Viele Institutionen, ein Team: Werner Hess von der Arbeitsagentur (Hintere Reihe von links), Sozialdezernent Norbert Weiser und Udo Strobel vom Jobcenter; Özlem Celikci vom Landratsamt, Arbeitsagentur-Chefin Martina Lehmann, Isabel Götz (Abteilungsleiterin Integration und Flüchtlinge im Landratsamt) und Ilona-Maria Cwik-Lorz (Leiterin Annemarie Lindner-Schule Nagold) Foto: Bernklau Foto: Schwarzwälder Bote

Arbeitsmarkt: Landratsamt, Arbeitsagentur und Jobcenter bringen internationale Pflegeklasse auf den Weg

Nach der gut angelaufenen Maurerklasse am Nagolder Berufsschulzentrum wollen Landkreis, Arbeitsagentur und Jobcenter ein anderes Fachkräfte-Problem mit einem internationalen Ansatz lösen. Gemeinsam planen sie eine internationale Pflegeklasse.

Kreis Calw. Die Zahl der Pflegeeinrichtungen in der Region wird größer, das Problem entsprechende Fachkräfte zu finden offensichtlich auch. In ihrem Zuständigkeitsbereich – den Kreisen Calw, Freudenstadt, Enz und Pforzheim – meldet die Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim 142 offene Stellen, ein Drittel davon sind Helferstellen, zwei Drittel Fachkräfte-Stellen. Dem stehen 111 Arbeitslose gegenüber, von denen nur zehn Prozent Fachkräfte und 90 Prozent Helfer sind. Für den Kreis Calw allein sieht es nicht viel besser aus: 38 offene Stellen, zur Hälfte für Fachkräfte. Von den 29 arbeitslos gemeldeten sind nur drei Fachkräfte. "Und diese Schere wird sich noch weiter öffnen", ist sich Martina Lehmann, Chefin der Arbeitsagentur, sicher.

Bis 2035 werden der Pflegebranche allein im Kreis Calw bis zu 300 Fachkräfte fehlen. Die Branche habe das Problem erkannt und sei sehr aktiv, was die Suche nach Fachkräften angeht, berichtet Lehmann, die als Problemfeld die Arbeitsbedingungen und die Entlohnung ausgemacht hat. "Da muss die Branche was tun", ist Lehmann überzeugt.

Bei der Arbeitsagentur will man angesichts dieses Problems nicht die Hände in den Schoß legen und will aktiv werden. Und dazu greift man auf ein bewährtes Modell zurück. Vor einigen Monaten taten sich der Landkreis mit seinen Fachleuten, das Jobcenter, die Agentur für Arbeit und die Kreishandwerkerschaft zusammen, um das Nachwuchsproblem bei den Maurern in der Region anzugehen. Herausgekommen ist eine stattliche internationale Maurerklasse, die an der Nagolder Rolf-Benz-Schule beheimatet ist und deren Start verheißungsvoll war. Auch bei der zweiten Baustelle Pflege haben sich der Landkreis mit seinen Berufsschulen, die Arbeitsagentur und das Jobcenter wieder zusammengeschlossen, einzig die Pflegebranche zeigt sich angesichts des Projekts noch etwas zurückhaltend. "Nur wenn wir uns wieder alle an einen Tisch setzen, bekommen wir auch dieses Vorhaben hin", ist sich Norbert Weiser, der beim Landkreis für Flüchtlinge zuständige Sozialdezernent, sicher.

"Erst einmal reicht das Interesse der Menschen"

Dieses Projekt trägt den Namen "Internationale Pflegeklasse" und soll an der Annemarie-Lindner-Schule Nagold angesiedelt sein. Für die sucht man nun interessierte Migranten aus dem Ausland oder auch Flüchtlinge, die ein Interesse am Pflegeberuf haben. Für diese Interessenten haben die Beteiligten ein großes Unterstützungspaket geschnürt. Die eigentlich ein Jahr dauernde Ausbildung wird auf zwei Jahre gestreckt, die Interessenten, die ein Sprachniveau von A2 aufweisen sollten, bekommen zehn Stunden Deutsch zusätzlich und Unterricht in Staatsbürgerkunde. Dazu bekommen sie noch die Unterstützung durch Paten und Integrationsmanager, wie Özlem Celikci, im Landratsamt für die Koordination der Bildungsangebote für Flüchtlinge zuständig, ergänzt.

Erste Informationen gibt es bei zwei Informationsveranstaltungen, eine heute, 23. Januar ab 14 Uhr im Seniorenzentrum in der Haaggasse in Calw, und die andere am Mittwoch, 25. Januar, ebenfalls ab 14 Uhr in der Agentur für Arbeit in Nagold. Wer Interesse hat und zu diesen Veranstaltungen kommt, hat schon einmal den wichtigsten Schritt getan. "Erst einmal reicht das Interesse der Menschen", erklärt Werner Hess von der Arbeitsagentur. "Alles andere werden die Projektpartner organisieren", beruhigt er, während Udo Strobel klarmacht, dass das Angebot nicht nur für Menschen gedacht ist, die noch nicht so lange im Land sind. "Auch diejenigen, die schon länger bei uns sind, dürfen gerne vorbeischauen", sagt der Mann vom Jobcenter. "Und für diejenigen, die sich noch nicht sicher sein sollten, gibt es auch noch Vorbereitungskurse", rundet Hess das umfangreiche Hilfspaket der Projektpartner ab.

Alle an einer beruflichen Tätigkeit im Bereich der Pflege Interessierten sind eingeladen, zu einer Infoveranstaltung am 23. Januar um 14 Uhr ins Seniorenzentrum, Torgasse 10, in Calw oder am 25. Januar um 14 Uhr in die Agentur für Arbeit, Bahnhofstraße 37, Nagold zu kommen. Dabei werden verschiedene Qualifizierungsmaßnahmen vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf der zum Start des Ausbildungsjahres 2018/ 2019 geplanten Einrichtung einer internationalen Pflegeklasse an der Berufsfachschule für Altenpflegehilfe der Annemarie-Lindner-Schule in Nagold. Sie richtet sich insbesondere an Personen, die bisher nur über Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen und vermittelt fachliche und sprachliche Kenntnisse. Nach zwei Jahren kann so der Abschluss Altenpflegehelferin erreicht werden.