Karl Binder bei der Ausstellungseröffnung. Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl Binder stellt in den Praxisräumen von René Malzkorn aus / Griechische Mythologie hat es ihm angetan

Von Barbara Rennig

Nagold. Hoch begeistert zeigte sich Hausherr René Malzkorn angesichts der vielen Besucher, die sich in seiner Praxis drängelten, um die Vernissage von rund 20 Bildern des Malers und Kunsterziehers Karl Binder zu erleben. Dieser frotzelte, nachdem ihn Rückenprobleme in die Praxis geführt hätten, erlebe er nun die Räumlichkeiten "zum ersten Mal aufrecht" und freue sich über so viel lichten Raum, in dem die Werke perfekt zur Geltung kommen.

Malerkollege Joachim Ploghöft, "amtierender Weltmeister im Aufhängen" (O-Ton Binder) hatte einer Laudatio das Gespräch vorgezogen, und so lieferten sich die beiden Kunstschaffenden einen vergnüglich-ironischen Schlagabtausch zur Ausstellungseröffnung. Neben lebhaften Landschaftsbildern, zum Beispiel "Küstenstreifen", das einen vom Wind gepeitschten gigantischen Himmel über einem zartroséfarbenen Küstenabschnitt zeigt, verarbeitet Binder mit energischem Pinselstrich und Spachtel immer wieder Impressionen aus Griechenland, das er 1972 zum ersten Mal bereiste, oder Sujets aus der griechischen Mythologie: "Iphikles", Sohn von Alkmene und Zeus, ist als Torso dargestellt. Die sagenhafte Geburt der Titanen aus dem Chaos oder die Figur des Ikarus haben für Binder symbolischen Charakter: Immer wieder aufstehen, im Sinne des Hinwegsetzens über Konventionen, aber auch im Sinne des Zugewinns neuer kämpferischer Kraft.

Malerei und Archäologie bilden für ihn einen engen Bezug, so Binder, denn "unter dünnen oder dicken Schichten ruhen Dinge, die es zu enthüllen gilt. Die uralten Mythen sind mein Vehikel, um das Alte und das Neue zu verstehen", meint der 1953 in Ludwigshafen gebürtige Rembrandt- und Vermeer-Fan.

Karl Binders "Torsi" wachsen organisch aus Einzelelementen, wie er erklärte: "Die Figur im Bild muss warten, bis alles ausgebrütet ist." Bei "Torso komprimiert" erhebt sich auf 1,20 auf 1,20 Metern türkisfarbenen Grundes fast halbreliefartig eine vergleichsweise kleine Figur, die man auf den ersten Blick als Pinguin interpretieren könnte, doch im Abstand ergeben sich immer neue Eindrücke und Facetten und machen das Werk zu einem Publikumsmagneten. Der weite Raum um die Figur herum habe ihn allerdings, so Binder, "richtig Überwindung gekostet".

Die zunächst schicksalhaft zu nennende Begegnung zwischen dem malenden Patienten und dem Mediziner René Malzkorn und das lange gemeinsame Tüfteln um den richtigen Zeitpunkt der Ausstellung haben nicht nur dazu geführt, dass einige der besonders großformatigen Werke aus dem "Schattendasein" auf Dachboden oder Abseite geholt wurden, sondern die hohen, weißen Wände der Praxis bieten ihnen den vollkommenen Raum, um sie wirken zu lassen.

Bei Häppchen, Sekt und Wein blieben die Vernissagebesucher noch lange in angeregtem Gespräch mit dem Künstler beieinander. Die Ausstellung ist nicht nur Patienten zugänglich, sondern allen Kunstinteressierten. Öffnungszeiten: montags 7.30 bis 11.30 Uhr, dienstags 13 bis 20 Uhr, mittwochs 15 bis 20 Uhr und freitags 7.30 bis 16 Uhr.