In der Rettungsstation werden verletzte Tiere verarztet und aufgepäppelt. Foto: Münchnau

Fälle in Hochdorf häufen sich. Zwölf Igel in Station. Bei Tierschützerin läuten Alarmglocken.

Nagold - Der Frühling hält Einzug. Auf Ostern soll alles schön aussehen. So halten es auch viele Personen in ihren Gärten. Mit den Aufräumarbeiten wird begonnen, das alte Reisig und Laub kommt weg und der Rasen wird gemäht. Doch genau hier läuten bei Tierschützerin Barbara Münchau die Alarmglocken.

Immer, wenn die Gartenarbeiten beginnen, bekomme sie schreckliche Igel-Schicksale zu sehen. "Einige Beispiele der letzten Wochen", kündigt sie an. "Ein Igel kam hochgradig abgemagert und mit der infizierten Wunde eines abgemähten Vorderbeins und noch weiteren vereiterten Schnittwunden auf dem Rücken zu uns. Er musste eingeschläfert werden." Ein weiteres Tier sei ums Leben gekommen, als ein Reisighaufen abgebrannt wurde. Dann gebe es da noch einen Igel, der beim Umsetzen des Komposthaufens mit der Mistgabel aufgespießt wurde. "Es wurde zum Glück kein wichtiges Organ getroffen. Jetzt geht es ihm wieder halbwegs besser", sagt Münchnau, die vor der Rente als Tierärztin tätig war. Nun leitet sie den Gnadenhof "Kameldoc’s Tierfarm" sowie die Igel-Station in Hochdorf. "Ich habe das Tier gleich operiert. Es wird immer noch jeden Tag behandelt."

Sie erzählt weiter von mit Spinnweben oder Isolierband verklebten Igeln. "Der neueste Zugang ist ein völlig abgemagerter Igel", erklärt sie. "Er hat eine ältere Mähverletzung. Deswegen hat er sich wohl verkrochen und konnte sich nicht mehr selber ernähren." 1200 Gramm hätte er wiegen müssen, aber es seien anfangs nur 560 gewesen. Doch er habe einen unglaublichen Überlebenswillen, sagt die Tierärztin.

Freischneider und Mähroboter seien Maschinen, an die sich die Tiere nicht anpassen können. Manchmal werden die verletzten Wildtiere dann einfach von Menschen liegen gelassen, bedauert sie. "Man hört dann oft: ›Das ist eben Natur‹. Aber es gab schon vor 60 Millionen Jahren Igel. Doch auf die Gefahren unserer technisierten, für den Menschen immer bequemer werdenden Umwelt mit Autos, Laubbläsern oder Motorsensen können sich die eigentlich robusten Tiere nicht einstellen." Hinzu kämen Pestizide, die ihre Nahrungsgrundlage vernichten. Dagegen helfen eben weder Überlebenswille, noch Stachelkleid, weiß Münchau.

Zwölf Igel in der Station

Insgesamt zwölf Igel habe sie aktuell in der Rettungsstation, vier weitere habe sie in die Außenstation nach Oberreichenbach abgegeben. Unter ihren zwölf seien zwei Schwerverletzte sowie einer, bei dem die Behandlung abgeschlossen sei. "Igel Toni aus Eutingen hat den Winterschlaf noch bei uns gemacht, weil es zu früh war, ihn auszuwildern. Er kam letztes Jahr mit abgemähten Zehen zu uns." Es sei erfreulich, dass es ihm besser gehe, doch solche Fälle "müssten nicht sein, wenn die Leute nachdenken würden." Wer also vor habe, seinen Garten aufzuräumen, solle laut Münchau zuerst in Reisig- und Laubhaufen, Hecken oder Bodendecker schauen. Auch in Hohlräumen von Holzstapeln oder Steinhaufen verstecken sich die Stacheltiere gerne. Gartengeräte seien mit Vorsicht zu verwenden und auch bei Bauarbeiten sei Achtung geboten. "Man kann die Igel auch mit gutem Igel- oder Katzenfutter unterstützen", an einer katzensicheren Futterstelle, verstehe sich.