Nicole Merz ist im Rathaus Loßburg zuständig für die Verträge mit Nahwärmekunden. Foto: Christiane Frey

Die Gemeinde Loßburg sieht sich bei der Versorgung mit Nahwärme als Vorreiter im Landkreis Freudenstadt. Und: Sie hat noch einiges vor.

In Baden-Württemberg müssen Städte und Gemeinden ab 10 000 Einwohnern bis Ende 2023 eine Planung für Nahwärme vorlegen. In der Gemeinde Loßburg wurde bereits 2016 der Grundstein für eine Nahwärmeversorgung gelegt. Damit war Loßburg die erste Kommune im Landkreis Freudenstadt mit einem kommunalen Nahwärmenetz, teilt die Gemeinde in einer Pressemitteilung mit.

„Unsere Heizung im Schulzentrum war mehr als 30 Jahre alt und musste dringend erneuert werden“, erzählt Bürgermeister Christoph Enderle. Das sei der Anlass für Überlegungen gewesen, selbst tätig zu werden. Dazu gab es finanzielle Anreize über eine EU-Förderrichtlinie, die die Gemeinde nutzte. „2018 konnten zwei Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen werden, zwei Spitzenlastkessel folgten und im letzten Bauabschnitt kam noch ein Holzhackschnitzelkessel hinzu“, so Enderle. Damit kann das komplette Schulzentrum versorgt werden, und auch der gleichzeitig produzierte Strom wird dort verbraucht.

Mundpropaganda nicht zu unterschätzen

„Inzwischen haben wir 250 Wohneinheiten angeschlossen“, berichtet Nicole Merz vom Bauamt. Sie ist dort für die Beratung und das Vertragsmanagement neben Bauamtsleiter Jochen Geßler zuständig.

Für Enderle sind zwei Dinge für die Akzeptanz solcher Netze entscheidend: „Man braucht einige Gebäude mit hoher Grundlast, also Vielverbraucher. Und als Kommune erlebt man eine wesentlich höhere Akzeptanz gegenüber einem Investor wie zum Beispiel große Stromversorger mit der Pflicht zur Gewinnorientierung. Die sitzen meist weit weg“, so der Schultes. Auch die Mundpropaganda sei nicht zu unterschätzen.

Gemeinde nutzt Sanierungsmaßnahmen im Straßenbau

Pro zehn Meter sollte man einen Anschluss verlegen können, um wirtschaftlich bleiben zu können. In Loßburg konnten das Hehl-Stift, die Mutter-Kind-Klinik, eine große Eigentümergemeinschaft am Wassergraben, das Ärztehaus und auch Neubauprojekte wie in der Bahnhofstraße oder bei der Landvillenallee gewonnen werden. Von kommunaler Seite bilden Rathaus, Kinzighaus und Kinderhaus ein „Mininahwärmenetz“. Sanierungsmaßnahmen im Straßenbau nutzt die Gemeinde, um gleich die Leitungen für Nahwärme mitzuverlegen, wird in der Pressemitteilung formuliert. Die „Bagger-Akquise“ ist für Enderle ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu möglichst vielen Anschlüssen. Dabei sind Konrad Nübel von der Ingenieurgesellschaft Büro Schuler (IBS) und Bauamtsleiter Geßler vor Ort, um zu beraten und zu rechnen. In Loßburg kann zwischen drei Modellen gewählt werden: dem Vollanschluss, dem vorverlegten Anschluss und dem vorbereiteten Abzweig. Häufig wählen die Menschen den vorverlegten Anschluss, bei dem gebäudeseitig alle Anschlüsse verlegt werden. Wann dann tatsächlich die Nahwärme bezogen werden soll, kann der Kunde selbst bestimmen.

Bürgermeister rechnet mit drei bis fünf Jahren

Das Heizen mit Nahwärme ist laut Enderle auch preislich attraktiv: „Wir wollen als Eigenbetrieb auch keine großen Gewinne erzielen, sondern eine schwarze Null schreiben. Wir rechnen mit einem Zeithorizont von drei bis fünf Jahren, da auch die Ortsteile sowie Wind- und Solarenergie mit in die Planung einfließen sollen. Derzeit sind die Experten von Schuler in Loßburg in Sachen Wärmeplanung unterwegs, um die Energieziele für Heizungen zu untersuchen,“ so Enderle.