschnitten werden dürfen.

Mit Spargel verwandt

Dies ist wohl auch das offene Geheimnis der Gaugenwalder Sternenblumenblüte: Die Wiesenbesitzer erhalten diese, indem sie bei der ersten Mahd peinlichst darauf achten, dass die Gewächse vollständig verblüht und abgetrocknet sind, da sie sonst verschwinden. Das Amaryllisgewächs ist mit dem Spargel verwandt. Für Feinschmecker ist im Gegensatz zu diesem die Narzissenzwiebel allerdings nicht geeignet. Für den menschlichen Verzehr ist sie als unverträglich bis giftig einzustufen.

Wie die wilde Narzisse – auch Osterglocke und in Gaugenwald Sternblume genannt – in das Dorf am Ursprung des Bruderbachs und in etwas kleineren Vorkommen auch nach Hofstett oder Breitenberg kam, ist bislang unbekannt.

Ursprünglich stammt die Pflanze aus atlantisch geprägten Landschaften des westlichen Mitteleuropas. Wasser oder Ameisen transportieren die Samen.

Kalkarme, magere Feuchtwiesen und hohe Niederschlagsmengen bieten fürs Gedeihen beste Voraussetzungen.

Die wilde Narzisse ist etwas kleiner als ihre Verwandte im Garten und an der länglichen, farbkräftigeren Glocke in der Mitte zwischen den sechs gelben Blütenblättern zu erkennen.

Ein großes, geschütztes Verbreitungsgebiet hat die Blume im Nationalpark Eifel. Ein Standort sind die Vogesen, wo es im französischen Ort Gérardmer alle zwei Jahre ein riesiges Fest mit Millionen Narzissenblüten – das 49. am 7. April – samt Blumenkorso gibt.