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Bischof stimmt der Umwidmung von Kirche und Gemeindezentrum zu. Weg frei für Hospiz.

Nagold - Der Bischof der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, hat sich entschieden: Die Kirche St. Michael samt Gemeindezentrum im Nagolder Kernen darf profanisiert werden. Dem Abriss und damit dem künftigen Hospiz steht nun nichts mehr im Wege.

Dies teilten der Nagolder Dekan Holger Winterholer und die zweite Vorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats Kathrin Dietenmeier bereits Ende letzter Woche in einem Schreiben an die Vertreter des Aktionsbündnisses gegen einen Abriss von St. Michael mit. Im Laufe des Wochenendes wurden dann in den verschiedenen Predigten auch die Mitglieder der betroffenen katholischen Gemeinden von dem bischöflichen Entscheid informiert.

Laut dem Schreiben von Winterholer und Dietenmeier, das dieser Zeitung vorliegt, hatten sich bereits zuvor die sogenannte Umwidmungskommission, der Priesterrat und das Bischöfliche Ordinariat der Diözese jeweils mehrheitlich in ihren Empfehlungen an dem Bischof dafür ausgesprochen, dem seinerzeitigen Antrag der katholischen Kirchengemeinde Nagold zu unterstützen, die Weihe von St. Michael formal aufzuheben – die sogenannte "Profanierung" der Kirche. Dieser Empfehlung folgte nun Bischof Fürst, womit das Grundstück samt Kirche und Gemeindezentrum gemäß den Plänen des katholischen Kirchengemeinderats jetzt dem Verein Stationäres Hospiz Region Nagold überlassen werden kann. Bekanntlich will der Hospiz-Verein die in die Jahre gekommenen kirchlichen Immobilien auf dem Kernen abreißen lassen, um an ihrer Stelle den geplanten Hospiz-Neubau zu errichten.

Für den Hospiz-Verein kommentierte deren Vorsitzende Barbara Fischer in einer Mitteilung den Entscheid des Bischofs: "Wir sind glücklich und sehr, sehr dankbar. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum stationären Hospiz für die Region ist geschafft. Diese Entscheidung ist für uns ein großer Vertrauensvorschuss, den Bischof Fürst und die katholische Kirchengemeinde uns geben. Wir werden mit dem Grundstück sorgsam umgehen. Das stationäre Hospiz soll ein Ort gelebter Nächstenliebe, ein Ort des Lebens in seiner ganzen Vielfalt werden."

Noch keine Angaben zum Zeitplan

Für den Hospiz-Verein werde es nun darum gehen, so Fischer weiter, sich "intensiv mit der Finanzierung des Hospizbaus und der Abmangelsicherung" zu beschäftigen. Wie es dann auch von der Zeitplanung für das stationäre Hospiz in Nagold weitergehen werde, darüber könne sie allerdings noch nichts sagen. Darüber werde sich zuerst einmal der Hospiz-Verein im Vorstand und später auch mit der St. Elisabethstiftung, die nach den Wünschen des Vereins den Betrieb des späteren Hospiz einmal übernehmen soll, abstimmen.

Enttäuschung bei den Abrissgegnern

Für die Abrissgegner kommentierte Marcus Weidl vom Aktionsbündnis ebenfalls in einer schriftlichen Mitteilung das Votum des Bischofs: "Ich denke, dass bei allen Abriss-Gegnern Enttäuschung vorherrscht", so Weidl, aber diese Entscheidung sei nicht unerwartet gekommen. Weidl weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass Dekan Winterholer vor seiner Stelle in Nagold als Sekretär des Bischofs tätig gewesen sei, weshalb man wohl davon hätte ausgehen können, dass er das Thema St. Michael schon vorab mit seinem ehemaligen Chef besprochen haben wird.

Dem gegenüber bekräftigen Winterholer und Dietenmeier in dem Schreiben an die Abrissgegner jedoch ausdrücklich, dass sie überzeugt seien, dass dem Bischof die letztendliche Entscheidung nicht leicht gefallen sein dürfte. Ihnen als Kirchengemeinderat sei es aber nun vor allem ein großes Anliegen "und ein tiefes Bedürfnis", gemeinsam auch mit den Abrissgegnern nach Wegen zu suchen, einerseits die Erinnerungen an "viele gute Ereignisse und Erlebnisse" in St. Michael am Leben zu erhalten, andererseits aber auch "eine gute Zukunft" zu ermöglichen "für die Menschen, denen für kurze Zeit in der Lebensphase vor ihrem Tod ein Zuhause und eine Heimat" im künftigen Hospiz geboten werden solle.

Mit dem Schreiben kündigt der Kirchengemeinderat deshalb auch eine weitere öffentliche Informationsveranstaltung zu dem Thema an, auf der Domkapitular Uwe Scherfenecker, Leiter des Bischöflichen Bauamtes und Vorsitzender der Umwidmungskommission, sowie Mitglieder des Kirchengemeinderats über die Hintergründe der Entscheidung Auskunft geben, aber auch zu Fragen der Gemeindemitglieder Stellung beziehen wollen. Die Veranstaltung findet statt am Donnerstag, 30. Juni, ab 19 Uhr – passenderweise im Gemeindezentrum St. Michael im Kernen. Moderiert wird die Veranstaltung wieder von Lothar Schubert vom Bischöflichen Ordinariat, der im Vorfeld auch das Schlichtungsgespräch zwischen Kirchengemeinderat und den Abrissgegnern geleitetet hatte – nachdem zweitweise der Streit um St. Michael gemeindeintern zu zum Teil heftigen, auch öffentlich ausgetragenen Kontroversen geführt hatte.