Auf dem Areal des ehemaligen Gemeindezentrums im Kernen wurde beim Spatenstich kräftig geschaufelt. Foto: Kunert

Bei offiziellem Akt geht es unerwartet fröhlich zu. "Es gibt keinen schöneren Platz".

Nagold - "Es geht jetzt richtig los." Offizieller Spatenstich für das künftige Hospiz St. Michael. Es soll ein Ort zum menschenwürdigen Sterben werden. Aber auch ein heiterer Ort, denn in einem Hospiz geht es oft lustiger zu als man glaubt. Denn jede Sekunde Leben ist es wert gefeiert zu werden.

Ziemlich lustig ging es denn auch schon beim ersten großen Festakt hoch über Nagold im Wohngebiet Kernen zu – dort, wo einst das Gemeindezentrum samt Kirche St. Michael standen. Während vorne Peter Wittmann, Vorstandssprecher der St. Elisabeth-Stiftung, als Bauherr und künftiger Träger des Hospizes die Honoratioren aus insgesamt drei Landkreisen, aus Vereinen, Unterstützergruppen und der Nachbarschaft begrüßte, legten hinter ihm die zum Festakt ebenfalls eingeladenen Kinder mit ihren Spaten schon mal ordentlich los. "Hoffentlich sind die nicht früher mit dem Bau fertig als ich mit meiner Rede", lachte Wittmann.

Zurück in die Mitte der Gesellschaft

Und die ganze, für diesen Anlass wirklich große Festgästeschar lachte mit. Klar hatte Wittmann auch ein paar ernste Worte: eine Lücke in der Gesundheitsversorgung in Nagold und der Region werde nun mit dem Hospiz geschlossen. Es soll ein offenes Haus werden, keines, das sich verstecken wird. Man wolle "zurückgehen zu einer offenen Kultur im Umgang mit dem Sterben". Und das Thema so zurück in die Mitte der Gesellschaft holen, wo es früher schon einmal war – als man noch daheim starb, im Wohnzimmer aufgebahrt wurde, damit Angehörige und Freunde in Andacht Abschied nehmen konnten.

Gar nicht so einfach für Wittmann, dann auch all jenen zu danken, die am Gelingen des Hospiz-Projektes mitgearbeitet haben; und es auch weiterhin tun werden. Denn "das Hospiz ist nur eine Blume in einem ganzen Blumenstrauß" von Institutionen, die sich um die Sterbebegleitung kümmerten – von den ambulanten Hospiz-Gruppen über die niedergelassenen Ärzte und Palliativmediziner bis zu den Pflegediensten. Insgesamt acht Plätze werde das Nagolder Hospiz künftig für die stationäre Sterbebegleitung anbieten können: "Ich werde oft gefragt, ›nur acht‹?", so Wittmann. Aber mit diesen acht Plätzen, so zeige die Erfahrung aus anderen, vergleichbaren Häusern, könnten im Jahr 120 bis 150 Personen auf ihrem letzten Weg würdevoll begleitet werden.

Wem jetzt beim Lesen die Betroffenheit packt: Wittmann berichtete vom Ravensburger Hospiz, das die St. Elisabeth-Stiftung ebenfalls betreut, wie dort unter einem Dach mit mehreren Kindergartengruppen das fast alltägliche Sterben zu einem offen erlebten Teil des Lebens geworden ist. Momente der Tiefe, des Bewusstwerdens, wie wertvoll das Leben ist. Noch einmal: "Ein Hospiz ist heute ein Ort, an dem auch viel gelacht wird." Ein Ort der Freude.

Angehörige werden "an die Hand genommen"

Wobei Barbara Fischer, Vorsitzende des (Förder-)Vereins Stationäres Hospiz Region Nagold, daran erinnerte, dass man künftig mit dem Hospiz-Neubau auch einen Ort schaffen wolle, an dem die Angehörigen "an die Hand" genommen würden, um durch die für sie auch schwere Zeit geführt zu werden. Und Fischer erinnerte die Anwesenden daran, dass das künftige Hospiz auch nach seiner Fertigstellung das Netzwerk der Unterstützer noch brauchen wird – oder erst recht brauchen wird, wie es anschließend Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann unterstrich – um die laufenden Kosten des Hauses, die nicht vollständig durch die Kostenträger bestritten werden könnten, aufzubringen. Fischer abschließend: "Es gibt keinen schöneren Platz in Nagold für das Hospiz."

Neben dem Appell vor allem in Richtung der anwesenden Vertreter der beteiligten Landkreise, das Hospiz auch in den kommenden Jahren "so weit es irgendwie geht" zu unterstützen, würdigte OB Großmann in seinem Grußwort vor allem die Mitglieder des Hospiz-Vereins um Barbara Fischer für das große Engagement der letzten Jahre. "Sie überholen damit den Medizinverbund" bei der Realisation seiner aktuellen Klinikprojekte: Obwohl mit der Hospiz-Idee später gestartet (der Verein wurde 2011 gegründet), gehe man hier jetzt bereits in die Umsetzung – "und nicht wir, die öffentliche Hand". Was Großmann mit einem großen Dank an die Bürgerschaft für das Engagement und die Unterstützung für dieses Projekt verband.

Und dann wurde es ganz selbstverständlich wieder lustig, denn Großmann hatte den "Teilbaufreigabeschein" – also einen halben "roten Punkt" – für die Hospiz-Baustelle gleich selbst mitgebracht. Damit er nicht gleich noch Teil einer illegalen Bauunternehmung werden würde, wenn er mit den übrigen Ehrengästen endlich zum tatsächlich allerersten Spatenstich für das neue Hospiz ansetzen werde.