Aufmerksam verfolgen die Besucher der Alterswehr die Ausführungen über die alten Wandmalereien. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Im Johanniterschloss 600 Jahre alte Wandmalereien bewundert / Feuerwehr besucht

Die Alterswehr Neuweiler machte jüngst einen ganz besonderen Ausflug. Es ging nach Rohrdorf zum ehemaligen Johanniterschloss, das heute von Kirche und Verwaltung gleichermaßen genutzt wird. Die Geschichte der alten Mauern faszinierte die Besucher der Alterswehr sichtlich.

Neuweiler/Rohrdorf. Einzelne kannten das historische Kleinod im Nagoldtal schon, wie beispielsweise der Abteilungsleiter der Alterswehr Neuweiler, Helmut Wurster, der dort schon sein handwerkliches Geschick zeigen durfte. Die meisten kamen in den Gebäudekomplex des ehemaligen Johanniterschlosses in Rohrdorf zum ersten Mal. Heute wird das Gebäude von Gemeindeverwaltung und Kirchen genutzt.

Überrascht waren alle, was Rohrdorfs Bürgermeister Joachim Flik bei einer Führung über die Vergangenheit, Renovierung und Gegenwart erzählte. Noch von Vorgänger Günter Damm wurde der Bau, 100 Jahre teilweise verwaist, vor dem weiteren Verfall und Zuwachsen bewahrt. Eine grundlegende Sanierung und Rekonstruktion nach alten Plänen unter Begleitung durch Denkmalschützer zwischen 1987 und 1990 kostete 5,4 Millionen Mark.

Freilegung der Malereien kostet 250 000 Mark

Ehrfürchtig standen die Ruhestands-Feuerwehrleute vor den 600 Jahre alten Wandmalereien auf Putz und Holz, welche die Amtsräume der Gemeindeverwaltung schmücken. Allein ihre Freilegung kostete einst 250 000 Mark. Entdeckt wurden sie durch einen Zufall bei der Renovierung. Sie tauchten auf, als ein Stück Putz von der Wand fiel. Seit 600 Jahren tragen dicke Eichensäulen den Bau, der anderthalb Meter starke Außenwände besitzt. Bis hin zum Ratskeller – in diesem Fall nicht Gaststätte, sondern Versammlungsraum für Vereine – durften die Besucher das Rathaus besichtigen.

"Es ist alles untrennbar ineinander verschachtelt", erklärte Flik. So befindet sich der uralte Gewölbekeller unter einem kirchlichen Gemeinderaum. Auch sonst überschneiden sich kirchliche und kommunale Räumlichkeiten und Zugänge. Zum Bau gehören die katholische und evangelische Kirche. Das Dorf war eine Kommende der Johanniter. Die hatten als weltliche und kirchliche Herren sowie als europaweiter, souveräner Ritterorden von 1297 bis zur Umsetzung eines Tagesbefehls von Napoleon aus dem Jahr 1805 bis 1809 in Rohrdorf das Sagen. An der Spitze standen 31 sogenannte Komture, ab Ende des 18. Jahrhunderts in der Doppel-Komturei Dätzingen/Rohrdorf.

Ab 1568, nach der Reformation, wurde die Kirche von der katholischen Johanniter-Bevölkerung und den evangelischen württembergischen Landeskindern gemeinsam genutzt, später durch eine Mauer geteilt. Das den Evangelischen zugeteilte ehemalige Kirchenschiff wurde zu klein. Deshalb wurde 1741 auf herzogliches Geheiß dem Gebäude folgend mit einem leichten Knick angebaut. Die vier Glocken im Turm werden nach wie vor gemeinsam genutzt. Die Kosten des Turms werden zwischen beiden Konfessionen und Gemeinde gedrittelt.

Vom Turm grüßt kein normales Kreuz und kein Hahn, sondern das Malteserkreuz mit Halbmond darüber, wie auf Moscheen zu sehen.

Modernes und großzügiges Magazin

Auch Feuerwehr-spezifische Besichtigungen wurden unternommen: Aus einer gewerblichen Halle ist in Rohrdorf ein modernes und großzügiges Feuerwehrmagazin geworden. Das Angebot eines Besuchs dort zusammen mit Bürgermeister Flik, Rohrdorfs Alterswehr-Organisator Werner Mayer und der neuen Rathaus-Mitarbeiterin Ingrid Fleischer nahmen die Besucher aus dem Oberen Wald gerne an. Beim Abschluss im Ebhäuser Sportheim ging der Gesprächsstoff nach dem vielseitigen Nachmittag nicht aus.