Eine Spende soll das Projekt unterstützen (von links): Mathias Stauß, Gerhard Layh, Ellen Köhler und Stefanie Burggraf. Foto: Raab

Über das "albstrom regio"-Projekt der Albstadtwerke sind in den vergangenen Jahren schon zahlreiche Aktionen des Naturschutzbundes (NABU) für den Natur- und Artenschutz finanziert worden. Jetzt geht es um die Kreuzotter.

Albstadt - Mathias Stauß, einer der Vorstandssprecher des NABU, verweist auf die gelungene Umsetzung verschiedener Vorhaben: blühendes Albstadt, Lebensraum Streuobstwiese, Fledermausquartiere in stillgelegten Hochwasserbehältern und das Anlegen eines Wildrosenpfades in Margrethausen.

Doch nicht nur der NABU, auch die Auszubildenden der Albstadtwerke, die "Albzubis", befassen sich mit Klimawandel und Artenschutz und bauten in jüngster Zeit einen Lebensturm für Wildbienen, Käfer, Reptilien und Kleinsäuger. All dies wurde finanziert mit dem "regioCent", den Stromkunden der Albstadtwerke innerhalb des "albstrom regio"-Tarifs bezahlen, wie Marketingleiterin Stefanie Burggraf bei der Auftaktveranstaltung zum neuen Projekt für das Jahr 2022 erläuterte. Gleichzeitig übergab sie einen Scheck über 5500 Euro an die Vorstandsmitglieder Ellen Köhler, Mathias Stauß und Gerhard Layh.

Bestand hochgradig gefährdet

Im nächsten Jahr steht die Kreuzotter im Mittelpunkt eines groß angelegten Projektes. Um den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern diese Schlangenart näher zu bringen, wurde Thomas Bamann als Referent für alle Fragen rund um die allseits fast unbekannte, aber zu Unrecht gefürchtete Schlange gewonnen. Neben der Aspisviper ist sie die einzige heimische Giftschlange und in ihrem Bestand hochgradig gefährdet. Größere Populationen gibt es nur noch in wenigen Gebieten, eines davon liegt zwischen Laufen und Lautlingen und in einigen Lautlinger Arealen. Die scheuen Tiere bekommen nur wenige Menschen, meist zufällig, zu Gesicht. Nur wenn sie sich in die Enge getrieben sehen, greifen sie an und beißen zu.

Sie sind auf ganz besondere Habitate angewiesen: Sie brauchen großflächige, strukturreiche Lebensräume, ein raues Makroklima, aber ein warmes Mikroklima, vor allem auch frostfreie Überwinterungsmöglichkeiten zum Beispiel in Form von Baumstubben oder Erdhöhlen.

In den vergangenen Jahrzehnten sind einige Landstriche verbuscht, alte Bäume wurden gefällt, für die Kreuzotter eine Einschränkung. Hinzu kommen Fressfeinde, Nahrungsmangel, der Klimawandel, intensive landwirtschaftliche Nutzung und der Verlust von Lichtbereichen in den Wäldern.

Die NABU-Gruppe Albstadt hat sich zum Ziel gesetzt, gerade in den Lautlinger und Laufener Gebieten, in denen die Kreuzotter noch heimisch ist, Voraussetzungen zu schaffen, dass der Bestand nicht zurückgeht. Verschiedene Maßnahmen sind dabei vorgesehen. Dabei unterstützt den Naturschutzbund Sven Gminder aus Lautlingen. Er ist Jäger und möchte einige seiner Jagdfreunde für die Aktion "Lebensraum für die Kreuzotter" begeistern. In erster Linie sollen im Rahmen der Schutzmaßnahmen im nächsten Jahr die Strukturen besiedelter Habitate erhalten und Hecken streckenweise auf den Stock gesetzt werden. Bestimmte Waldbereiche erhalten durch Fällen von Bäumen verstärkt Lichtinseln und der Verbuschung von ungenutzten Flächen wird durch Beweidung Einhalt geboten.

An ungefähr fünf Stellen sollen die Überwinterungsmöglichkeiten verbessert werden. Dazu werden ausgebaggerte große und tiefe Mulden mit Gestein aufgefüllt, so dass größere, frostfreie Zwischenräume entstehen. In einem Bereich wird dann auch Sand aufgeschüttet, so dass andere Reptilien wie etwa Eidechsen oder Blindschleichen sonnige Bereiche finden. Wissenschaftlich steht Thomas Bamann den Schlangenschützern zur Seite. Von einer Veröffentlichung einer Karte mit den Vorkommen der Kreuzottern und mit den genauen Standorten der Schutzmaßnahmen soll abgesehen werden, um einem "Kreuzottertourismus" vorzubeugen.