Helmut Gottschalk (stehend) zog ein letztes Mal bei einer Vertreterversammlung Bilanz. Ende Juni geht der Vorstandssprecher in den Ruhestand. Foto: Buckenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Vertreterversammlung: Letzter offizieller Akt für den amtierenden Vorstandssprecher / Jörg Stahl übernimmt

Nagold/Rottenburg. 35 Jahre lang stand er an der Spitze und führte die Bank mit vier Fusionen unter die Top 100 der genossenschaftlichen Institute in Deutschland: Jetzt hat Helmut Gottschalk als amtierender Vorstandssprecher der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg ein letztes Mal bei einer Vertreterversammlung Bilanz eines Geschäftsjahres gezogen. Ende Juni geht der Stratege in den Ruhestand und hinterlässt, wie Aufsichtsratsvorsitzender Walter Seeger konstatierte, ein "gut bestelltes Haus".

Gottschalk sprach in seinem letzten Rechenschaftsbericht vor den in der Festhalle Rottenburg versammelten Mitgliedervertretern und Beiräten von einem, trotz schwieriger Rahmenbedingungen, insgesamt guten Ergebnis 2016, das den Mitgliedern zudem eine "attraktive Rendite" beschere: Die Bank schüttet eine Dividende von drei Prozent aus. Insgesamt mehr als eine Million Euro werden auf die Konten der 55 602 Mitglieder überwiesen.

Die Bilanzsumme ging zwar leicht auf 2,2 Milliarden Euro zurück, derweil stiegen die Kundenkredite um 45 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro. Das Kreditgeschäft erklärte der Vorstandssprecher zum wichtigsten Wachstumsschwerpunkt der kommenden Jahre. Schon heute liegt die Bank mit ihrem genossenschaftlichen Marktquotienten weit über dem Durchschnitt: 11 700 Euro Kredit kommen auf einen Einwohner, dem stehen 16 000 Euro Kundeneinlagen pro Kopf gegenüber.

Strategische Vision heißt "Spitze in der Region"

"40 Prozent aller Einwohner bezeichnen die Volksbank als ihre Hausbank", sagte Gottschalk und gab ambitionierte Ziele vor: "Spitze in der Region" – das sei die strategische Vision, für die man vor drei Jahren mit der Fusion der Volksbanken Herrenberg-Rottenburg und Nagold das Fundament gelegt habe. Wobei sich Gottschalk für weitere Zusammenschlüsse offen zeigte, sofern sie "in der Region sinnvoll" erscheinen würden.

Seinen Dank richtete Gottschalk an die Vertreter und Beiräte für die Loyalität auch bei schwierigen Entscheidungen – wie bei der angesichts des veränderten Kundenverhaltens notwendigen Straffung des Filialnetzes.

Schlanker will die Bank in Zukunft werden: Bei den Personalkosten sparte man aufgrund der Fusionssynergien trotz Lohnsteigerungen bereits 1,5 Prozent. Nicht nur den Beiräten, auch dem Aufsichtsrat werde eine "deutliche Verschlankung" verordnet, so Gottschalk. Der Vorstand geht mit gutem Beispiel voran: Wenn der Vorstandssprecher Ende Juni wie vorgesehen – das Plazet des Aufsichtsrates vorausgesetzt – sein Amt an seinen Stellvertreter Jörg Stahl weitergibt, soll der Vorstand nur noch aus einem Quartett bestehen.

Nicht nur die Vertreterversammlung quittierte Gottschalks Abschlussbilanz mit Applaus, auch Rottenburgs Stadtoberhaupt Stephan Neher kommentierte launig: "Vorstände können auch nicht zaubern" -– aber Gottschalks Entscheidungen habe man "immer mit gutem Gewissen mittragen können."

Eine besondere Ehrung wurde Siegfried Dierberger zuteil: Der Herrenberger Jurist sitzt seit 25 Jahren im Aufsichtsrat und hat derzeit dessen stellvertretenden Vorsitz inne. Helmut Gottschalk verriet, welche Fähigkeit er bei Dierberger besonders zu schätzen wisse, "die ich nicht habe: eine schöne Handschrift".