Bildung: Kinder in Neubulach lernen Verhalten im Verkehr / Bus- und Schulwegtraining für Erstklässler

Wie geht man richtig über die Straße, wie funktioniert ein Zebrastreifen oder eine Ampel? Das richtige Verhalten im Straßenverkehr lernten nun die Erstklässler in Neubulach. Im Vorfeld tauschten sich Lokalpolitik, Polizei und Eltern über das Thema aus.

Neubulach. Wie an der Perlenschnur aufgereiht laufen die Erstklässler unter Begleitung von Polizisten in Neubulach über den Zebrastreifen. Verkehrserziehung steht in der ersten Schulwoche auf dem Plan. "Wir sind von Montag bis Donnerstag an der Schule, machen Bustraining, Schulwegtraining. Außerdem decken wir von Klasse eins und zwei bis Klasse sechs die ganze Bandbreite ab", erklärt Polizist Roland Dalcolmo, zuständig für die Verkehrsprävention im Landkreis Calw.

Die Verkehrserziehung sei inzwischen in der Schule nötig geworden, weil "den Kindern nichts mehr zugetraut wird", vermutet Neubulachs Bürgermeisterin Petra Schupp. Das führe eben auch in der Kleinstadt zum Phänomen der "Eltern-Taxis", die morgendlich für gefährliche Verkehrssituationen vor den Schulen sorgen. "Das trägt natürlich zu viel Verkehr auf den Straßen bei, was die Eltern wieder verunsichert. Kurz gesagt erzeugt der Verkehr neuen Verkehr", sagt Dalcolmo.

Er ist an diesem Morgen nicht der einzige, der sich in der Mathildenschule Neubulach mit dem Thema Verkehrserziehung beschäftigt. In der Diskussionsrunde sitzen neben ihm und Bürgermeisterin Schupp noch Dominik Bernhart, Rektor der Gemeinschaftsschule (GMS) Neubulach, Michael Bossard, Elternbeiratsvorsitzender der GMS, Ulrich Bachmann als Vertreter der Busfirma "Rexer", Klaus Ziegler vom Staatlichen Schulamt Pforzheim und Carsten Lachenauer von der Kreisverkehrswacht Calw.

Auch Eltern in der Pflicht

Alle hatten ein gemeinsames Ziel vor Augen: die Verkehrssicherheit der Schüler. GMS-Chef Bernhart sieht hier auch die Eltern in der Pflicht: "Die Kinder müssen selber Verantwortung lernen, aber eben auch welche bekommen. Das hat ein Stück weit auch mit Loslassen zu tun." Schupp ergänzte: "Man kann den Schulweg ja vorab mitgehen und auf Gefahrenpunkte hinweisen, dann geht das schon." Ziel sei, da waren sich alle einig, die jungen Verkehrsteilnehmer zu befähigen, den Schulweg alleine zu meistern. Auch deshalb sei die Verkehrserziehung in jeder Schule ein Thema und im Lehrplan verankert, erklärt Ziegler vom Staatlichen Schulamt. Außerdem sei es beispielsweise auf dem Rücksitz des elterlichen Autos schwer möglich, ein Gefühl für den Verkehr zu entwickeln.

Polizei kontrolliert

Doch nicht nur die Schulen sind am Zug, auch die Eltern sollten als Vorbilder vorangehen, fordert Bernhart. "Bei uns halten sich zwar 98 Prozent aller Eltern an die Verkehrsregeln, aber es gibt ebenfalls welche, die in der Bushaltestelle parken", so der Rektor der GMS. Bei solchen Sachen ist aber auch die Polizei hinter den "Mama-Taxis" her: "Wir überwachen und kontrollieren jetzt zu Beginn der Schulzeit vermehrt", stellt Dalcolmo klar, dass die Ordnungshüter hier keine Gnade walten lassen wollen.

Doch, das stellt auch Bernhart klar: Es sei freilich nicht so, dass vor den Neubulacher Schulen täglich Verkehrschaos ausbricht. Das zeigen zudem die Zahlen, die von der Polizei geliefert werden. Im Jahr 2018 habe es lediglich vier Schulwegunfälle im Kreis Calw gegeben. Doch es seien bisher im Jahr viele Unfälle mit Kindern passiert, sagt Dalcolmo, der aber auch festhält, dass dabei alle angegurtet waren: "Das ist immerhin eine positive Entwicklung."

Um das Risiko auf den Schulwegen zu minimieren, setzt man deshalb auf ein ganzes Paket an Maßnahmen. Vom Bus- und Schulwegtraining über die Aktualisierung des Schulwegeplans bis hin zur Sensibilisierung der Kinder und Eltern. Im Übrigen würden auch die Schulranzen gewissen Vorschriften unterliegen, was Reflektoren angehe, erklärt Lachenauer.

Ziegler vom Schulamt stellt abschließend fest: "Im Verkehr ist der junge Mensch der schwächste Teilnehmer von allen." Deshalb gelte es unter allen Umständen, diese zu schützen. Und da müsse man zusammenarbeiten: Eltern, Schulen, Schüler, Städte und Polizei. Das klappt an diesem Vormittag in Neubulach vorbildlich. Denn nach dem Zebrastreifen-Training üben die Erstklässler auch noch das Verhalten an der Ampel.