Legten glänzende Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 2017 vor: Der Vorstand der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg (von links) Maximilian Binzer, Vorstandssprecher Jörg Stahl, Axel Lekies und Ralf Haller. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Bilanz: Noch nie hat die Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg so viel Geld für neue Darlehen ausgegeben

Fast überall nur "Plus" – und bei der Kreditvergabe neue Allzeit-Rekorde: Strahlende Gesichter gab’s bei der Bilanz-Pressekonferenz der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg (Voba HNR). Denn "eigentlich" ist das Marktumfeld für Banken wegen der Nullzins-Phase "eher schwierig".

Nagold. Deutlichstes Indiz dafür: die Zinsüberschüsse (Differenz aus gewährten Sparzinsen auf Einlagen und vereinnahmten Zinsen aus Krediten) der Voba HNR sind wie allgemein am Markt "weiter stark rückläufig". Dazu kommt ein wachsender Berg an Aufgaben durch die Banken-Regulartorik, der vor allem regionale Banken überdurchschnittlich hoch belastet. Neuestes Beispiel: auch die Voba HNR muss seit Anfang des Jahres Beratungs-Telefonate zu Wertpapiergeschäften aufzeichnen und dauerhaft archivieren. Macht 50 000 Euro Zusatzkosten für die Aufrüstung der Telefonanlagen der Bank.

So weit die schlechten Nachrichten. "Wir brauchen daher mindestens drei Prozent Wachstum bei den Kundenkrediten, um den Rückgang beim Zinsüberschuss durch Neugeschäftsvolumen auszugleichen", erläutert Jörg Stahl, Vorstandssprecher der Voba HNR. Für das Jahr 2017 lag das Plus bei den Kreditvolumen aber sogar bei 5,6 Prozent oder rund 90 Millionen Euro – "ein komfortables Ergebnis" mit Rekordpotenzial; und weiterhin deutlichem Aufwärtstrend auch für das laufende Jahr.

Die Zahlen im Detail: Die Summe der Firmenkredite wuchs um 35 Millionen Euro auf insgesamt jetzt 589 Millionen Euro (plus 6,3 Prozent). Das entspricht einem Volumen bei den neu zugesagten Firmenkrediten von 172 Millionen Euro – ein neuer Allzeitrekord für die Voba HNR. Und das gleiche Bild auch bei den privaten Baufinanzierungen, Treiber des privaten Kreditgeschäfts: Knapp 200 Millionen Euro an neuen Darlehen markieren auch hier einen neuen Rekord-Wert. Insgesamt wuchs damit die Summe der privaten Kredite um 55 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro (plus 5,2 Prozent).

Ergebnis hätte mit mehr Baugebieten noch besser ausfallen können

Kleiner Wermutstropfen aus Sicht der Bank: Das Ergebnis bei den Krediten hätte "noch deutlich größer ausfallen" können, wenn in der Region mehr Flächen gerade für die privaten Investitionen in Wohnraum zur Verfügung stünden, wie Vorstand Ralf Haller auf Nachfrage bestätigt. Hier gebe es einen "extrem hohen Investitionsdruck" auf die Kommunen, mehr Flächen etwa für den Bau von Einfamilienhäusern zur Verfügung zu stellen – "gerade in den Kernstädten" der Region, in denen es aktuell "so gut wie keine Flächen mehr" für private Häuslebauer gebe. Einzige Ausnahme eventuell in nächster Zeit: das geplante Neubaugebiet Hasenbrunnen in Nagold, wo der Großteil der Flächen für Einfamilienhäuser vorgehalten werden soll.

So rasant trotzdem die Entwicklung im Kreditgeschäft für die Voba HNR ist, sieht die Bank daraus fürs eigene Geschäft keine zusätzlichen "nennenswerten Kreditrisiken" entstehen. Grund dafür sei neben der allgemein "soliden wirtschaftlichen Verfassung" der Firmenkunden und der "stabilen Einkommensentwicklung" der privaten Haushalte das aktive Management der Bank im Bereich der Risikovorsorge gerade bei privaten Kreditnehmern.

Eine Million Euro fließt an die 55500 Mitglieder

Der hohe "Investitionsdruck" gerade im Immobilienbereich wird aber auch an anderer Stelle sichtbar: bei den betreuten Kundengeldern. Denn auch diese wuchsen im abgelaufenen Jahr deutlich – um 4,1 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Dabei legten selbst die "klassischen" Kundeneinlagen trotz des Zinstiefs immer noch um 2,7 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro zu. Bei den Wertpapierdepots war es sogar ein Plus von 7,6 Prozent auf 691 Millionen Euro.

Macht zusammen ein Plus von 57 Millionen Euro (oder 2,6 Prozent) in der Bilanzsumme, die damit auf 2,2 Milliarden Euro stieg.

Damit wird die Voba HNR für das Geschäftsjahr 2017 einen Bilanzgewinn von insgesamt 3,1 Millionen Euro ausweisen können, wovon rund eine Million Euro als dreiprozentige Rendite auf die Einlagen an die über 55500 Genossenschaftsmitglieder ausgezahlt werden sollen. Nach Willen des Voba-Vorstandes – vorbehaltlich der Zustimmung durch die Mitgliederversammlung – sollen auch insgesamt acht Millionen Euro, gespeist aus Gewinn und bilanzwirksamer Risikovorsorge, in die Rücklagen und damit in die Eigenkapitalausstattung fließen.

Damit läge die Kernkapitalquote der Bank "bei komfortablen" 14,8 Prozent; gesetzlich gefordert wären 11,5 Prozent.