Die Beschichtung der Parkfläche im "Weihergässle" muss dringend erneuert werden. Foto: Mutschler

Stadtverwaltung informiert Anwohner über geplante Arbeiten am Parkhaus "Innenstadt Ost".

Nagold - Dreck, Lärm – und das über den kompletten Sommer: Die Sanierung des Parkhauses "Innenstadt Ost" (besser bekannt als Weihergässle) wird eine schmutzige Angelegenheit. Jetzt informierte die Stadtverwaltung die Anlieger über die anstehende Baumaßnahme vor Ort.

"Alle zwölf bis 14 Jahre" stünden bei Parkhäusern Sanierungsarbeiten an, sagte Bauamtsleiter Richard Kuon bei dem Vorort-Termin, zu dem einige Anlieger gekommen waren. 2004 wurde die Parkierungsanlage Weihergässle gebaut, also vor 13 Jahren und damit eigentlich genau im geplanten Sanierungszeitraum. Eigentlich deshalb, weil die ersten Schäden bereits ein Jahr nach Eröffnung auftraten und sich mehr und mehr ausbreiteten. Es folgte ein langwieriger Prozess mit vielen Beteiligten und noch mehr Vorort-Terminen.

Als dieser nach "sieben, acht Jahren" endlich zugunsten der Stadt abgeschlossen war, konnte man die Sanierungsarbeiten planen. Nach den Pfingstferien wird es ernst: Am 6. Juni wird die Baustelle eingerichtet. Bei planmäßigem Verlauf sollen die Arbeiten Anfang September beendet werden. Das Parkhaus Innenstadt Ost ist für die gesamte Bauzeit komplett gesperrt.

Das Hauptproblem ist die Beton-Bodenplatte im oberen Parkdeck, die direkt auf der Erde aufliegt und dann in die durch Träger abgestützte Geschossdecke übergeht. Hier sei zu wenig Stahl verarbeitet worden, so dass nun eine "Zulagebewehrung" eingebaut werden müsse. "Das Erdreich hat sich gesetzt und die Bodenplatte biegt sich durch", erklärt Bernd Fahrenkamp von der Ingenieurgesellschaft für Bauwerksinstandsetzung (IGF) aus Süßen, das die Sanierungsarbeiten plant und überwacht. Durch diese Senkung entstand ein großer Längsriss, der durch das gesamte obere Parkdeck geht, und viele kleinere Risse. Durch diese Risse dringt im Winter Tausalz in die Konstruktion ein und sorgt so für eine schnelle Korrosion an dem im Beton liegenden Stahl. "Diese Korrosionsschäden hat man unterschätzt", sagt Fahrenkamp.

Zu Beginn der Bauarbeiten wird nun der komplette Beton der Bodenplatte bis zum Stahl abgebaut. Das geschieht zum einen ganz herkömmlich mit abfräßen und meißeln, aber auch mit einem Hochdruckwasserstrahl-Roboter, der den Beton mit einem Wasserdruck von 2500 bar regelrecht "wegschießt". "Der Stahl bleibt blitzeblank da, der Beton ist weg", beschreibt es Fahrenkamp.

Gerade dieser Teil der Arbeiten, der vier bis fünf Wochen dauern soll, verursache den meisten Lärm, sagt Richard Kuon: "Die Lärmbelästigung wird da sein und den einen oder anderen stark in Anspruch nehmen. Das will ich nicht beschönigen, das ist nicht easy."

"Wir kriegen es nicht lärmdicht und können Dreck nicht abhalten"

Zwar sollen Schutzwände, vor allem gegen Staub und Dreck, aufgestellt werden, aber "wir kriegen es nicht lärmdicht und können auch den Dreck nicht abhalten".

Diese Themen interessierte die anwesenden Anlieger – etwa zehn Personen waren der Einladung der Stadt gefolgt. Ihnen versicherte Kuon, dass die Arbeiten nur tagsüber ausgeführt werden, was dann vor allem die Mitarbeiter der angrenzenden Volksbank betreffen werde. Natürlich machten sich die Anwohner auch Sorgen um den Dreck, der auf Terrasse oder Autos landet. Bei den Verantwortlichen geht man davon aus, dass der Staub ohne bleibende Schäden wieder entfernt werden kann.

Der Bauamtsleiter stellte zudem in Aussicht, dass die Anwohner Parkplätze im hinteren Bereich des Weihergässles nutzen können, der von den Arbeiten nicht betroffen sein wird. Er bat außerdem darum, dass sich die Betroffenen bei ihm melden sollen, wenn etwas nicht passe. Man versuche, alles so erträglich wie möglich zu machen. Deshalb wollte man die Anlieger auch im Vorfeld informieren, um mögliche Irritationen bereits im Vorfeld ausräumen zu können.

Die Verantwortlichen hoffen, dass sie im angestrebten Zeitrahmen bleiben. Das ist aber auch, vor allem bei der neuen Beschichtung, wetterabhängig. Außerdem sei es "ein schwieriges Projekt", da die Arbeiten die Bodenplatte, die angrenzende Geschossdecke und deren Unterseite betreffen, auf der bereits ebenfalls Salzkristallbildungen zu sehen seien. Fahrenkamp machte zudem deutlich, dass sich auch nach der Sanierung neu auftretende Risse nicht zu 100 Prozent vermeiden lassen werden.

Die Gesamtkosten für die Sanierung betragen rund 320.000 Euro, wovon etwa 70.000 für die neue Beschichtung sowieso angefallen wären. Von den restlichen 250.000 Euro ist ein großer Teil durch den Schadenersatz abgedeckt, den die Stadt aus dem Prozess erhielt.

Ab dem 6. Juni ist das Parkhaus "Innenstadt Ost" (Weihergässle) für rund drei Monate gesperrt. Autofahrer können in dieser Zeit auf folgende Parkhäuser ausweichen:

■ Tiefgarage Innenstadt Nord (beim Otto-Hahn-Gymnasium): 70 Stellplätze.

■ Parkplatz Calwer Straße: 35 Stellplätze mit Parkscheinautomat.

■ Tiefgarage Traube: 90 Stellplätze.

■ Parkhaus Waldachpassage: 340 Stellplätze.

■ Parkplatz Stadtpark (ehemals Teufel-Areal): 300 Stellplätze, Kosten: ein Euro pro Tag.

■ Parkplatz Badepark: 80 Stellplätze, Kosten: ein Euro pro Tag.

■ Parkplatz Bahnhof: 170 Stellplätze, kostenlos.

■ Parkplatz Stadion: 80 Parkplätze, kostenlos.