Beim Fest zum 160-jährigen Vereinsbestehen wurde natürlich auch gesungen. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Vereine: 160-jähriges Bestehen mit Konzert gefeiert / Bericht vom Kampf um die Zelter-Plakette / Insgesamt 21 Dirigenten

Bewegt ist die Geschichte des Männergesangvereins (MGV) Neubulach. Etliche Jahre wurde nach einem Beleg für das Gründungsjahr gesucht. Vom Kampf um die Zelter-Plakette – selbige ist im Regelfall ein Beleg für das 100-jährige Bestehen – berichtete Kurt Roller mit einer launigen Chronik.

Neubulach. Demnach lehnte der Deutsche Sängerbund (DSB) erste Anträge ab, weil konkrete Nachweise fehlten. Anfangs der 1970er-Jahre suchten etliche Sänger nach Beweisen. Sie sammelten Zeitungsberichte und Protokolle aus Kirchenbüchern. Doch dem DSB fehlte der Beweis für das Gründungsjahr. "Auf seine Anregung wurde die Fahne untersucht und in einer der vier Ecken tatsächlich das eingestickte Gründungsjahr gefunden. Das Rätsel, warum allerdings erst zu diesem Zeitpunkt, wurde nie gelöst", erzählte Roller.

Eigentlich ganze 16 Lenze älter

Der Haken: Zu diesem Zeitpunkt liefen bereits die Vorbereitungen für das 100-jährige Bestehen, das der MGV aufgrund der Unsicherheiten in seiner Geschichte 1974 feierte, als er, den sich ergebenden Erkenntnissen nach, bereits 16 Jahre älter war. Dennoch belohnte der DSB das Engagement und gewährte die Zelter-Plakette, die der damalige Landrat Günter Pfeiffer zu den Feierlichkeiten verlieh.

20 Pfennig Strafe pro versäumter Probe

Anlässlich des jüngsten Konzerts zu dem nun gesicherten 160-jährigen Bestehen würzte Roller, der dem zweiten Bass des Männerchores seine Stimme leiht, seinen Vortrag mit so mancher Anekdote und überlieferten Erzählungen. So erfuhren die Besucher beispielsweise von der 20-Pfennig-Strafe bei unentschuldigtem Fehlen zu den Proben, die aufgrund des dort vorhandenen Klaviers und "angemessenen Getränken" in Gaststätten stattfanden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Aktivitäten wieder aufgenommen und allen Heimkehrern ein Ständchen gebracht. "Der Chor wuchs zu einer festen Größe und genoss Ansehen, außer bei der Polizei", erzählte Roller vom Überschreiten der Sperrstunde und dem Bestreben der Ordnungshüter, dafür die so genannte Hockersteuer in Höhe von einer Mark einzutreiben, was unter anderem zu einem misslungenen Fluchtversuch durch ein Toilettenfenster führte.

Der Laudator vergaß aber auch nicht die erfolgreichen Teilnahmen des MGV an Wertungssingen, zahlreiche große Feste und Umzüge, die er in der Bergwerkstadt organisierte. Bis heute sind die Lichterketten an den Häusern im Stadtkern beispielsweise ein Beleg für die Aktivitäten, wurden sie doch 31 Jahre eigens für ein Lichterfest in wochenlanger Arbeit angebracht. "Seit der Neugründung 1924 wurden unter sieben Vorsitzenden 21 Dirigenten verschlissen", so Roller. Aktuell hat der MGV 78 Mitglieder, von denen 16 aktiv singen. Sieben von ihnen waren bereits zum vermeintlichen 100-jährigen Jubiläum dabei.

Natürlich ließ der Männerchor seine Stimmen dann auch erklingen und stimmte unter Leitung von Stefan Blaich beispielsweise "Vive l’amour" oder "Alle Liebe dieser Welt" an. Gratulanten waren außerdem die Sänger der Liedertafel Germania Schömberg, die an Peter Alexanders "Kleine Kneipe" oder "Aber dich gibt’s nur einmal für mich" von den Nilsen Brothers erinnerten.