Die Mitglieder des Zwerenberger Vokalensembles sangen wie die Staren und verzückten das Publikum. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Kirchenchor feiert 40-jähriges Bestehen / Leiter Ulrich Seeger mit Johannes-Brenz-Medaille gewürdigt

40 Jahre schon sind die Zwerenberger Kirchenkonzerte ein Erfolg. Jetzt würdigte man Chorleiter Ulrich Seeger und die gesamte Musik mit einem Festgottesdienst in der Zwerenberger Kirche.

Neuweiler-Zwerenberg. Ein ganzer Festgottesdienst dem Gesang gewidmet – das gibt es auch nicht alle Tage. Die trutzig-schlichte Kirche von Neuweiler-Zwerenberg ist denn auch beinahe so gut besetzt wie an Weihnachten. "40 Jahre Zwerenberger Kirchenkonzerte" – das ist schließlich ein echter Höhepunkt in der kleinen Gemeinde.

Gleich zu Anfang intoniert der Chor denn auch "Singet dem Herrn ein neues Lied" – die Stimmen klar und rein wie die Morgenluft an diesem Spätsommertag.

Hochkarätige Konzerte und Leckerbissen

Kein Wunder, dass es an Lobreden für den Chor, für die Kirchenkonzerte und vor allem für den Chorleiter Ulrich Seeger kein Mangel herrscht an diesem Tag. Von "musikalischen Leckerbissen" ist die Rede, von "hochkarätigen Konzerten" – und am Ende erhält "Maestro" Seeger gar die Johannes-Brenz-Medaille, höchste Auszeichnung der evangelischen Landeskirche in Württemberg. Es heißt, Seeger habe bereits als 17-Jähriger die Leitung des Chors übernommen, der sich offiziell "Zwerenberger Volksensemble" (ZVE) nennt.

Ein wagemutiger, ja beinahe ein tollkühner Schritt für einen Jungen, der seinerzeit noch nicht einmal die Schulbank hinter sich gelassen hatte – den seit 40 Jahren anhaltenden Erfolg der Kirchenkonzerte hätte er sich damals sicherlich nicht träumen lassen.

Es gibt Wechselgesänge an diesem Festtag – eine Strophe singt der Chor, die nächste die ganze Gemeinde. Was auffällt: Die Kirchenbesucher singen in der Tat noch mit kräftiger Stimme mit – das ist durchaus nicht mehr überall üblich heutzutage.

Ein weiterer Höhepunkt, auch Psalme werden an diesem Festtag musikalisch vorgetragen. "Lobe den Herren, meine Seele" etwa, vertont von Heinrich Schütz – wobei der "Maestro" Seeger höchstpersönlich ein kurzes Gesangssolo präsentiert. Leider fällt das Solo eher recht kurz aus und ist recht zaghaft gesungen. "Ich singe Dir mit Herz und Mund", heißt ein weiterer Wechselgesang, in dem der Chor mit Klarheit und Präzision besticht. Sogar die Predigt steht ganz im Zeichen des Gesangs und der Musik. "Warum singen wir?", fragt denn Ursula Ripp-Hilt, Schuldekanin in Böblingen-Herrenberg, in ihrer Predigt.

Singen auch in düsteren Lebensphasen

Warum singen Menschen "in einer Welt, die mitunter so trist ist", und warum singen sie auch in den schwierigsten, den düstersten Phasen ihres Lebens? Sie antwortet mit einem kurzen Gedicht von Andrea Schwarz: "Vögel singen/in einer Welt/die krank lieblos/ungerecht ist/vielleicht haben sie recht."

Musik und Gesang als Schutz und Hoffnungsschimmer also. Gesang, "weil es eben auch eine andere Melodie gibt", wie Ripp-Hilt zum Abschluss meint. Ein gelungener Festgottesdienst zu Ehren der Musik, des Gesangs, vor allem aber zu Ehren des "Zwerenbergers Volksensembles". Die eigentlichen Konzerte zum 40-jährigen Chorjubiläum sollen aber noch folgen – man darf sich also auf weitere musikalische Wonnen freuen in Zwerenberg.