Heimatgeschichte: "Goldenes Lamm" 1848 abgebrannt / Zuletzt von Heinz und Maria Burkhardt betrieben

Von einer Genossenschaft getragen soll Neuweilers einstige Traditionsgaststätte Goldenes Lamm zum Seniorenzentrum der Waldgemeinde werden (wir berichteten). Heinz und Maria Burkhardt, das verstorbene letzte Lammwirts-Ehepaar, wären damit sicher einverstanden.

Neuweiler. Bis zu ihrem Tod im März 2018 wohnte Maria Burkhardt noch in dem Haus, in dem sie jahrzehntelang mit ihrem 2006 verstorbenen Mann Gäste bewirtete. Gerne nahm sie am Gemeinschaftsleben der Herbstrose teil, die in absehbarer Zeit dorthin umziehen soll. Bis heute schwärmt noch mancher davon, wie "die Maria mitten in der Nacht noch einen schmackhaften Rostbraten auf den Teller zauberte".

Heinz Burkhardt war ein Visionär. Er unterstützte schon vor Jahrzehnten Überlegungen der Gemeinde, seniorengerechte Wohnungen zu schaffen. Aber damals kamen nicht genug Interessenten zusammen. Die einen sagen, die Zeit war noch nicht reif. Anita Burkhardt, die Schwiegertochter der letzten Lammwirte und Vorsitzende von "Miteinander und Füreinander in der Gemeinde Neuweiler" (MFN) sieht wohl zurecht auch die florierende Einrichtung Herbstrose ihres Vereins mit als Impulsgeber. Sicher würde Heinz Senior den Schritt seines gleichnamigen Sohnes unterstützen, das Anwesen in das Vorhaben einzubringen. In seiner heutigen Form entstand das "Goldene Lamm" vor 170 Jahren.

Der Lammwirt berichtete 1987 anlässlich eines Empfangs von Journalisten, die mit Landrat Herbert Zerr den Kreis bereisten und in Neuweiler Station machten, dass der Gasthof 1848 abgebrannt war. Grundmauern und Keller blieben aber erhalten. Wie lange das Gasthaus zuvor schon an dieser Stelle gestanden hatte, weiß man nicht. Aber es ist wohl eine der beiden Schildwirtschaften, die in der Oberamtsbeschreibung von 1860 genannt sind und damals sicher schon viele Jahrzehnte alt waren. Schon der Großvater hatte vor der Wende zum 20. Jahrhundert Feriengäste, erinnerte sich Heinz Burkhardt senior.

Kronprinz steigt mehrfach dort ab

Eine kleine Land- und Forstwirtschaft habe zum Betrieb gehört. Sommerfrischler schätzten das Haus ebenso, wie Tagesgäste, die besonders die Wildspezialitäten genossen. Noch als Kronprinz stieg der württembergische König bei Jagdbesuchen mehrfach im "Goldenen Lamm" ab. Deshalb gibt es im Haus auch ein Königszimmer. Unter den späteren Regierungschefs war Lothar Späth ab und zu Gast, der mit dem Bruder des Wirts, dem Journalisten Helmut Burkhardt, befreundet war.

Ein linientreuer Verwalter "übernahm" in der NS-Zeit zehn Jahre lang die Betreuung des mit einer Landwirtschaft gekoppelten Betriebs, weil nur ein Landwirt einen solchen führen durfte. Die Familie musste ausziehen. 1947 änderte sich dies dann wieder.

1959 wollte man zugunsten der Tourismusförderung Mineralwasser erbohren. Aber um "Bad Neuweiler" zu gründen habe das Kapital im Hintergrund gefehlt, wie man nach ersten Bohrungen feststellen musste. Daraus sei aber sein Bohrunternehmen entstanden.

Originalzitat unter einem Hinweis auf den Umweltschutz von Heinz Burkhardt senior 1987, das auch aus der heutigen Zeit von seinem Sohn stammen könnte: "Dieser Betrieb erschließt Trink-Mineral- und Thermal-Wasser, führt Baugrunduntersuchungen aus und befasst sich mit Erdwärmeversorgung."