Noch rollen die ein oder anderen Lastwagen zur Erddeponie in Oberhaugstett. Doch bald ist dort alles verfüllt. Foto: Buck Foto: Schwarzwälder Bote

Abfall: Gemeinderat Neubulach debattiert über Pläne / Ausschreibung für Bodenlieferung aufgehoben

Die Erddeponie in Neubulach-Oberhaugstett ist fast voll. Eine Erweiterung muss her. Die ist aber mit zahlreichen Hürden verbunden. Stadt, Gemeinderat und Ingenieurbüro machen sich jetzt aber gemeinsam auf den Weg, diese zu überspringen.

Neubulach-Oberhaugstett. Die Erddeponie in Neubulachs Stadtteil Oberhaugstett hat inzwischen ihre maximale Füllmenge erreicht. Deshalb hatte der Gemeinderat eigentlich schon in der Septembersitzung einem Gutachten für die nötige Rekultivierungsschicht zugestimmt. Doch nun die Überraschung: Die Ausschreibung wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung einstimmig wieder aufgehoben. Der Grund: "Der Preis für das Angebot ist nicht marktgerecht", verdeutlichte Jürgen Traub, der vom Ingenieurbüro "Kom-pakt GmbH" aus Ötisheim die Deponie in Oberhaugstett schon lange begleitet.

Das Angebot lag nämlich laut Sitzungsvorlage bei 98 845 Euro. Die Experten aus Ötisheim hatten aber lediglich mit 13 000 Euro kalkuliert. Gründe für diesen krassen Unterschied sind zum einen die kurze Zeitschiene der Ausschreibung, aber auch, dass es aktuell laut Traub "deutlich höhere Rückvergütung für Erde" gebe als im Angebot. "Deshalb wollen wir die Ausschreibung aufheben", verdeutlichte Bürgermeisterin Petra Schupp. Doch die beiden Experten waren vor allem ins Gremium gekommen, um über die geplante Erweiterung der Erddeponie zu berichten. Dort habe man einen Sonderfall, erklärte Traub. Denn in den vergangenen zehn Jahren wurden zwischen 50 000 und 80 000 Kubikmeter Erde entnommen, um die danebenliegende alte Hausmülldeponie zu rekultivieren.

Mehr Material im Osten als im Westen zu finden

Trotzdem ist die Deponie jetzt fast komplett verfüllt, weshalb eine Erweiterung nötig geworden ist. Auffällig ist, dass auf der östlichen Seite vermehrt auch große Findlinge zu entdecken sind, dort das Gelände also höher ist als im westlichen Teil. Deshalb könnte man den westlichen Teil noch ein Stück auffüllen, um "das Profil zu schärfen", wie es Traub ausdrückte.

Doch bevor man darüber intensiver nachdenkt, braucht es eine ein Meter dicke Rekultivierungsschicht über der bestehenden Deponie – denn das Ziel der Rekultivierung, also der Wiederherstellung von Landschaft, ist es, eines Tages wieder Wald darauf wachsen zu lassen.

"Wir bekommen denke ich das bessere Ergebnis, wenn wir jetzt noch mal über den Winter ausschreiben und mehr Zeit haben", betonte Traub. Damit ist der ursprüngliche Plan, jetzt mit Winterbepflanzung zu beginnen, passé. Doch man müsse eben auch im Blick haben, dass für den Rekultivierungsboden strenge Vorschriften in der Deponieverordnung verankert seien, mahnten die Experten. "Da kann man nicht jeden ›Dreck‹ draufschmeißen, der Boden braucht jede Menge Nachweise und muss viele verschiedene Kriterien erfüllen", sagte Traub.

Sein Kollege Tobias Beckel machte sich anschließend daran, dem Gemeinderat die Erweiterungsplanungen vorzustellen. "Dadurch können nochmals 100 000 Kubikmeter Erde mehr gelagert werden", sagte er. Die Erweiterung soll auf 20 Jahre hinaus die Entsorgungssicherheit gewährleisten – sofern jährlich zwischen 5000 und 15 000 Kubikmeter verfüllt werden. Doch bei der Erweiterung ist nicht nur die bloße neue Fläche geplant, sondern auch ein Absetzbecken sowie eine Reifenreinigungsanlage. "Zum einen soll bei Regen der ausgeschwemmte Boden nicht ins Wasser gelangen und zum anderen die Straße von den Lastwagen nicht zu sehr verschmutzt werden", erklärte Beckel den Zweck der beiden Zusatzelemente und fügte auch mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit an: "Das Wasser dafür ist das Niederschlagswasser vom Wertstoffhof nebenan." Die Erddeponie wird dann am Ende eine Fläche von 30 000 Quadratmetern haben – die Erweiterung vergrößert die bisherige Fläche also um ein Hektar.

Wirtschaftlichkeit nicht gewährleistet

Gemeinderat Alois Jerges wollte in der anschließenden Fragerunde wissen, ob die Wirtschaftlichkeit mit der bisherigen Gebühr von sechs Euro pro abgeladenem Kubikmeter Erde noch sichergestellt sei. "Nein", stellte Bürgermeisterin Schupp kurz und knapp fest, erläuterte aber: "Aber wir dürfen ja sowieso nur kostendeckend wirtschaften. Trotzdem muss man nach den ganzen Maßnahmen schauen, ob und wie man die Kosten anpasst."

Rat Peter Moers brannte ein weiteres Thema unter den Nägeln: "Welche Ausgleichsflächen schaffen wir, wenn da der Wald abgeholzt wird?" Konkret sei da noch nichts ins Auge gefasst, denn auch das Landratsamt als Genehmigungsbehörde habe da ein Wörtchen mitzureden, entgegnete Schupp.

Dem Vernehmen nach könnten es aber Biotope oder Habitate werden. Gremiumsmitglied Reiner Stoll stellte die Frage in den Raum, wer denn zukünftig den Einbau des Materials kontrolliere, denn bisher sei das augenscheinlich nicht nach Plan gelaufen nahm er Bezug auf das Ost-West-Gefälle bei der Bodenverteilung. "Damals wurde vermutlich gezielt das gute Material vom schlechten getrennt wegen der Rekultivierung der alten Deponie. Und das hat sich dann über die Jahre eben verfestigt", vermutete Traub, der immerhin schon seit 30 Jahren mit dem Thema Deponien befasst ist. Außerdem sei man als Betreiber heute verpflichtet, jährlich einen ausführlichen Deponiebericht vorzulegen. "Da gibt es dann schon bessere Kontrolle", beschwichtigte der Deponie-Fachmann und legte nach: "Wir schlagen des Weiteren eine Verfüllplanung vor, damit von vorneherein klar ist, wann was befüllt wird." Überhaupt werde der Wald nur in Etappen nach Bedarf gerodet. "Und es braucht bei jeder Änderung einen akkreditierten Gutachter, der das abnehmen und begleiten muss", so Traub.

Man wolle in dieser Hinsicht ohnehin selbsttständiger werden und sich von der betreibenden Abfallwirtschaft Calw (AWG) lösen, erklärte Schupp, die abschließend meinte: "Die Antragsunterlagen zur Erweiterung sind zusammengestellt und liegen im Auto. Jetzt müssen sie nur noch zum Landratsamt." Das muss den Plänen dann natürlich auch noch zustimmen. Doch da sind alle Beteiligten recht optimistisch.