Quinter (von links), Lisa, Michael Köhler und Vincent sind derzeiit zu Besuch in Köhlers Heimat Mindersbach. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Hilfe: Mindersbacher zeigt drei Kenianern seiner Mission Deutschland / Dank bei den Nagolder Spendern

Seit 2003 kümmert sich Michael Köhler in Kenia um die Ärmsten der Armen. Hinter ihm steht ein gutes Netz an Menschen aus der Region, die das Projekt finanziell unterstützen. Derzeit ist Köhler auf Heimatbesuch in Mindersbach. Mit dabei drei Kenianer, die stellvertretend "Danke" sagen möchten.

Nagold-Mindersbach. Etwa alle drei Jahre besucht Köhler, der Kenia mittlerweile seine Heimat nennt, seine Familie in Mindersbach. "Diesmal dachte ich mir, kommen die Leute mit und erzählen selbst von der Mission und können so ihren Dank selbst aussprechen", erzählt Köhler in lockerer Runde auf der Terrasse seiner Schwester. Mit dabei sind Quinter (22) und Lisa (24).

Die beiden Mädchen sowie Vincent (36), der derzeit bei seiner Sponsorenfamilie in St. Georgen zu Gast ist, leben in Bogoria, sind dort aufgewachsen und erhielten Dank "Bogoria Network Ministries" (BNM), dem Missionsnetzwerk, das Köhler mit seiner verstorbenen Frau Hilda gegründet hat, eine Ausbildung und eine Arbeit – nichts was selbstverständlich ist in Kenia. Als Köhler nach Kenia kam, war rund um den kochend heißen Bogoriasee nichts – "nichts als Busch", wie er selbst sagt. Das nächste größere Dorf ist circa 100 Kilometer entfernt, die Hauptstadt Nairobi an die 200 Kilometer. Die Kinder, die durch Köhlers Mission versorgt werden, leben in fünf Gemeinden. Eine Quelle ist das Glück für die Gegend in der Köhler lebt. Daher ist es rund um sein Haus in Loboi auch relativ grün.

Viele haben kein Geld für Bildung

Für vier Wochen sind die Kenianer in Deutschland. "Wir wurden von unseren Familien eingeladen", erzählt Quinter auf Englisch. Ihre Muttersprache ist Kiswahili.

Gemeinsam mit Lisa wohnt sie in Würzbach bei ihrem Sponsor, einer Familie, die den Mädchen in erster Linie die Bildung finanzieren. "Weil Schulbesuche können sich die meisten dort nicht leisten", erklärt Köhler. Und Bildung, das sei ihm ein großes Anliegen, da diese das Fundement zur Selbsthilfe sei. Lisa war eine der ersten Mädchen, die in das Homecare Programm aufgenommen wurde. Auch jetzt, mit 24 Jahren, ermöglichen es ihre Sponsoren, dass sie eine Universität besuchen kann. Derzeit macht sie ein Praktikum in einem Krankenhaus in Kenia. Quinter unterrichtet vormittags in der Dorfschule, nachmittags hilft sie in der Mission mit. "Sie ist für mich eine große Hilfe", sagt Köhler. Seit dem Tod seiner Frau Hilda, mit der er die Mission aufgebaut hat, hilft ihm Quinter vor allem, wenn es um die Versorgung von Mädchen geht.

Vincent ist in St. Georgen bei seiner Sponsorenfamilie untergebracht. Der 36-jährige fünffache Familienvater ist sozusagen die rechte Hand von Köhler. "Er ist die Person zwischen der Mission und der Gesellschaft". Die Missionsarbeit findet im gewohnten Umfeld der Kinder und Jugendlichen statt, zu Hause. An Samstagen kommen die Kinder aus der Nachbarschaft zur Missionsstation, essen gemeinsam und beschäftigen sich mit der Bibel.

Quinter, Lisa und Vincent sind in einer der ärmsten Regionen der Welt aufgewachsen. Umso erstaunter sind sie über vieles, was in Deutschland üblich ist. "Deutschland ist besser entwickelt. Es gibt hier gute Straßen und jeder hat ein Auto. Und die Häuser halten viel länger", meint Lisa. In ihrem Dorf leben die Menschen in Lehm- und Wellblechhütten. "Hier ist die Schule kostenlos im Gegensatz zu unserem Land", ergänzt Quinter. Zwar gebe es in Kenia Schulen, doch oft mangelt es am Schulgeld. Die BNM sammelt Spenden, um den Kindern Schulbesuche und Arztbesuche zu ermöglichen. "Wir haben keine Krankenversicherung. Jeder Arztbesuch kostet, und viele Menschen haben kein Geld für Gesundheit", so Quinter weiter.

Es sterben immer noch sehr viele Menschen an den Folgen von HIV. Die Kinder bleiben leidend zurück. Diesen ermöglicht BNM eine schulische Ausbildung und unterstützt sie im Alltag. Die Kinder und Jugendlichen wohnen weiterhin zu Hause und werden von da aus betreut. Sie erhalten Hilfe in Form von Essen, Sachleistungen, Schuluniform. Köhler versucht die Kenianer rund um den Bogoriasee von kulturell verankertem Unrecht loszulösen, indem er über die Risiken aufklärt, wie Beschneidung von Mädchen, Opfergabe von Kindern und frühe Zwangsheirat.

Quinter und Lisa sind überrascht über die Haushaltselektronik: Kaffeemaschine, Waschmaschine, Spülmaschine: "Das ist so verrückt", meint Quinter. Denn Elektrizität gibt es in ihrem Dorf nicht. Genauso verrückt finden sie, dass es in jedem Haus Wasser gibt. Die Kenianerin erzählt, dass es für sie normal sei, zu Fuß eine lange Strecke zu einem Brunnen zu laufen, um dort Wasser zu holen.

Überrascht über Haushaltselektronik

Vieles erscheint ihnen absurd: Während Mais in Afrika das Hauptnahrungsmittel ist, sind sie nahezu entsetzt darüber, dass das Korn hierzulande als Tierfuttermittel dient und zur Energiegewinnung genutzt wird.

Dennoch mag Quinter ihr Dorf. "Es ist meine Heimat" sagt sie. Wohl wissend, dass das Leben dort um einiges härter ist als in Deutschland. Die Familienbande und die Traditionen sind sehr eng.

Erstaunt waren sie bei einem Ausflug zur Burg Zavelstein, dass sie kaum schwangere Frauen oder Kinder sahen. In ihrer Kultur hat jede Frau um die zehn Kinder. Noch bis Mitte Oktober sind Köhler und seine Gäste aus Kenia in der Region. Neben Freizeitaktivitäten stehen in erster Linie Informationsabende und Missionsgottesdienste auf dem Programm.

Seine Hauptaufgabe sieht Michael Köhler darin, dort zu helfen, wo es nötig ist, und gleichzeitig den Menschen in einer der ärmsten Region der Welt den christlichen Glauben zu vermitteln. Köhler, der ein geschickter Handwerker ist, packt gerne mit an: Er baut Schulbänke und Toiletten, beschafft Bücher. Derzeit baut er eine Kirche im Dorf. "Ich möchte das weiter geben, was mir wichtig ist", so der gläubige Christ.

An seiner Mission hängt sein Herz. Daher möchte er so lange es die Gesundheit zulässt in Kenia bleiben. "Solange Gott mich dort haben möchte, bleibe ich auch dort."

Beim Missionsabend am Freitag, 28. September, ab 19 Uhr, wird Missionar Michael Köhler im evangelischen Gemeindehaus Mindersbach mit einer Bildpräsentation über seine Arbeit in Kenia berichten und Einheimische werden ein Zeugnis geben. Anschließend bietet ein Ständerling Gelegenheit zum Austausch.