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Marina Gizzi ist mit ihrem Café und der Minigolfanlage samt Kiosk für die Gastronomie im Kleb zuständig

Nagold. Selbst wenn es regnet, verliert der Kleb-Park nichts von seiner Schönheit. An regnerischen Tagen wie diesem kann Marina Gizzi ein wenig durchatmen. Die 31-Jährige ist sozusagen für die Verpflegung im Park zuständig. Gizzi ist seit März die neue Pächterin des Minigolfplatzes im Park und des dazugehörigen Kiosks. Im vergangenen Jahr erfüllte sich die Gastronomin einen Traum: Mit der Eröffnung des Cafés am Kleb wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit.

"Mein Ziel war es immer, mit 30 mein eigener Chef zu sein", erzählt sie bei einem Gespräch im trockenen Kiosk. Da es regnet, sind Minigolfanlage und Kiosk geschlossen, nur wenige Menschen sind im Kleb unterwegs, eine Sportgruppe macht unter dem Vordach des Kiosks Gymnastik.

Gizzi erzählt von ihrem beruflichen Werdegang und wie es sie in den Kleb verschlagen hat: Nach der Schule absolvierte die Nagolderin eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin, leitete sogar eine Filiale. Mit 26 riss sie das berufliche Ruder um, setzte eine zweite Ausbildung zur Restaurantfachwirtin und zur Barkeeperin oben drauf, arbeitete dann in einem Restaurant in Herrenberg. "Das war okay, aber ich war innerlich so unruhig und wollte etwas Neues wagen."

Diesen Schritt ging Gizzi im vergangenen Frühling mit der Eröffnung des Cafés am Kleb. Die Lokalität dafür hatte sie davor bereits längere Zeit im Blick. "Von Zuhause aus sah ich immer ›meinen gelben Würfel‹, wie ich ihn nenne, und fantasierte, dass man diesen und den Spielplatz davor doch eigentlich gut verbinden könnte."

Der "gelbe Würfel", ein Überbleibsel von der Gartenschau, wurde zunächst vom Schwarzwaldverein gepachtet, allerdings ohne regelmäßige Bewirtung. Gizzi öffnet das Vereinsheim mit ihrer Gastronomie inklusive Frozen-Yoghurt-Station nun täglich für alle Parkbesucher. Dem kleinen Gebäude mit der skurillen Fassade verlieh die Halbitalienerin ihre ganz eigene Note, richtete das Café liebevoll ein.

"Ich habe die schönste Arbeitsumgebung", findet Gizzi und meint damit auch das Grün des Parks, die Nagold, die den Kleb von der Altstadt trennt und die Menschen, die sich im Park tummeln.

Im Kleb, am Minigolfplatz und in ihrem Café begrüßt Gizzi viele unterschiedliche Menschen. Die Mutter, die im Café einen Kaffee trinkt, während sich ihre Kinder auf dem Spielplatz austoben, Senioren, die sich zum Spaziergang treffen, Schüler, die ihre Mittagspause genießen und Familien und Cliquen, die sich beim Minigolf vergnügen. "Oft sieht man immer die gleichen Leute", bemerkt Gizzi, die sich selbst als sehr offene und kommunikationsfreudige Person bezeichnet. "Manche erkenne ich auch nur an ihren Hunden", sagt sie und lacht. Sie mag es, wenn man sich kennt und grüßt.

Während das Café, "ihr Baby", wie es die fröhliche Frau gerne nennt, ein lang gehegter Plan war, kamen das Kiosk und der Minigolfplatz eher zufällig in ihre Hände. Die Stadt sei auf sie zugekommen und habe gefragt, ob sich der zweite Standort und das Café verbinden lassen könnten.

Zwar läuft die Minigolf-Saison gerade erst an, doch der Zulauf sei bereits jetzt erfreulich. Praktisch sei, dass ihre beiden Arbeitsstätten nur circa 100 Meter auseinander liegen und sie so auf beides ein Auge haben kann. Unterstützung erhält Gizzi sowohl im Café als auch im Kiosk von ihrer Familie. Ihr Papa Salvatore kümmert sich in erster Linie um den Kiosk und die Minigolfanlage, verkauft Getränke und Süßigkeiten, gibt die Schläger und Bälle aus und erklärt die Spielregeln.

Das Café, die Minigolfanlage und der Kiosk haben sieben Tage die Woche geöffnet. Letztere sind allerdings im Winter geschlossen und auch bei Regen greift kaum jemand zum Golfschläger. Umso belebter ist der Platz bei Sonnenschein, dann haben Gizzi und ihr Team alle Hände voll zu tun. Die Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Öffnungszeiten. Das tägliche Herrichten und Vorbereiten, die Bestellungen, das Sauber machen – das alles läuft im Hintergrund.

Dass sie hauptsächlich bei gutem Wetter – egal ob Werktags oder am Wochenende – arbeitet, macht der Gastronomin nichts aus. "Ich bin bei der Arbeit viel draußen und bekomme so auch etwas von der Sonne ab", stellt sie fest. Dass durch ihre beiden Wirkungsstätten im Kleb nur sehr wenig Freizeit bleibt, stört die quirlige Halbitalienerin ebenso wenig. "Das war mir von vornherein bewusst. Ich lebe hier meinen Traum und dafür muss man nun mal andere Dinge zurücksetzen", sagt sie entschlossen. "Aber das ist es mir wert. Ich stehe morgens auf und freue mich auf die Arbeit."

Dass Gizzi im Kleb ihren beruflichen Traum lebt, merkt man im Gespräch. Die Augen funkeln, wenn sie von ihrem Café spricht. "Ich kann hier kreativ sein, ich habe so viele Ideen und kann sie umsetzen wie ich möchte", merkt sie. Die Ideen kommen ihr meist nachts. "Da kommt dann eine Fantasie, die ich dann umsetzen möchte, am besten sofort. Da gehe ich dann mit dem Kopf gegen die Wand", sagt sie und lacht. "Ich bin sehr aktiv, voller Energie. Wie ein Duracellhase." Dass sie damit auch scheitern kann, stört sie wenig. "Für mich gibt es nur schwarz oder weiß. Ich hab den Mut dazu, Neues zu wagen und bin motiviert."