Trotz der Anstrengung können sie noch lächeln: Die Schüler des OHG Nagold laufen die abgesteckte Runde im Stadtpark Kleb so oft es geht. Foto: Fritsch

Unterstützung für Brunnen-Projekt in Ghana. Schüler erlaufen 26.770 Euro.

Nagold - Laufen, Schwitzen, sich Bewegen für die gute Sache: Zum vierten Mal stieg diese Woche ein Spendenlauf des Nagolder Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG). Am Ende hatten die Schüler stolze 26.770 Euro zusammengespurtet – die jetzt in ein Brunnen-Projekt in Ghana fließen sollen.

"Los jetzt! Gebt noch mal alles! Los, los, los!" Vom Mikrofon aus feuert Christof Lahme, "Fachschaft Sport" am OHG, die Schüler der siebten Klassen an, die sich gerade auf der abgesteckten, knapp 500 Meter langen Runde durch den Stadtpark Kleb befinden. Es sind noch 20 Sekunden der insgesamt 40 Minuten, die jede Klassenstufe laufen muss – laufen soll. Es kommt auf jede Runde an, die geschafft wird – denn für jede Runde gibt es für die Kids bares Geld für die gute Sache.

Schüler auf Sponsoren-Suche

"Jede Schülerin, jeder Schüler hat sich selbst dafür Sponsoren gesammelt", erläutert derweil am Wegesrand Andreas Bischoff, OHG-Verbindungslehrer. Oma, Opa, Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde – alle, die sich bereiterklärt haben, jede Runde, die die Jugendlichen in den 40 Minuten schaffen, mit einer fixen Summe zu unterstützen. Manchmal sind es Cent-Beträge, mal sogar dreistellige Summen. Mario (12 Jahre) aus der 6e zum Beispiel hat eine Spedition als Sponsor geworben – 104,84 Euro addierten sich mit jeder Runde bei ihm. Am Ende hat er 18 Runden geschafft. "Das ist schon Wahnsinn", sagt Lehrer Bischoff. Und man hört deutlich den Stolz des Lehrers auf die Schüler heraus.

Am Rande steht Oma Ulrike. Sie feuert – und sponsert – heute morgen gleich zwei Enkel auf der Strecke an. "Hannes ist bei den Fünfern mitgelaufen. Im Moment ist Annika bei den Siebenern unterwegs." Und da kommt Annika auch schon, schafft im Endspurt noch mit glühendem Gesicht ihre 13. Runde. "Ich finde das toll, dass die Kinder gemeinsam so etwas machen", sagt die Oma. "Sich engagieren, gemeinsam etwas bewegen wollen. Das gehört sich einfach, sie dabei auch nach Kräften zu unterstützen." Annika kommt inzwischen wieder langsam zu Atem – sie hat ganz offensichtlich wirklich alles gegeben, sich völlig ausgepowert. "Ich bin nur fertig, hab tierisch Durst", sagt das Mädchen.

Ja, es ist heiß an diesem Vormittag im Kleb. Aber die Versorgung klappt prima – Nagolder Geschäfte und Unternehmen haben Obst, Traubenzucker und Getränke als Unterstützung gespendet. Wenn nicht gerade über die Lautsprecher-Anlage Anfeuerungs-Rufe gesendet werden, läuft fetzige Musik – "ganz offiziell bei der Gema angemeldet", erläutert Lehrer Lahme. Aber selbst die sonst so unnachgiebige Gema will "einen großzügigen Rabatt" gewähren – weil das alles ja für ein tolles Sozialprojekt sei. Wieviel? "Wir werden sehen." Die Abrechnung käme nach der Veranstaltung.

Was ja auch für die Spenden insgesamt gilt. "Wir brauchen so 10- bis 12.000 Euro für den Brunnen", erläutert Franco Catalano, von dem die Idee und der Anstoß zu diesem Spendenprojekt kam. Catalano ist selbst als Vater hier, seine Tochter gehört zu den Siebenern, die gerade auf der Strecke sind. Seit Jahren unterstützen er und seine Familie den Verein Madamfo Ghana von Bettina Landgrafe, zum Beispiel durch die Übernahme von zwei Patenschaften für Kinder in Ghana. Der Initiatorin Landgrafe versprach er einst auch die Realisierung eines Brunnens – "hier mit dem Spendenlauf des OHG geht es bereits um den vierten dieser dort dringend benötigten Brunnen."

Übers Ziel hinaus

Andreas Bischoff tritt hinzu, vermeldet einen Zwischenstand: "So 12.000 Euro haben die Fünf, Sechs und Sieben zusammenbekommen." Damit ist der Tief-Brunnen bereits finanziert. "Die brauchen dort auch noch Schulbücher, Lehrmittel...", sagt Catalano. Für das Geld, das über die eigentlich angestrebte Summe hinaus eingesammelt wird, wird sich sicher eine sinnvolle Verwendung finden. "Das ist wirklich unfassbar, was hier passiert", sagt Franco Catalano auch noch. Und erzählt, dass er schon auch vor Rührung habe weinen müssen, als er "all das hier heute morgen sah". Was das OHG alles auf die Beine gestellt habe. Und auch jetzt schluckt er hörbar einen Kloß herunter.

Woher aber kommt sein eigenes Engagement? Catalano erzählt von seinem Vater, der als 17-Jähriger bettelarm aus den Abruzzen nach Deutschland kam. Und hier sein Glück fand. "Wir hatten immer genug." Nie ein Auto zwar, immer Bus und Bahn. "Aber es ging uns gut." Davon wollte schon der Vater abgeben – aus Dankbarkeit. Als Sohn Franco selbst einst einen tollen Job in der Schweiz annahm, hatte er dieselbe Dankbarkeit. "Das alles ist nicht selbstverständlich, dass es uns hier so gut geht." Gutes tun. "Das tut dir auch selber gut."

Für die Kids des OHGs gilt das allemal. Sie machen aus dem Spendenlauf auch eine Riesen-Party – nicht zuletzt wegen der diesjährigen Abiturienten, die jetzt nach Abschluss ihrer Prüfungen in gehobener Feierlaune sind – und in prächtigen Motto-Kostümen: die Jungs ziehen in Kleidern und mit geschminkten Gesichtern als Mädchen durchs Kleb – Luca zum Beispiel in einem wirklich tot-schicken roten Tupfen-Kleid, das seine unrasierten Prachtbeine toll zur Geltung bringt; die Mädchen mit aufgemalten Bärten als Jungs – wie Chiara, die aber gerade arbeiten muss: sie macht die offiziellen Fotos des Events fürs OHG. Allesamt einmalige Dokumente für die Ewigkeit.