Bei der Kleinkindbetreuung sind die Plätze rar. Foto: Fritsch

Handlungsbedarf bei der Kleinkindbetreuung. Kommt Ganztagesgruppe im Seniorenzentrum?

Nagold - Noch gibt es freie Plätze in den Kinderbetreuungseinrichtungen der Stadt Nagold. Doch das ist kein Grund für die Stadt, in dieser Angelegenheit die Hände in den Schoß zu legen. "Es gibt da wirklich Handlungsbedarf", machte Sachgebietsleiterin Birgit Maier dem Kulturausschuss des Gemeinderats gleich mehrfach klar.

Besonders offensichtlich ist der Handlungsbedarf bei den Plätzen für die Kinder unter drei Jahren. Und das nicht nur weil von den 140 Plätzen im Stadtgebiet 126 belegt sind. Weiterer Grund ist der seit vier Jahren geltende Rechtsanspruch der Eltern von Kindern in diesem Alter auf einen Betreuungsplatz. Der Gesetzgeber hat für die Kommunen ein Ziel von Plätzen für 34 Prozent der Kleinkinder angesetzt. Diesen Wert verfehlt Nagold ziemlich deutlich. Bei 582 Kindern in diesem Alter und 140 Plätzen liegt man rund zehn Prozentpunkte unter dem vorgeschriebenen Ziel. Eine Tatsache, die Birgit Maier zwar nicht explizit in der Sitzung erwähnte, aber in der schriftlichen Vorlage für die Räte mehr als deutlich hervorhob.

Der derzeit bestehende Bedarf an solchen Betreuungsplätzen wird aktuell geradeso abgedeckt. Einzelne freie Plätze gibt es noch in Hochdorf, Gündringen, Emmingen und Vollmaringen und einen in der Hohe Straße in der Kernstadt. Eine zum neuen Kindergartenjahr neu in der Kita Marktstraße geschaffene Gruppe war im März schon wieder komplett belegt.

Nach Informationen von Maier hat sich bei den Kleinkindern und ihren Eltern der Bedarf an Ganztagesplätzen deutlich erhöht. In Emmingen wurden daher fünf Plätze für die Ganztagesbetreuung geschaffen. Auf das gesamte Stadtgebiet gesehen gibt es bei dieser Betreuungsform nur noch zwei freie Plätze.

Synergieeffekte zwischen Kindern und Senioren

Daher macht man sich in den Reihen der Stadtverwaltung rege Gedanken, wo und wie man auf diesem Sektor neue Kapazitäten schaffen kann – und da schreckt man auch nicht vor eher ungewöhnlichen Ideen zurück. Laut Maier könnte man ohne großen Aufwand in den Räumen des Gertrud-Teufel-Seniorenzentrums eine Ganztagesgruppe mit zehn Plätzen für Kinder unter drei Jahren einrichten. Da könne es durchaus zu Synergieeffekten zwischen Kindern und Senioren kommen. Als weitere Möglichkeit hat man den Neubau des Evangelischen Diakonieverbands im Finkenweg im Blick. Dort könnte mittelfristig eine weitere U3-Gruppe entstehen.

Um Kapazitäten zu erweitern, wolle man auch die Kooperation mit dem Tageselternverein intensivieren, kündigte Maier an. Derzeit sind in der Stadt neun Tagespflegepersonen mit Pflegeerlaubnis und zwei Kinderfrauen, die Kinder in den Räumen der Eltern betreuen, aktiv. Finanziell würde eine Betreuung durch Tageseltern für die Eltern keine Mehrbelastung im Vergleich mit einer Kita bedeuten.

Bei der Betreuung der Kinder zwischen drei und sechs Jahren ist die Lage zwar entspannter, aber nach den Worten von Maier sei auch da Handlungsbedarf. Denn vor allem im Ganztagesbereich seien die Plätze sehr stark nachgefragt. Von den 110 Plätzen gibt es nur noch Kapazitäten in Emmingen und Hochdorf. In der Hohe Straße ist noch ein Platz frei.

Auf dem Lemberg sind alle Plätze belegt

Derzeit ist man auf der Suche nach Möglichkeiten, das Angebot auszudehnen. Da ist durchaus auch die Rede von einem Neubau im Kernstadtbereich, in dem zwei Ganztagsgruppen a 20 Plätze unterkommen könnten. In dem Neubau könnte auch eine weitere Gruppe ihren Platz finden, die derzeit noch in der Hohe Straße beheimatet ist, dort aber mit beengten Platzverhältnissen zu kämpfen hat. Dort könnte dann ein Angebot mit verlängerten Öffnungszeiten geschaffen werden – etwas, was es innenstadtnah fast gar nicht gibt.

Auf dem Lemberg sind alle Plätze belegt, ebenso auf dem Oberen Steinberg. Die Einrichtung im Mittleren Steinberg kann alle angemeldeten Kinder aufnehmen. Das Ganztagesangebot in Emmingen ist nicht komplett ausgebucht. Bei der Stadt sieht man das als mögliche Alternative für Kinder aus dem neuen Baugebiet Rötenbad.

In Gündringen sind alle 25 Plätze belegt, doch Ende des Kindergartenjahres werden 17 Kinder die Einrichtung Richtung Schule verlassen. Die evangelische Kita in Iselshausen und die Kita Hochdorf hat noch Plätze frei, ebenso die in Mindersbach. In Vollmaringen gibt es noch Kapazitäten, ebenso außerhalb der Ganztagesbetreuung in der katholischen Kita Kernen und in Emmingen. Vollbelegung herrscht dagegen in der evangelischen Kita Hohe Straße 13 und in Pfrondorf.

Doch nicht nur über die Zahl der Plätze müsse man sich Gedanken machen, sagte Birgit Maier im Kulturausschuss. Auch was die Personalsituation anbelangt, ist nicht alles eitel Sonnenschein. "Da hat sich die Lage noch immer nicht beruhigt", sagte die Bereichsleiterin. Da sei man bei der Stadt "auf Kante genäht", zudem sei es derzeit schwierig, Personal zu finden.