Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen den Fahrer des Müllwagens erhoben. Er soll den Unfall mit fünf Toten verschuldet haben. Foto: 7aktuell.de/Oskar Eyb

54-Jähriger soll Unfall mit fünf Toten verschuldet haben. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft.

Nagold/Tübingen - Etwa drei Monate nach einem Müllwagen-Unfall mit fünf Toten bei Nagold hat die Staatsanwaltschaft den Fahrer angeklagt. Dem 54-Jährigen werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, teilte die Behörde am Mittwoch in Tübingen mit. Der Mann sei zu schnell in eine Kurve gefahren.

Das etwa 20 Tonnen schwere Müllfahrzeug war am 11. August beim Abbiegen auf das Auto einer fünfköpfigen Familie gekracht. Bei dem Unfall starben die 25 Jahre alte Fahrerin, ihr Freund (22), die zweijährige Tochter und der nur wenige Wochen alte Sohn sowie die Schwester der Fahrerin (17). Fahrer und Beifahrer des Lastwagens wurden leicht verletzt.

Wäre der Fahrer mit einem angemessenen Tempo von etwa 30 Kilometern pro Stunde abgebogen, hätte die Katastrophe verhindert werden können, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Der Angeklagte soll zu spät erkannt haben, dass er zu schnell in die Kurve fuhr. Sein Fahrzeug sei "vorhersehbar und vermeidbar außer Kontrolle" geraten. Ein technisches Versagen schließt die Staatsanwaltschaft aus.

Die Ursache des Unfalls war lange unklar. Der Angeklagte hatte im Laufe des Ermittlungsverfahrens angebliche technische Mängel an seinem Fahrzeug ins Gespräch gebracht. Ein Sachverständiger untersuchte den Unfallwagen. Das Ergebnis: einwandfreie Bremsen und auch sonst keine Mängel am Fahrzeug, teilte die Behörde mit. Den Verdacht, der Fahrer könne betrunken gewesen sein, konnten die Ermittler nicht bestätigen.

Dem Angeklagten droht laut Strafgesetzbuch eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren, mindestens aber eine Geldstrafe. Das Landgericht muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden.

Viele Menschen hatten nach dem Unfall Anteil am Schicksal der Opfer genommen: Die Heimatgemeinde Mötzingen (Kreis Böblingen), aus dem die getötete Familie stammt, richtete wenige Tage später ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen ein und formulierte ihr Mitgefühl in einem öffentlichen Nachruf. Darin hieß es: "Junge Menschen mit Kleinkindern, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten, sind nun nicht mehr unter uns."

Auch über den Südwesten hinaus schlug die Tragödie Wellen: Weil einige der Opfer aus der zweitgrößten deutschen Zirkusfamilie Frank kamen, trauerten Teile der deutschen Zirkuswelt mit. An der Gedenkfeier auf dem Friedhof in Mötzingen nahmen rund 1500 Zirkus-Leute und Schausteller aus Deutschland teil. Die Familie Frank betrieb bis vor einigen Jahren den Zirkus Charles Monti.