Volker Viniol (rechts) und Arno Ayasse tauschen die Vertragsunterlagen aus. Foto: Hofmann

Die Firmen VBN und BVN übernehmen ab 1. Juli die Geschäfte der insolventen Rübenacker-Gruppe.

Nagold - VBN und BVN – hinter diesen Abkürzungen verbergen sich zwei neue Unternehmen, die ab 1. Juli die Aufgaben der insolventen Bus-Unternehmensgruppe Rübenacker übernehmen werden. Gestern unterzeichneten der Insolvenzverwalter und der neue Eigentümer die Verträge.

Über die Summe wollte Arno Ayasse lieber schweigen. Er, der auch Geschäftsführer des Calwer Busunternehmens Albert Rexer GmbH und Co. KG ist, wird der Chef der zwei neuen Firmen. Dabei handelt es sich um die VBN (Verkehrsbetriebe Nagoldtal GmbH), die sozusagen die Nachfolge von Nagoldtal Reisen antritt und die BVN (Busverkehr Nordschwarzwald GmbH) als Nachfolgerin von Rübenacker Reisen in Altensteig. Doch so viel ist Ayasse bereit zu verraten: Es sei eine relativ hohe Summe, die er investiere. "Das Investitionsvolumen ist sehr groß und hat auch sehr viel Kraft gekostet."

Denn auch das machte Arno Ayasse gestern deutlich: Der alte Rübenacker-Fuhrpark hat ausgedient. Bis Ende des Jahres will er den Fuhrpark komplett ausgetauscht haben. Ab Anfang Juli kündigte er den Einsatz von sechs Mercedes-Benz Kombibussen überwiegend im Berufsverkehr an. Ab Mitte Juli folgen dann neun neue Mercedes Benz Niederflur-Gelenkbusse. Zug um Zug will er dann die restlichen Fahrzeuge in den nächsten Wochen durch 40 Niederflurbusse aus den Niederlanden ersetzen. Ebenfalls für Juli kündigte der Geschäftsführer der beiden neuen Firmen den Einsatz eines neuen Citybusses in Nagold aus dem Hause Mercedes an.

Engagierte und motivierte Mitarbeiter

Ein überalterter Fuhrpark, dafür aber umso motiviertere Mitarbeiter – auf diesen Nenner könnte man die Eindrücke, die Ayasse und der Insolvenzverwalter Volker Viniol vom insolventen Unternehmen Rübenacker gewonnen haben, zusammenfassen. "Wer einen Rübenacker-Bus mit zwei Händen fahren kann, der fährt ihre Busse mit dem kleinen Finger", sagte beispielsweise Viniol an Ayasse gewandt.

Einer jener engagierten Mitarbeiter bekam denn auch gestern im Nagolder Rathaus bei der Vertragsunterzeichnung, die vor Vertretern der Kommunen aber auch der Landkreise Calw, Böblingen und der Region Stuttgart vollzogen wurde, als einziger Applaus: Jörg Dettling. "Der Erfolg hat auch einen Namen, das ist Herr Dettling", bedankte sich Viniol. Dettling habe faktisch das Unternehmen in der langen Insolvenzphase geleitet und ein Pensum gearbeitet, dass nicht mehr normal sei.

Das konnte Ayasse nur bestätigen – nicht von ungefähr kommt es, dass er Jörg Dettling in den neuen Firmen als Betriebsleiter beschäftigt. Eh hätten die Mitarbeiter "unvorstellbare Leistungen" erbracht – spielte auch Ayasse auf den schlechten Zustand der Busflotte an.

Doch nicht alle Mitarbeiter werden übernommen. Arno Ayasse setzt auf Synergieeffekte. Den Service-Bereich von Rübenacker mit rund 40 Mitarbeitern hat er nicht gekauft. Und auch bei der Verwaltung werden die Unternehmen künftig zentral gesteuert. Rund 200 Mitarbeiter hatte Rübenacker vor Beginn des Insolvenzverfahrens im August 2010. 103 Mitarbeiter – 95 davon sind Omnibusfahrer – werden übernommen. Um die Zukunft der nicht übernommenen Beschäftigten ist Viniol aber nicht bange. Busfahrer seien gesucht.

Und während die neuen Unternehmen VBN und BVN die bestehenden Verträge zum Beispiel auch für den Nagolder, den Altensteiger und den Wildberger Stadtverkehr übernehmen werden, ändern sich doch die Zuschnitte der Zuständigkeiten. Noch am wenigsten betroffen ist Nagold: Die VBN wird weiterhin einen Betriebshof in Nagold haben – noch bis Ende des Jahres im bestehenden Gebäude der Firma Nagoldtal Reisen. Dann wolle man ein neues Gelände finden, so Ayasse. Erste Gespräche mit der Stadt Nagold habe es bereits gegeben.

Der Betriebshof der BVN dagegen wird nach Neuweiler verlegt. Dort hat das Calwer Busunternehmen Rexer vor zwei Jahren die Firma Schöttle übernommen. Dieser Betriebshof werde reaktiviert. Die Verwaltung der beiden Firmen will man von Calw aus organisieren.

Zufrieden und erleichtert reagierten gestern auch die Vertreter der Kommunen und Landkreise. "Das ist die Heimatlösung", freute sich beispielsweise Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann und zeigte sich dankbar. Er dankte aber auch dem bisherigen Unternehmen Rübenacker für die jahrzehntelange Zusammenarbeit.