Zum Ferienende liegen Schultüten bereit in Reih und Glied. Foto: dpa

Im neuen Schuljahr spart die Landesregierung wie lange nicht mehr. Bande-Württembergs Kultusminister Stoch fordert Unterstützung vom Bund.

Stuttgart - Rund 4550 Lehrer werden neu in den Schuldienst übernommen. Sie ersetzen einen Teil der Kollegen, die im Sommer in den Ruhestand gegangen sind oder aus anderen Gründen nicht mehr in die Schule zurückkehren. Weitere 1000 Stellen, die frei geworden sind, wurden allerdings nicht wiederbesetzt. Sie sind der erste Beitrag zur Stelleneinsparung. Bis zum Jahr 2020 will die Landesregierung rund 11 600 Lehrerstellen streichen. Die Kürzungen seien schmerzlich, angesichts des Spardrucks und sinkender Schülerzahlen aber unvermeidbar, sagt Kultusminister Andreas Stoch. „Die Unterrichtsversorgung ist gesichert, und eine Reihe weiterer bildungspolitischer Maßnahmen greifen.“

Stellenverschiebung

Ein Teil der Lehrerstellen wird von einer Schulart an eine andere verschoben. Grund sind Veränderungen bei den Schülerzahlen. Nach derzeitigem Stand sinkt die Zahl der Grundschüler um etwa 4400 Schüler, die der Haupt-/Werkrealschüler um 15 000. Die Realschulen haben 5000 Schüler weniger, die Gymnasien 2200. Wie sich die Zahlen an den beruflichen Schulen entwickeln, steht erst Anfang Oktober fest.

Die Grund- und Haupt-/Werkrealschulen verlieren 943 Lehrerstellen, ein Teil davon geht an die beruflichen Schulen und die Gymnasien. An den beruflichen Schulen könne damit das Unterrichtsdefizit weiter abgebaut werden, sagte Stoch. Jahrelang fielen dort vier bis fünf Prozent des Pflichtunterrichts aus, weil nicht genügend Stellen bereitgestellt wurden.

Krankheitsvertretung

Im kommenden Schuljahr wird die Krankheitsvertretung erneut um 200 Stellen auf dann 1666 Stellen aufgestockt. Das entspricht etwa zwei Prozent der Stellen, im Bundesdurchschnitt beträgt die Lehrerreserve 2,5 Prozent. Zudem stellt das Land 65 Millionen Euro bereit, damit Schulen bei kurzfristigen Ausfällen für eine Übergangszeit Ersatzlehrer einstellen können. Stoch räumte ein, dass die 1666 Stellen relativ schnell nach dem Ferienende vergeben sind, weil Lehrer und Lehrerinnen wegen Krankheit oder Elternzeit für längere Zeit vertreten werden müssen. Deshalb werde der Ausbau weitergehen.

Weniger Entlastung

Für außerunterrichtliche Aufgaben wie Chor, Schulbibliothek oder die Mitarbeit bei der Schulentwicklung etc. können Lehrer Ermäßigung bei den Unterrichtsstunden erhalten. Im neuen Schuljahr stehen dafür 14 Prozent weniger Entlastungsstunden zur Verfügung. Die 230 Stellen, die dadurch eingespart würden, kämen einer besseren Unterrichtsversorgung zugute, sagte Stoch. Dies sei vertretbar, weil die Schulen mehr Stunden für den Pflichtunterricht erhielten, etwa um Schüler individuell zu fördern.

Gemeinschaftsschule

In der nächsten Woche nehmen 87 Gemeinschaftschulen ihren Betrieb auf, in denen Schüler alle Schulabschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur machen können. Damit erhöht sich die Zahl auf 129. Insgesamt haben sich an der neuen Schulart rund 6000 Schüler angemeldet.

Künftig werden Gemeinschaftsschulen nur noch nach einer regionalen Schulentwicklungsplanung genehmigt, an der Schulen, Schulamt und Kommunen beteiligt sind. Voraussetzung ist, dass die Eingangsklassen mindestens 40 Schüler haben werden. Damit soll sichergestellt werden, dass die Schulen dauerhaft zweizügig geführt werden können und Schulen im Umkreis nicht gefährdet werden.

Ganztagsschulen

Rund 100 weitere Schulen werden Ganztagsschule, damit sind es mehr als 1000. Nochmals deutlich steigen soll die Zahl vom Schuljahr 2014/15 an, vor allem bei den Grundschulen. Stoch geht davon aus, dass es Schulen mit freiwilligen und verpflichtenden Nachmittagsangeboten geben wird. Viele Grundschuleltern wollten sich nachmittags selbst um die Kinder kümmern. Allerdings machten viele Schulen auch die Erfahrung, dass die Akzeptanz für gebundene Ganztagsschulen wachsen, wenn Eltern sehen, welche pädagogischen Möglichkeiten diese eröffnen. Für die Finanzierung der Ganztagsschulen seien allerdings zusätzliche Mittel nötig. Falls der Bund diese nicht bereitstelle, müsse das Land einspringen. Das gelte auch für die Inklusion.

Inklusion

Eltern von Kindern mit Behinderungen sollen wählen können, ob sie diese an eine Sonderschule oder an eine Regelschule schicken. Die Sonderschulen blieben erhalten, sagte Stoch. „Sie können kein Elternwahlrecht anstreben, wenn Sie nicht Alternativen anbieten.“ Es sei eine Illusion zu glauben, die Inklusion führe zu Einsparungen. Einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht. Die Eckpunkte kommen ins Kabinett, wenn die Finanzierung mit den Kommunalverbänden geklärt ist. Ziel ist, dass das Gesetz zur Inklusion 2014/15 in Kraft tritt.

Neue Bildungspläne

Vom Schuljahr 2015/16 an sollen an den allgemeinbildenden Schulen neue Bildungspläne in Kraft treten. Demnächst erproben 60 Schulen die Entwürfe.