Projekttage an der Hochdorfer Grundschule lassen Schüler die Lebensumstände früherer Tage erleben

Von Ralf Klormann

Nagold-Hochdorf. Fleißig kritzeln die Hochdorfer Grundschüler mit griffelähnlichen Stiften Sütterlinbuchstaben auf kleine Tafeln. Doch wieso? Ist der Nagolder Teilort etwa rückständig? Weit gefehlt. Der Ausflug in die Vergangenheit ist lediglich Teil der alljährlichen Projekttage, die diesmal unter dem Motto "So war’s früher" stehen.

In dieser Woche laufen die Uhren an der Grundschule in Hochdorf ein wenig anders. Althergebrachte Praktiken und Geschichten aus früheren Tagen dominieren den Alltag der Kinder. Denn die Jungen und Mädchen dürfen dort im Rahmen der Projekttage einmal selbst in die Jugendzeit ihrer Großeltern reisen.

In acht Gruppen durchlaufen die Schüler an vier Tagen insgesamt acht Stationen, die von den Hochdorfer Lehrkräften sowie fast 15 Angehörigen der Kinder täglich betreut werden. Die Gruppen sind vom Alter her bunt gemischt. Denn, so Schulleiterin Almut Sekulic: "Das stärkt die Schulgemeinschaft." Spaß macht es den Jungen und Mädchen auf jeden Fall.

Unter anderem geht es in der Schulküche geschäftig zur Sache. Mit einer altertümlichen Waage messen die Kinder dort die Zutaten für Brot ab, eine andere Gruppe versucht sich im Schlagen von Sahne zu Butter. Viele können es kaum erwarten, bis der Teig endlich fertig ist – der schmeckt nämlich lecker. Im Unterschied zum verwendeten Mehl. Probieren müssen es einige der Kinder aber trotzdem.

In einem anderen Raum entführt der ehemalige Schäfer Martin Müller einige Kinder mit einem Diavortrag in eine Zeit, in der es noch keine Kühlschränke gab und deshalb stets in den kalten Jahreszeiten Herbst und Winter geschlachtet wurde. Und in der Katzen weniger als kuschelige Schmusetiere, sondern vielmehr als "lebende Mausefallen" betrachtet wurden. Seine Tochter Regina präsentiert derweil im selben Raum die fast vergessene Kunst des Wolle-Spinnens.

Im Stockwerk darüber bringt der pensionierte Lehrer Hans Bayer den Jungen und Mädchen den Schulalltag ihrer Groß- und Urgroßeltern näher, simuliert eine Schulstunde aus der Vergangenheit, in der Prügelstrafe oder die Eselsmütze noch an der Tagesordnung waren. Derart schlimm bestraft wird natürlich keines der Kinder. Eine Belohnung, wie sie damals in Form eines Fleißkärtchens üblich war, dürfen sich die Schüler am Ende allerdings schon abholen.

Direkt gegenüber üben sich die Jungen und Mädchen in der Kunst des Flechtens – und fertigen kleine Körbe aus Weidenästen. Andernorts dürfen die Kinder alte Spiele testen, erhalten Informationen über die frühere Bedeutung von Nutztieren oder Filzen und Tonen – mit Unterstützung von Mitarbeitern der Jugendkunstschule Nagold.

Geschichte zum Anfassen erwartet die Schüler indes bei Hochdorfs Hobby-Archivar Gerhard Gaiser, der zusammen mit Karl Katz durch seine private Sammlung antiquierter Gegenstände und Fotografien führt.

Am heutigen Freitag wird die Projektwoche dann mit einem Ausflug enden, bei dem die Jungen und Mädchen direkt in die Vergangenheit eintauchen können: Im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, wo unter anderem ein kleines Dorf mit Kirche, Bauernhaus, Schul- und Rathaus auf die Kinder wartet. "Das wird das Gelernte nochmal vertiefen", ist Schulleiterin Sekulic überzeugt.