Ein toter Fisch liegt im Randbereich des Neckars unterhalb des Wehres auf den Steinen. Andere treiben im seichten Wasser Foto: Alt

Im Neckar sterben am Donnerstagmorgen etliche Fische, weil das Wasser des Wehres bei der ENRW abgelassen wurde. Spaziergänger versuchen einige zu retten. Doch wer hat das Fischsterben zu verantworten?

Das Bild, dass sich Spaziergängern am Donnerstagvormittag unterhalb des ENRW-Wehres bietet, kennt man sonst nur aus den Medien. Fische – zu Hunderten – liegen auf dem Trockenen, ringen um ihr Leben, viele verenden.

Einige Spaziergänger klettern beherzt hinunter zum Neckar, der auf Höhe der Brücke zur Unterführung in Richtung Stadtgraben nur noch ein größeres Rinnsaal ist, versuchen die Fische wieder ins Wasser zu bekommen. „Wir konnten vielleicht 150 retten“, erzählt eine der Helferinnen, die an Donnerstag morgen zufällig am Neckarwehr ist.

Passanten versuchen Fische zu retten

Sie ärgert sich, das offensichtlich ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken, das Wasser erst abgelassen, der Flusslauf geflutet wurde und dann große Teile des Flussbetts über eine längere Zeit trocken lagen.

Sie hat Bilder gemacht, die zeigen, wie in großen Bereich des Neckars, wenige Meter unterhalb des Wehrs, nur noch Steine zu sehen sind. Auf und zwischen ihnen, verenden die Fische.

„Man kann den Fluss doch nicht einfach abstellen, wie eine Stromleitung“, ärgert sich die Passantin. Dass so viele Fische nun verendet sind, hätte man verhindern können.

„Man hätte doch vorher Helfer oder den BUND fragen können“, sagt sie. Sie und die anderen Spaziergänger hätten zwar versucht, so viele Fische wie möglich ins Wasser zurückzubringen, viele seien aber schon tot gewesen.

Holz blockiert Wehr

Die ENRW, die das Wehr bis zum Verkauf an die Stadt betrieben hat, kann sich das Verenden der Fische nicht erklären, wie deren Pressesprecher Jochen Schicht auf Nachfrage erklärt.

Neckarwehr bei der ENRW: Foto: Alt

Wegen der starken Regenfälle in der Nacht auf Donnerstag sei es zu einem Hochwasser gekommen. Angeschwemmtes Holz habe dazu geführt, dass das Wehr nicht mehr bedienbar gewesen sei. „Aus diesem Grund wurde in Abstimmung mit den zuständigen Behörden das Wehr geöffnet“, so Schicht. „Es entstand kurzfristig ein starker Wasserschub flussabwärts, der allerdings weitaus schwächer war wie das Hochwasser in der Nacht.“ Flussaufwärts habe der Neckar deshalb etwa für zehn Minuten trocken gelegen.

Für ENRW ein Rätsel

„Warum die Fische flussabwärts verendet sind, können wir nicht sagen, da eigentlich genug Wasser vorhanden war“, betont Schicht.

Dass Fische unterhalb des Wehr starben, „elendig“ wie es die Fischretterin beschreibt, ist ist unstrittig. Auch am Nachmittag treiben tote Fische im nun wieder fließenden Wasser. Manche von ihnen sind nur wenige Zentimeter klein, andere haben eine stattliche Größe. Ein paar Meter weiter Flussaufwärts sitzt ein Fischreiher auf einem ins Wasser gestürzten Baumstamm. Er putzt sich in aller Seelenruhe das Gefieder. Wenigstens er scheint vom Sterben flussabwärts profitiert zu haben.