An der Stelle, an der am Freitag fünf Menschen ihr Leben verloren, haben Menschen Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Foto: Bernklau

Müllwagen kippt um und tötet fünf Menschen. Fahrer muss sich ab Mittwoch vor Gericht verantworten. Mit Video

Tübingen - Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort: An einem Sommertag 2017 kippt ein Müllwagen auf ein Auto und tötet fünf junge Menschen und Kinder. Welche Schuld den Fahrer trifft, muss ein Gericht klären.

Der tragische Unfall eines Müllwagens mit fünf Toten beschäftigt ab Mittwoch, 7. März, das Landgericht Tübingen. Der Fahrer muss sich wegen fahrlässiger Tötung vor der Zweiten Großen Strafkammer verantworten. Das von ihm gesteuerte Fahrzeug war am 11. August 2017 bei Nagold auf ein voll besetztes Auto gekippt. Bei dem Unfall starben die 25 Jahre alte Fahrerin, ihr Freund (22), die zweijährige Tochter und der nur wenige Wochen alte Sohn sowie die Schwester der Fahrerin (17). Die Staatsanwaltschaft legt dem 54-Jährigen zur Last, zu schnell gefahren zu sein, wodurch der Lastwagen gekippt sei. Der Prozess ist auf drei Tage angesetzt, ein Urteil wird für den 19. März erwartet.

Der Angeklagte wird nach Angaben seines Verteidigers Thomas Weiskirchner Angaben zur Person und zur Sache machen. Der Fahrer hatte durch den Unfall einen schweren Schock erlitten. Weiskirchner sagte, seinem Mandanten gehe es inzwischen besser, er habe begonnen, wieder stundenweise bei seinem alten Arbeitgeber zu arbeiten - aber nicht als Fahrer.

Zu den Zeugen, die das Gericht hören will, zählen neben Polizeibeamten auch der Arbeitgeber des Angeklagten sowie der Beifahrer im Müllwagen, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Außerdem werden voraussichtlich zwei Gutachter zur Unfallursache befragt. Vier Familienangehörige der Getöteten werden im Prozess nach Angaben des Landgerichts als Nebenkläger auftreten.

"Der Prozess ist für die Familien sehr wichtig", sagte der Seelsorger Johannes Bräuchle, der die beiden Zirkus- und Schaustellerfamilien nach dem Unfall begleitet und die Trauerfeier gestaltet hat. Nach dem Unfall habe große Wut auf den Fahrer des Müllfahrzeugs geherrscht. Solche Emotionen könnten mit der juristischen Aufarbeitung zur Ruhe kommen.

"Es ändert aber an der Schrecklichkeit der Ereignisse nichts", fügte der Seelsorger hinzu. Die Familien trauerten immer noch, die Gräber der Toten würden täglich besucht. Er beobachte aber auch, wie die Familien mit der Last umzugehen lernen. Die Zirkusleute könnten derzeit nicht auftreten, weil sie psychisch nicht dazu in der Lage seien. Noch zehrten sie von einer Spendenaktion, die unmittelbar nach dem Unfall laut Bräuchle "einen sehr guten Betrag" erbracht habe.