Hans Schabert – hier mit seiner Lebensgefährtin Karla Arp – wohnt inzwischen in Bad Wildbad. Foto: Kunert

Hans Schabert feiert am Sonntag Geburtstag. 35 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde.

Bad Wildbad/Neuweiler - Einst der jüngste Bürgermeister im Nordschwarzwald, dreieinhalb Jahrzehnte später dann der dienstälteste Schultes der Region. Am Sonntag wird Hans Schabert, Neuweilers Alt-Bürgermeister, 70 Jahre alt. Oder jung. Denn nach Ruhestand sieht das Leben des gebürtigen Pforzheimers nicht aus.

Um es vorweg zu nehmen: Was dieser Mann alles in seinem Leben gemacht, geleistet und geschafft hat, hier aufzuführen – dafür wird der Platz nicht reichen. Ab 1972 stolze 35 Jahre lang Bürgermeister von Neuweiler, das er unter anderem durch die Gebietsreform 1975 geführt hat. Jahrelang Vorsitzender des Zweckverbands Schwarzwaldwasserversorgung. 40 Jahre Aufsichtsrat, davon 35 Jahre Aufsichtsrats-Chef der Raiffeisenbank im Kreis Calw. Drei Jahrzehnte Mitglied des Calwer Kreistags, fast zehn Jahre des Regionalverbands Nordschwarzwald. Und das waren jetzt nur die öffentlichen Ämter.

Dann da gibt es auch noch den Sportler Hans Schabert: mit Gewichtheben beim Heimatverein, dem Sportclub Pforzheim – dem er bis heute als Fan die Treue hält –, fing’s an. Mit dem Vater zusammen habe er es als "Federgewicht" ("heute wäre ich ›Mittelgewicht‹") in der zweiten Mannschaft beginnend bis zu einem elften Platz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften gebracht. Im Rasenkraftsport, dem Steinstoßen beispielsweise, gar bis zu verschiedenen Junioren-Meistertiteln. Schwimmen tue er noch heute regelmäßig, Fahrradfahren. Wandern: mindestens eine Stunde wolle er jeden Tag zu Fuß unterwegs sein, zum Beispiel von seinem heutigen Wohnsitz hoch über Bad Wildbad (Ostseite) rüber auf den Sommerberg (Westseite) – natürlich ohne Hilfe der Sommerbergbahn. Was vielleicht erklärt, wo die unglaubliche Kondition und "Schlagzahl" im Tageswerk den Seniors Schabert nach wie vor herkommt.

Wir wollen auch nicht den bekannten Geschichts-Forscher in ihm vergessen. Mit der Heimatgeschichte in Neuweiler fing es an. "Willst du die Menschen einer Region verstehen, musst du ihre Geschichte kennen." Die, so Schaberts Beobachtung, immer auch die Besonderheiten der Menschen eines Ortes bestimmt. Oder erkläre. Ein Heimatbuch über Neuweiler hat er alleine geschrieben, an vielen weiteren war er als Co-Autor beteiligt. Was in den aktuellen Vorsitz des Kreisgeschichtsvereins Calw mündete – den er aber plant, zur nächsten Vorstandswahl abzugeben. Um der jüngeren Generation Platz zu machen, wie er sagt.

"War und bin komplett unabhängig"

Das erwähnte Heimatbuch von Hans Schabert deutet an: er ist auch Publizist, Autor, Journalist. Mit 14 Jahren schrieb er die ersten Artikel für die Pforzheimer Zeitung – über seinen Sportverein. Das war ihm irgendwann nicht mehr genug, er fragte nach neuen Aufgaben. Es folgten Berichte über legendäre Konzerte – Udo Jürgens 1970 zum Beispiel. Interview mit den ganz Großen – Dettmar Cramer etwa, damals Bayern-Coach. Seit dem Ende seiner Amtszeit als Schultes in Neuweiler hat er die alte Leidenschaft, heute als Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten, wiederentdeckt. Er mache "ab und an" auch noch die Pressearbeit für den CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Blenke – wobei Schabert großen Wert darauf legt festzustellen, dass er politisch und auch sonst immer "komplett unabhängig war und bin; das ist mir wichtig."

Das Kochbuch in seiner Werk-Liste als Autor sei aber eher ein Zufall, schmunzelt Hans Schabert – denn außer Eier zu braten und Dosensuppe zu erwärmen sei er in der Küche nicht zu gebrauchen. Aber er sei auch nicht für die Rezepte des Heimat-Kochbuchs zuständig gewesen, sondern für die "Geschichten" drumherum. Und um einen Namen vorne aufs Cover zu schreiben. Aber sichtlich stolz ist Schabert auch auf dieses Werk, das ja andererseits so gut zu seiner offensichtlichen Liebe zu seiner Wahlheimat passen will.

Wer glaubt, das nun sei bereits "alles", was den Jubilar in seinem Leben umtreibt – umtreiben kann; auch sein Tag kann ja nur 24 Stunden haben – der irrt. Weitere Schlagworte: Mitglied des "Zylinderchors" der Alten Herren des FC Neuweiler, Mitglied der Neuweiler Alterswehr, Mitglied der Wandergruppe der Enzkreis-Altbürgermeister und in weiteren Vereinen.

"Opa zu sein ist wirklich toll"

Und schließlich gibt es ja auch noch einen "Familienmenschen" Hans Schabert – mit "drei Kindern aus zwei gescheiterten Ehen", wie Schabert ohne Scheu erklärt. Ein Tribut an den "öffentlichen" Hans Schabert? Der Jubilar überlegt kurz, schüttelt dann den Kopf. Es habe etwas mit seinem großen Harmonie-Bedürfnis zu tun, das seit dem Millennium mit seiner heutigen Lebensgefährtin Karla Arp, die als Hauptamtsleiterin in Keltern im Enzkreis arbeitet, die ideale Verbindung gefunden habe. Beide wandern gerne, reisen gerne, teilen viele Interessen. Und, das sagt der Chronist, gehen auffällig umsichtig miteinander um.

Bleiben noch die derzeit drei Enkelkinder zu erwähnen, die "Opa Schabert" auch noch gerne mit Beschlag belegen. Der wiederum "keinerlei Probleme" damit hat, "Opa zu sein. Das ist wirklich toll!"

Am Sonntag, wenn groß mit der Familie und Freunden gefeiert werde, werde natürlich auch die ganze Rasselbande dabei sein. Doch davor – noch kurz ein Blick zurück: "Ein erfülltes, ein gutes Leben." Das 1947 im komplett zerstörten Pforzheim und mit den dramatischen Erzählungen der Überlebenden der Phosphor-Bomben der Alliierten begann. Die Eltern bauten mit eigenen Händen aus den Trümmern einer Flakstellung ein Gartenhaus für die junge Familie, so dass Hans Schabert "mitten in Gottes freier Natur" aufwachsen konnte, wie er erzählt. So gesehen war das, was ab da folgen sollte, sicher auch ein (überwiegend) sehr glückliches Leben.