Die Jahreszahl 1579 und württembergische Hoheitszeichen sind am alten Amts- und Gasthaus von Neuweiler gut zu erkennen. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Streifzug in Wort und Bild führt beim Frühschoppen des SWV Neuweiler in alle Ortsteile

Dicht gedrängt saßen 50 Interessierte im Museumsstüble, als die fürs Heimatmuseum und Kultur im Schwarzwaldverein Neuweiler zuständige stellvertretende Vereinschefin Marianne Noe die Besucher des heimatgeschichtlichen Frühschoppens begrüßte.

Neuweiler (hms). Zum Thema "Historische Gebäude und ihre Geschichte(n)" führte Hans Schabert in Wort und Bild in alle Ortsteile der Waldgemeinde.

Besonderes Interesse erweckte das ehemalige Gasthaus "Sonne, Mond und Sterne". So mancher war überrascht, als er in einem Foto die renovierte, der Straßeneinmündung abgewandte Seite des gerade in einer Grundsanierung befindlichen Hauses sah, wo sich alte Pracht und moderne Gestaltung gefühlvoll verbinden. Walter Schaible, den Eigentümer beratender Zimmermeister und Immobilienfachmann, konnte in der Fragerunde beisteuern, dass nach verzögernden, aber überwundenen Behördenproblemen wohl Café und Wohnungen in diesem Jahr fertig werden.

Das Gebäude, auch "Baurehaus" genannt, habe seine heutige Form 1726 erhalten, war zuvor vom Referenten zu hören. Zeitweise habe man gemeint, es handle sich um eine alte Poststation, was aber aufgrund des Fehlens einer Poststraße schon der Lehrer und Heimatforscher Wilhelm Pabst widerlegt habe. Nachgewiesen ist das Haus als frühes Amts- und Gasthaus. Das ehemals der Post-Eigenschaft zugerechnete, in Stein gehauene Horn sei ein bei der Jagd verwendetes Hifthorn, das teils den Herren Württembergs als Hoheitszeichen gedient habe.

Schon im bescheideneren Vorgängerbau, von dem wohl Teile in Stein geprägt bis heute die Jahreszahl 1579 erkennen lassen, seien Verträge geschlossen und Testamente fixiert worden. Dies belege ein mehr als 400 Jahre altes, "in Peter Stollen Würthsbehausung im hinteren Stüblin" verfasstes Dokument. Besonders Betrieb habe wohl im 18. Jahrhundert in Neuweiler und im "Baurehaus" geherrscht, wenn im Unteramt der Vogtei Calw vom Untervogt oder Vogt Ruggericht gehalten wurde.

Dann pilgerte die Bevölkerung der zugehörigen Dörfer Aichelberg, Hünerberg, Meistern, Hofstett, Aichhalden, des Weilers Fautsburg/Rehmühle, der Exklave Wenden und zeitweise auch aus Zwerenberg in den Stabsort. Auch die württembergischen Hirschstangen als Hoheitszeichen der Landesherren sind am Gebäude zu sehen. Im 18. Jahrhundert weilte immer wieder der Herzog in der Gemeinde, der 1715 in Hofstett ein Jagdschloss errichten ließ. "Vielleicht gibt es da eine Verbindung für den stattlichen Ausbau des ›Baurehauses‹", sagte Schabert.

Angelbach war bedeutende Grenze

Auch viele andere historische Zusammenhänge streifte der Vortrag, der mit einer mehr als hundert Jahre alten Postkarte der Flößerwirtschaft Agenbacher Sägemühle startete. Diese ist 1567 erstmals urkundlich belegt einer der ältesten Baukomplexe in der Gemeinde. Die Eisensägmühle stand ein Stück talwärts auf Markung Agenbach. Auf einer gezeigten Flurkarte waren deren Floßkanal und Gebäude erfasst. Der Wildbader Ochsenwirt Hammer erwarb diese vom Staat und ließ sie 1863 abbrechen.

Zu hören war, dass in Neuweilers Pfarrhaus 1769 die Balken vom Abbruch des Hofstetter Schlössles verarbeitet wurden oder welche besonderen Bauten im Teinachtal auf Markung Breitenberg liegen. Eine bedeutende Grenze bildete der die Bistümer Speyer und Konstanz trennende Angelbach neben dem 1411 erbauten Kirchturm Oberkollwangens mitten durch den Ort. An der Struktur der Sandstein-Mauer erkennen lässt sich am Kirchturm von Zwerenberg, welche Teile aus der Zeit des Kirchenbaus 1839 und von vor 420 Jahren stammen.

Manchen Zuhörer überraschte, dass der sogenannte Zwerenberger Friedhof auf Markung Gaugenwald liegt und an gleicher Stelle schon 1483 ein Pestfriedhof mit einer St.-Leonhards-Kapelle bestand.