Hans "Han’s" Klaffl spielte in der Alten Seminarturnhalle auch einige Songs. Foto: Martin Bernklau Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleinkunst: Der Ex-Lehrer Han’s Klaffl zelebriert in der Alten Seminarturnhalle Lehrer-Kabarett

Das gibt es: Lehrer-Kabarett. Und es kommt an. Für den Auftritt von Han’s Klaffl musste die Bistrobestuhlung in Nagolds Alter Seminarturnhalle bis zum Rand aufgefüllt werden.

Nagold. Jedem Satz merkt man an, dass Hans Klaffl das wirklich ist, oder jedenfalls gewesen ist: ein Lehrer, ein Gymnasiallehrer, ein Musiklehrer, ein bayrischer Lehrer, vielleicht sogar einer mit Liebe und Leidenschaft.

Seit dem Jahr 2014 in Pension, hat der Kabarettist mit seinem Programm "Schul-Aufgabe – ein guter Abgang ziert die Übung" ein genaues, zum Kringeln komisches und nur ganz selten bitter-böses Bild von seiner Anstalt abgeliefert.

Das mit dem Bayerischen ist fürs Publikum aus der Schulstadt Nagold weniger wegen des Dialekts wichtig, der bei Klaffl sowieso kaum mehr als eine Färbung ausmacht, sondern eher wegen der Schulverfassung, der Kultusbürokratie, die ja im föderalen Deutschland bekanntlich Ländersache ist, und damit so ihre regionalen Eigenheiten und ihre merkwürdigen Blüten mit sich bringt.

Mit dem Frust des Musiklehrers geht es los

Aber dann gleichen sie sich doch wieder, die Schulen, die Gymnasien. Vielleicht wie ein faules Ei dem anderen. Mit ihren Schülern und Lehrern, nicht zu vergessen den Eltern, mit ihren Klassenzimmern, Lehrerzimmern, Klos und Konferenzen, Turnhallen und Hausmeistern. Und Schule kennt schließlich jeder.

Vier Typen hat Hans Klaffl unter seinen Kollegen vom Lukas-Podolski-Gymnasium ausgemacht. Dass sie gleichermaßen auch in weiblicher Variante erkennbar sind, wie Klaffl anfangs anmerkt, stimmt übrigens nicht so ganz. Da ist der Sedlmaier mit seinem herablassenden Zungenschnalzer, dem alles irgendwo vorbeigeht, was sein Wohlbefinden nicht so direkt betrifft; Gütlich, der bedenkenschwer gebeugte Projektpädagoge, der alle Handreichungen vom Ministerium oder dem Oberschulamt tatsächlich liest und zum Burn-out neigt.

Sportlehrer Gmeinwieser ist der hinterfotzig fiese und grobschlächtige Schülerverächter. Und Gregorius, der etepetete Altphilologe, hat ein schmallippiges Latein-Zitat für alles und jeden.

Pisa und überalterte Kollegien

Über manch zeitloses pädagogisches Phänomen hat der Kabarettist und Musiklehrer Klaffl auch Songs parat, mal am Klavier, mal mit dem Kontrabass und auch mal wechselweise mit Refrain-Überbrückung durchs Publikum: die Lehrerkonferenz gehört dazu, der Elternsprechtag. Mit dem Frust des Musiklehrers, der nächtens bei viel Rotwein die Klassenarbeiten korrigiert, geht es los: "Der schreibt sogar seinen Namen falsch..."

Müffelnde Schülerklamotten nach dem Sportunterricht gibt es wohl seit Jahr und Tag ebenso wie Spicker oder die Flucht aufs Klo; Faulenzer unter Schülern und Lehrern, Zappelphilippe, die jetzt halt ADHS haben. Nervig naive Helikopter-Eltern gibt es sogar mehr denn je. Pisa und überalterte Kollegien – alles wahrhaftige Klischees, die aber nach wie vor unterhaltsam aufgewärmt werden können. Bei Han’s Klaffl klappt das. Das Publikum ist von Anbeginn an prächtiger Stimmung und folgt ihm absolut lachwillig sogar in die Überlänge. Und neben viel Bestätigung kann es auch immer wieder spitze Bonmots mitnehmen: Gut(t)enberg, "nicht der Drucker, sondern der Kopierer" oder die etwas andere Anmache auf dem Waldorf-Pausenhof: "Tanz mal deinen Namen, du Opfer!"