Als die Musiker beim Wandelkonzert auf dem Longwyplatz Halt machten, um zu spielen, war die Menge der Zuschauer auf mehr als 200 angewachsen. Foto: Stadler

Sechs Stationen bei 32. Sommermusik. Mehr als 200 Teilnehmer. Schattenplätze heiß begehrt.

Nagold - Zwischen Evangelischer Stadtkirche und Wachsender Kirche im Kleb ertönte an weiteren vier markanten Plätzen in Nagold Musik von 85 Schülern aus der ganzen Welt. Das wunderbare Promenadenkonzert in freier Natur mit Moderationen von Oberbürgermeister Jürgen Großmann und seiner Frau Simone zog mehr als 200 Teilnehmer an. Schattenplätze waren heiß begehrt.

Den Auftakt zur musikalischen Promenade innerhalb der 32. Sommermusik legten die Verantwortlichen wie im vergangenen Jahr in das Innere der Evangelischen Stadtkirche. Musikalischer Nachwuchs im Alter zwischen sechs und zehn Jahren aus St. Petersburg, China und Hongkong ließ die Sonata 1 von Johann Sebastian Bach und die träumerischen Klänge eines Menuetts von Ludwig van Beethoven erklingen.

Während Simone Großmann die Anmoderation der Musikstücke übernommen hatte, so auch die "Etudes Tableaux opus 33 Nr. 2" von Sergei Rachmaninoff, gespielt von Anfisa Bobylova aus der Urkraine auf dem Klavier, beleuchtete Oberbürgermeister Jürgen Großmann die historischen Besonderheiten auf dem Weg durch Nagold. So erwähnte er zur jüngsten Kirche in der Stadt, der Evangelischen Stadtkirche, dass die davorliegende "spanische Treppe Nagolds" in den kommenden Jahren barrierefrei gestaltet werden soll.

Das Wandelkonzert, gestaltet von Teilnehmern der Meister-, Kinder- und Kammermusikkurse, wurde nach einem kurzen Spaziergang an der Staatsklenge fortgesetzt. Die Neun- bis 14-Jährigen trugen Stücke von Carl Maria von Weber, Padre Martini, Ignaz Pleyel und Joseph Haydn auf ihren Violinen und Violoncelli vor. Passend zur Nagolder Saatgutanstalt passte der "Jägerchor" von Weber. Die Staatsklenge, so der Oberbürgermeister, ist ein Zeichen für Wachstum. Der technische Leiter des forstlichen Saatgutbetriebes stellte zwei mögliche Bäume der Zukunft für den Schwarzwald vor: die Atlaszeder aus Marokko und die Douglasie aus Amerika.

George Gershwins "Moonlight" erklingt bei alter Stadtmauer

An der alten Stadtmauer bei der Fuge erklangen die bekannten Melodien von George Gershwins "Moonlight" und vom österreichischen Komponisten Fred Raymond "Julishka aus Budapest" – letzteres durfte bei der musikalischen Promenade nicht fehlen. Zum Genießen der Darbietungen des international zusammengesetzten Celli-Ensembles hätte sich selbst Oberbürgermeister Großmann einen Liegestuhl an einem schattigen Platz gewünscht.

Beim "Schicksalsgebäude" der Stadt, am Oberamteiplatz, wo bis 1937 der Verwaltungssitz des damaligen Oberamtes (vergleichbar mit dem heutigen Landkreisgebäude) war, spielten die deutschen Nachwuchsmusiker Sophia Eppinger, Violine und Julia Kuljus Biosca, Violoncello gemeinsam mit dem aus Herrenberg stammenden Johannes Pridzun aus der "Sinfonia a tre D-Dur" das Adagio und das Vivace von Johann Josef Fux.

Die fußläufige Musikreise durch Nagold bewegte sich anschließend auf den lebhaften jungen Longwy Platz. "Er steht für Internationalität und ist gleichzeitig die Schnittstelle zwischen der Natur und der Innenstadt", so der Oberbürgermeister.

Simone Großmann kündigte das Ensemble I der Sommermusik unter der Leitung von Fernanda Villalvazo Navarro mit den jüngeren Musizierenden ebenso an wie das nachfolgende Ensemble II mit den etwas Älteren, unter der Leitung von Alexandra Korobkina.

Abschluss des Konzert in der Wachsenden Kirche im Kleb

Vanhall, Schubert und Mozart standen dabei ebenso auf dem Programm wie Haydn. Das Interesse der Zuhörer war sehr groß und die Menge war zu diesem Zeitpunkt auf einen Höchststand von mehr als 200 angewachsen.

Der nachmittägliche Konzertabschluss bei sehr warmen Temperaturen und Sonnenschein fand in der Wachsenden Kirche im Kleb statt. Oberbürgermeister Großmann erläuterte, dass an dieser Stelle vor längerer Zeit ein Rathauszentrum geplant war. Letztlich hatte man sich dagegen entschieden und zieht an dieser Stelle das Grün an die Stadt heran.

Das Orchester der Sommermusik im Oberen Nagoldtal unter der Leitung von Christoforo Pestalozzi setzte mit dem Larghetto affettuoso und dem Allegretto aus dem berühmten "Concerto Grosso op. 6 Nr. 4" von Georg Friedrich Händel den glanzvollen Schlusspunkt, nachdem zuvor Selin Balkan aus der Türkei auf ihrem Kontrabass die "Gavotte 1 und 2" von Hans Fryba gespielt hatte.

Die Zuhörer waren beeindruckt und verliehen ihrer Begeisterung mit lang anhaltendem und dankbarem Applaus Ausdruck, wie auch schon an den vorangegangenen fünf Stationen des nachmittäglichen Musikspaziergangs.